Homosexualität

Kabinett billigt Verbot von „Konversionstherapien“

Das Bundeskabinett hat ein weitreichendes Verbot sogenannter Konversionstherapien beschlossen. Verstöße sollen mit hohen Strafen geahndet werden.

Von Thomas Hommel Veröffentlicht:
Homosexuelle „umpolen“? Die Regierung schiebt den Konversionstherapien einen Riegel vor.

Homosexuelle „umpolen“? Die Regierung schiebt den Konversionstherapien einen Riegel vor.

© DragonImages / Getty Images / iStock

Berlin. Das Bundeskabinett hat grünes Licht für ein Verbot sogenannter Konversionstherapien zur „Umpolung“ von Homosexualität gegeben. Die Ministerrunde billigte am Mittwochvormittag einen entsprechenden Gesetzentwurf von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU).

Der Entwurf sieht ein generelles Verbot von Konversionsbehandlungen an Minderjährigen vor. Untersagt sein sollen entsprechende medizinische Interventionen auch bei Volljährigen, deren Einwilligung auf einem „Willensmangel“ beruht – beispielsweise, weil der Behandler sie nicht über die Schädlichkeit der Therapie aufgeklärt hat. Auch das Bewerben, Anbieten und Vermitteln der Behandlungen soll untersagt sein.

„Homosexualität keine Krankheit“

Das Ministerium hatte den Gesetzentwurf zuletzt noch verschärft. Ursprünglich waren für Heranwachsende im Alter zwischen 16 und 18 Jahren Ausnahmeregeln geplant. Das war auf massive Kritik gestoßen.

Dem Gesetzentwurf zufolge soll das Verbot im Strafrecht verankert werden. Verstöße gegen das Verbot von Konversionsbehandlungen sollen mit einer Freiheitsstrafe von bis zu einem Jahr belegt werden. Verstöße gegen das Verbot der Werbung, des Anbietens und Vermittelns sollen mit einem Bußgeld von bis zu 30 000 Euro geahndet werden.

Gesundheitsminister Spahn betonte, Homosexualität sei keine Krankheit. „Daher ist schon der Begriff Therapie irreführend.“ Ziel der Bundesregierung sei es, sogenannte Konversionstherapien „soweit wie möglich“ zu verbieten. Wo sie durchgeführt würden, entstehe oft schweres körperliches und seelisches Leid, sagte Spahn am Mittwoch in Berlin. „Diese angebliche Therapie macht krank und nicht gesund. Und ein Verbot ist auch ein wichtiges gesellschaftliches Zeichen an alle, die mit ihrer Homosexualität hadern: Es ist ok, so wie du bist.“ Dem „Redaktionsnetzwerk Deutschland“ hatte Spahn zuvor gesagt, dass bundesweit jedes Jahr schätzungsweise bis zu 2000 Konversionstherapien durchgeführt würden.

Grüne: Überfälliger Schritt!

Die Sprecherin für Queerpolitik der Grünen-Bundestagsfraktion Ulle Schauws nannte das geplante Verbot einen „überfälligen Schritt“. Sogenannte Konversionstherapien seien „gefährliche Scharlatanerie“. Mit dem von der Bundesregierung beschlossenen Entwurf erfülle sich „die grüne Forderung nach einem Verbot dieser Pseudotherapien, das wir erstmals 2013 in einem Gesetzentwurf gefordert haben“. Kritisch bewerte ihre Fraktion einen Passus im Gesetzentwurf, „der es Eltern und Erziehungsberechtigten weiterhin und ohne Folgen ermöglicht, Pseudotherapien durchzuführen“. Dies könne dazu führen, dass Jugendliche weiter unter enormen Druck gerieten

Das Gesetz soll voraussichtlich Mitte 2020 in Kraft treten. Der Bundesrat muss nicht zustimmen.

Jetzt abonnieren
Schlagworte:
Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Schadensersatz gefordert

Falscher Embryo eingesetzt – Frau klagt gegen US-Klinik

Das könnte Sie auch interessieren
Glasglobus und Stethoskop, eingebettet in grünes Laub, als Symbol für Umweltgesundheit und ökologisch-medizinisches Bewusstsein

© AspctStyle / Generiert mit KI / stock.adobe.com

Klimawandel und Gesundheitswesen

Klimaschutz und Gesundheit: Herausforderungen und Lösungen

Kooperation | In Kooperation mit: Frankfurter Forum
Ein MRT verbraucht viel Energie, auch die Datenspeicherung ist energieintensiv.

© Marijan Murat / dpa / picture alliance

Klimawandel und Gesundheitswesen

Forderungen nach Verhaltensänderungen und Verhältnisprävention

Kooperation | In Kooperation mit: Frankfurter Forum
Ein Dialogforum von Fachleuten aus Gesellschaft, Gesundheitspolitik und Wissenschaft

© Frankfurter Forum für gesellschafts- und gesundheitspolitische Grundsatzfragen e. V.

Das Frankfurter Forum stellt sich vor

Ein Dialogforum von Fachleuten aus Gesellschaft, Gesundheitspolitik und Wissenschaft

Kooperation | In Kooperation mit: Frankfurter Forum
Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Dr. Antigone Fritz und Hubertus Müller sitzen trocken am PC. Dort zu sehen: ein Bild vom Hochwasser in Erftstadt vor drei Jahren.

© MLP

Gut abgesichert bei Naturkatastrophen

Hochwasser in der Praxis? Ein Fall für die Versicherung!

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: MLP
Protest vor dem Bundestag: Die Aktionsgruppe „NichtGenesen“ positionierte im Juli auf dem Gelände vor dem Reichstagsgebäude Rollstühle und machte darauf aufmerksam, dass es in Deutschland über drei Millionen Menschen gebe, dievon einem Post-COVID-Syndrom oder Post-Vac betroffen sind.

© picture alliance / Panama Pictures | Christoph Hardt

Symposium in Berlin

Post-COVID: Das Rätsel für Ärzte und Forscher

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: vfa und Paul-Martini-Stiftung
Krisenkommunikation war Schwachpunkt in der Pandemie

© HL

Herbstsymposium der Paul-Martini-Stiftung

Krisenkommunikation war Schwachpunkt in der Pandemie

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: vfa und Paul-Martini-Stiftung
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Wiederkehrende Schwindelanfälle

Vertigo – wann steckt eine vestibuläre Migräne dahinter?

Man kann nicht nicht führen

Mitarbeiterführung in der Arztpraxis: Tipps für Praxisinhaber

Zu viel in der Hitze gearbeitet?

Der Mann mit der Alzheimermutation, der keine Demenz bekommt

Lesetipps
Eine Lupe vor Spielfiguren

© CYBERUSS / stock.adobe.com

Frage der Woche

Wie sieht für Sie der optimale Führungsstil aus?

Die Ärzte Zeitung hat jetzt auch einen WhatsApp-Kanal.

© prima91 / stock.adobe.com

News per Messenger

Neu: WhatsApp-Kanal der Ärzte Zeitung