Kommentar

Kampftrinker gestern und heute

Christoph FuhrVon Christoph Fuhr Veröffentlicht:

Mal ganz ehrlich: Wohl die allerwenigsten Erwachsenen werden von sich glaubwürdig behaupten können, dass sie in ihrer Jugend konsequent Alkohol gemieden haben. All die vielen Parties, Bierabende und langen Studentennächte - der Alkohol floss reichlich, zuweilen mehr als reichlich. Prost, Prost Kameraden, zum Wohl!

Vor diesem Hintergrund mag man auf den ersten Blick geneigt sein, das Thema Alkoholkonsum unter Jugendlichen unter der Rubrik „haben wir alle mal gemacht“ abzuhaken. Das allerdings lassen die aktuell vorgelegten Zahlen einer Studie der Bundesdrogenbeauftragten nicht zu.

Im Gegenteil: Jeder zweite junge Erwachsene zwischen 18 und 25 Jahren trinkt einmal pro Monat bis zum Vollrausch. In der Altersgruppe zwischen 12 und 17 Jahren gilt dies für jeden sechsten Jugendlichen. Das sind beängstigende, die sich in den letzten drei Jahren nicht verändert haben.

Das Vertrauen, dass die Kampftrinker von heute irgendwann in ihrem Leben die Kurve bekommen und ihnen auf Dauer ein maßvoller Umgang mit Alkohol gelingt, ist trügerisch. Die Folgen für die, die es nicht schaffen, sind fatal.

Es ist der Alkohol, der Menschen kaputt macht und in den Abgrund reißt, der Persönlichkeiten verändert und entwürdigt, der Betroffenen und den Menschen in ihrer unmittelbaren Umgebung das Leben zur Hölle macht.

Dass die bisher initiierten Präventionskonzepte ihr Ziel nicht erreicht haben, gibt Anlass zur Sorge. Die Strategie, Jugendliche schonungslos mit den krassen Folgen der Alkoholsucht zu konfrontieren, ist alternativlos.

Lesen Sie dazu auch: Junge Erwachsene: Komasaufen bleibt beliebt

Jetzt abonnieren
Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Mediensucht, Depressionen, HPV-Impfung

DAK baut Vorsorgeangebot in Kinder- und Jugendarztpraxen aus

Kommentare
Dr. Thomas Georg Schätzler 08.04.201415:28 Uhr

Jugendliche diskreditieren und Weitersaufen wie bisher?

Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) und die Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Marlene Mortler (CSU) machen es sich mit den Erklärungsmodellen für jugendlichen Alkoholmissbrauch zu einfach.

Denn gut zwei Millionen alkoholabhängigkeitskranke E r w a c h s e n e sind in Deutschland auf Dauer die falschen Vorbilder. Davon ziehend singend, saufend und marodierend allein ca. eine Million Menschen jedes Wochenende mit Bier, Schnaps und anderen Alkoholika durch die Fußballstadien, Kneipen und öffentlichen Plätze. Zusätzlich kommen entscheidende Vorwände zum öffentlichen Trinken und Saufen über die Unterhaltungs-, Bier- bzw. Spirituosenindustrie: Glühweinstände zu Advent und Weihnachten, die tollen, närrischen Tage zu Karneval, Champions-, Europa-League und DFB-Pokal, "englische Wochen", Kirmes, Sommerfeste, Festivals, Oktoberfeste, Herbst- und Handwerksmärkte, und was es sonst noch so alles als Vorwand gibt, sich besinnungslos einen hinter die Binde zu gießen.

Mf+kG, Dr. med. Thomas G. Schätzler, FAfAM Dortmund

Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Empfehlungs-Wirrwarr

Drei Hypertonie-Leitlinien: So unterscheiden sie sich

Lesetipps
Die Ärzte Zeitung hat jetzt auch einen WhatsApp-Kanal.

© prima91 / stock.adobe.com

News per Messenger

Neu: WhatsApp-Kanal der Ärzte Zeitung