Dritter Sektor

Knieps fordert Neustart des SGB V

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Berlin. Ein dritter Sektor in der Gesundheitsversorgung ist umstritten. Am Vorabend des Bundeskongresses der Deutschen Gesellschaft für Integrierte Versorgung im Gesundheitswesen (DGIV) überwog Skepsis. So forderte BKK-Dachverbandschef Franz Knieps, einer der Autoren des SGB V von 1989, einen Neustart. „Ich will ein neues Leistungs- und Vertragsrecht, das vom Integrationsgedanken getragen ist“, sagte Knieps am Montag. Leistungen müssten einheitlich vergütet werden, gleich „ob sie im Bett, am Bett oder ohne Bett“ erbracht würden. Zudem müsse ein „integratives Planungssystem“ aufgesetzt werden.

Hintergrund der Debatte sind Vorgaben der Koalition im MDK-Gesetz, die Vergütung für fachärztliche Leistungen zu vereinheitlichen, die sowohl ambulant als auch stationär erbracht werden können. Beim DGIV-Abend wurde davor gewarnt, dass die geplante einheitliche Honorierung de facto einen dritten Sektor schaffe. Ein neuer Sektor sei „völlig überflüssig“ sagte SpiFa-Vorstand Dr. Hans-Friedrich Spies. Stattdessen sollten alle DRG unter vier Tagen von einem neuen Paragrafen 115 SGB V geregelt werden. Gelten solle dies für Kliniken und alle Gemeinschaftsstrukturen niedergelassener Ärzte. (af)

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Kommentare
Dr. Schätzler 28.11.201912:38 Uhr

Leistungen "im Bett, am Bett oder ohne Bett" - Für die medizinische Krankenversorgung zu salopp formuliert!
Warum will bloß BKK-Dachverbandschef Franz Knieps, einer der Autoren des SGB V von 1989, als Nicht-Mediziner einen Neustart? „Ich will ein neues Leistungs- und Vertragsrecht, das vom Integrationsgedanken getragen ist“, sagte Knieps am Montag. Leistungen müssten einheitlich vergütet werden, gleich „ob sie im Bett, am Bett oder ohne Bett“ erbracht würden.
Es macht doch einen Unterschied, ob in der Primärversorgung bei haus- und vertragsärztlich tätigen Allgemeinärzten, Internisten oder Pädiatern medizinische Probleme zu 85% gelöst werden können und nur in 15% Fachärzte und Kliniken zum Zuge kommen. Niedergelassene Praxen haben andere Kosten-/Aufwandsstrukturen als fachärztliche MVZ's, Belegärzte bzw. Kliniken vom Kreiskrankenhaus bis zur Uniklinik.
Warum soll eine undifferenzierte Gleichmacherei aufgemacht werden. Damit wird nur davon abgelenkt, dass real existierende, strukturelle und inhaltliche Probleme der Krankheitsversorgung und Krankheitsbewältigung in Deutschland immer noch nicht gelöst sind, weil man sich von einem unangemessenen "Gesundheits"-Begriff leiten lässt.
Zugleich werden ausschließlich niedergelassene Vertrags-Ärztinnen und -Ärzte durch das Wirtschaftlichkeitsgebot des § 12 SGB V geknebelt. Leistungsprinzipien der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) sind:
"Die Leistungen müssen ausreichend, zweckmäßig und wirtschaftlich sein; sie dürfen das Maß des Notwendigen nicht überschreiten" [WANZ-Prinzip wirtschaftlich, ausreichend, notwendig, zweckmäßig). Diese maßgeblichen WANZ-Kriterien gelten ausdrücklich nicht für stationäre Leistungserbringer in der GKV. Diese müssen nur im Rahmen ihrer ebenfalls nicht unproblematischen DRG („diagnose related groups“) klar kommen, können aber innerhalb dieses Budgets auf jedwede alternativ-medizinischen oder leitlinien-fremden Behandlungsmöglichkeiten zurückgreifen.

Mf+kG, Dr. med. Thomas G. Schätzler, FAfAM Dortmund

Dr. Bauer 27.11.201911:50 Uhr

Endlich mal ein sehr guter Gedanke, eine ordentliche Gebürenordnung wie es sich für Freiberufler gehört, kein klein in klein Pünktchenzählen mit falschen Anreizen für Therapiemaßnahmen.
Als nächstes ein Kassenfusionsgesetz vorerst im GKV-Bereich und ein für alle verbindliches Patientenverwaltungssystem in einer Gesundheitscloud, die dann datenschutzrechtlich auch vernünftig abgesichert werden kann.
Kein Verlust mehr von ärztlicher Arbeitszeit durch halbfunktionierende Technik, die den Praxen von medizinfernen Strukturen aufgedrückt wird.
Ein weiterer Vorteil, wirkliche Übersicht über den Gesundheitszustand der Bevölkerung und Basisdaten von Therapieverläufen von wirklich vorkommenden Fällen, nicht Studien mit selektierten Studienteilnehmern, die den realen Pat. nicht entsprechen, aber dann zur Grundlage von Leitlinien gemacht werden.
Und siehe da, die Bedenkenträger, die um ihre eigenen Posten fürchten sind auch gleich zur Stelle.
Ich wünsche Herrn Knieps viele offene Ohren und vor allem für die Umsetzung dieses Planes viel Kraft .
Es könnte ein Ansatz für eine zukunftsfähige Struktur werden.
Ich höre von einigen Kollegen schon den Aufschrei vom zentralistischen sozialistichem Gesundheitswesen.
Da kann ich nur sagen schauen sie in die EU-Nachbarländer, die auch nicht sozialistisch sind obwohl der Staat dort wirklich der Daseinsfürsorge für die Bevölkerung gerecht wird und auch noch vernünftige Arbeitsbedingungen für die Ärzteschaft und die anderen Patienten betreuenden Berufsgruppen hinbekommt.


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