Pflegeberufegesetz

Koalition einigt sich auf Kompromiss zur Ausbildung

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BERLIN. In der großen Koalition gibt es offenbar eine Einigung über einen Kompromiss zum Pflegeberufegesetz. Wie die "Ärzte Zeitung" erfahren hat, bleiben die drei Berufsbilder in der Pflege – Kranken-, Kinderkranken- und Altenpflege – erhalten. Demnach wird es eine zweijährige gemeinsame Ausbildung für alle Berufsgruppen geben, danach gehen die Altenpfleger und die Kinder- und Jugendkrankenpfleger in die Spezialisierung. Wie Erwin Rüddel (CDU) und Professor Karl Lauterbach gegen 18 Uhr mitgeteilt haben, kann, wer will, jedoch auch in der generalistischen Ausbildung bleiben. Damit scheint nun ein Kompromiss gefunden zu sein, der es erlaubt, das Gesetz noch in dieser Legislatur abzuschließen. (af)

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Kommentare
Ewald Rogge 30.03.201717:19 Uhr

Kompromiss der Regierungskoalition führt die Pflegeausbildung auf das Niveau vor 1974 in der ehemaligen DDR zurück

Eine zweijährige Pflegeausbildung hatten wir vor 1974 in der damaligen DDR. Auch Abgänger der 8. Klasse konnten damals zur Krankenschwester ausgebildet werden. 1974 gab es in der damaligen DDR Gesundheitspolitiker, die in weiser Voraussicht auf den demographischen Wandel und gestiegener Anforderungen in der medizinisch-pflegerischen Versorgung der Patienten eine Pflegeausbildungsreform auf den Weg gebracht haben. In der Folge wurden die Zulassungsvoraussetzungen für die Pflegeausbildung deutlich angehoben und über 60 medizinische Fachschulen im Land gegründet. Lehrkräfte für diese Schulen wurden als Diplom-Medizinpädogen an der Humboldt Universität, Fachbereich Medizin (Charite) mit der Berufsbezeichnung Diplom-Medizinpädagoge ausgebildet. Alle Lehramtsanwärter brachten für dieses Studium neben Abitur einen erfolgreichen Berufsabschluss im mittleren medizinischen Bereich z.B. als Pflegefachkraft mit.

Unfassbar, dass die jetzige CDU Fraktion wieder auf das Niveau vor 1974 mit einer nur zweijährigen Ausbildung zurückkehren will und dies als erfolgreichen Kompromissvorschlag vor der Presse präsentiert. Nach den Willen ihres Sprechers Rüddel sollen unbedingt auch die Hauptschüler (früher 8. Klasse Abgangsniveau) auf direkten Weg zur Altenpflegefachkraft ausgebildet werden können. Angeblich kann nur durch die Zulassung von Hauptschülern zur Pflegefachkraftausbildung der Pflegenotstand in der Altenpflege verhindert werden. Was für ein Trugschluss? Bereits die jetzigen Lehrpläne in der Altenpflege lassen kaum ein erfolgreiches Examen von Hauptschülern zu.

Nach dem Kompromissvorschlag sollen alle Pflegeanwärter einschließlich Hauptschüler nach einem einheitlichen Lehrplan generalistisch ausgebildet werden. Nach einer Prüfung werden dann alle zu Pflegeassistenten (frühere Bezeichnung Hilfsschwester oder Hilfspfleger. So ein Zwischenexamen gab es tatsächlich in der früheren DDR). Danach soll eine einjährige Spezialisierung u.a.in der Altenpflege möglich sein. Was schlägt der Pflegeexperte Rüddel für einen Inhalt im Lehrplan für dieses dritte Ausbildungsjahr in der Altenpflege vor, um Altenpflegefachkräfte dann von Gesundheits-und Krankenpflegern zu unterscheiden? Kann auch in den heutigen Altenpflegeschulen eine generalistische Ausbildung im dritten Ausbildungsjahr fortgesetzt werden? Kann eine generalistisch ausgebildete Altenpflegerin auch im Krankenhaus arbeiten oder bleibt die Sackgasse, einmal Altenpflegefachkraft, immer Altenpflegefachkraft ohne Anerkennung in der EU?

Das die SPD-Ministerin Schwesig diesen Kompromiss der CDU ablehnt ist begrüßenswert. Frau Schwesig hat ihre Wurzeln in der ehemaligen DDR und sie weiß sicher aus den Berichten ihrer Eltern/Großeltern von den damaligen Verhältnissen in der Alten- und Krankenpflege in der DDR und von der damaligen Notwendigkeit einer Pflegeausbildungsreform im Jahr 1974.



Kurt-Michael Walter 28.03.201723:09 Uhr

Kompro­miss von Karl Lauterbauch und Georg Nüßlein wurde wieder einkassiert!


Ein heftiger Streit um die Pflegeberufeausbildung ist heute in der großen Koa­li­tion ent­brannt und nach einer hitzigen Debatte unter den Mit­glie­dern der SPD-Fraktion wieder einkassiert worden "und das ist GUT so".

Es muß den Leser der Eilmeldung schon sehr nachdenklich stimmen und den Angstschweiß auf die Stirn treiben wenn die Pflegeberufsausbildung auf einem Kompromis, ausgehandelt von den "Spezialisten" Prof. Karl Lauterbach (SPD) und Erwin Rüddel (CDU), aufbaut werden sollte.

Alle in der Koalition schienen sich schon zu freuen, dass die "Speziaisten" einen "faulen" Kompromiss gefunden hatten, der es erlaubt, das Gesetz noch in dieser Legislatur abzuschließen zu können. Ganz nach "Pipi Langstrumpf: Wir bauen uns das Pflegeberufegesetz ganz so wie es uns gefällt".

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