KBV

Köhler tritt zurück

Paukenschlag bei der KBV: Vorstandschef Dr. Andreas Köhler tritt zurück. Sein Schritt ruft großes Bedauern bei BÄK, Verbänden und Politik hervor. Vereinzelt wird jetzt auch der Rücktritt von KBV-Vize Feldmann gefordert.

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Legt sein KBV-Amt nieder: Dr. Andreas Köhler.

Legt sein KBV-Amt nieder: Dr. Andreas Köhler.

© Florian Schuh / dpa

BERLIN. Der Chef der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), Dr. Andreas Köhler, hat seinen Rücktritt angekündigt. Er werde sein Amt aus gesundheitlichen Gründen bereits zum 1. März 2014 niederlegen, verkündete Köhler. Er hatte im November 2013 einen Herzinfarkt erlitten. Vertreter der Ärzteschaft und Politiker zollten ihm Respekt für diese Entscheidung.

"Ich habe mich immer und mit voller Kraft für die ärztliche und psychotherapeutische Selbstverwaltung eingesetzt", sagte Köhler am Donnerstag in Berlin. Sie sei ein Garant für die flächendeckende und hochwertige ambulante medizinische Versorgung.

"Aus gesundheitlichen Gründen habe ich die für mich schwere Entscheidung getroffen, mein Amt zum 1. März niederzulegen", erklärte Köhler. Der 53 Jährige steht seit 2005 an der Spitze der KBV

Mit großem Bedauern nahm die Bundesärztekammer (BÄK) Köhlers Ankündigung auf. BÄK-Präsident Professor Frank Ulrich Montgomery sagte: "Die Bundesärztekammer hat mit dem Vorsitzenden der der Kassenärztlichen Bundesvereinigung, Dr. Andreas Köhler, viele Jahre hervorragend zusammengearbeitet. Wir haben deshalb den Rücktritt von Andreas Köhler mit großem Bedauern zur Kenntnis genommen und wünschen ihm für die Zukunft alles Gute, vor allem aber eine baldige und vollständige gesundheitliche Genesung."

Heinrich fordert Feldmanns Rücktritt

Der Bundesvorsitzende des Verbandes der niedergelassenen Ärzte Deutschlands, Dr. Dirk Heinrich, dankte Köhler für seine herausragende und erfolgreiche Arbeit in den vergangenen Jahren.

"Angesichts des internen Konfliktes innerhalb der Führung der KBV wäre es nur folgerichtig, wenn seine Vorstandskollegin, Regina Feldmann, nun auch die Konsequenzen zieht und ebenfalls zurücktritt. Nur so ist der überfällige komplette Neustart in der KBV-Führung möglich", so Heinrich. Das öffentliche Bild der Zerrissenheit müsse endgültig beendet werden.

"Das ist eine sehr persönliche Entscheidung, die wir leider akzeptieren müssen", kommentierte der Vorsitzende des Hartmannbundes, Dr. Klaus Reinhardt, Köhlers Rücktrittsankündigung.

Angesichts der prägenden Rolle Köhlers in den vergangenen Jahren sei der Rücktritt des KBV-Vorsitzenden - nicht zuletzt auch vor dem Hintergrund der Auseinandersetzungen der letzten Monate - eine echte Zäsur in der Entwicklung der ärztlichen Selbstverwaltung.

Das KBV-System, so Reinhardt, müsse in dieser prekären Situation nun beweisen, dass es in der Lage sei, sich ohne Eingriffe der Politik im Sinne der gesamten Ärzteschaft neu zu organisieren.

Ob die Handelnden dabei willens und in der Lage seien, der großen damit verbundenen Verantwortung angemessen gerecht zu werden, bleibt aus Sicht des Hartmannbund-Vorsitzenden abzuwarten.

"Köhler wird Lücke hinterlassen"

Lars Lindemann, Hauptgeschäftsführer des Spitzenverbandes der Fachärzte, äußerte sein Bedauern über die Entscheidung von Köhler. Er habe "für das die gesamte niedergelassene Ärzteschaft Großes geleistet, ihm gebührt unser aller Respekt", sagte Lindemann der "Ärzte Zeitung".

Jetzt werde es darauf ankommen, eine Nachfolgeregelung zu finden, die es der KBV ermögliche, konstruktiver und an der gemeinsamen Herausforderung orientierter Ansprechpartner für alle niedergelassenen Ärzte wie auch die Politik zu bleiben.

Der Berufsverband Deutscher Internisten (BDI) dankt Köhler für seinen großen Einsatz für die niedergelassenen Ärzte. "Wir haben Verständnis dafür, dass er sein Amt aus gesundheitlichen Gründen nicht fortführen kann", sagte BDI-Präsident Dr. Wolfgang Wesiack der "Ärzte Zeitung".

"Eine Ära der KV-Politik geht damit zu Ende. Köhler wird eine Lücke hinterlassen, die von den Fachärzten nur schwer geschlossen werden kann."

Der BDI sieht eine Periode der Unsicherheit auf die Ärzte zukommen, denn derzeit gebe keinen, der automatisch die Nachfolge Köhlers antreten könne. "Es bietet sich jetzt aber auch eine Chance, dass Haus- und Fachärzte künftig besser kooperieren können", so Wesiack weiter.

Auch der Deutsche Hausärzteverband hofft, dass die Kooperation zwischen Haus- und Fachärzten künftig "konsensuell gestaltet werden kann". Vorsitzender Ulrich Weigeldt sicherte zu, der Verband werde den Prozess konstruktiv begleiten. Er wünschte Köhler alles Gute für die Zukunft.

Anerkennung aus der Politik

Anerkennung für Köhlers Leistung kam auch von Seiten der Politik. CDU-Politiker Jens Spahn bedauerte Köhlers Entschluss. Man habe gut und verlässlich zusammengearbeitet und wünsche ihm für die Zukunft alles Gute.

Hilde Mattheis von der SPD sagte, auf den möglichen Nachfolger Köhlers komme eine große Aufgabe zu. Es brauche eine komplette Aufklärung und Offenlegung aller Vorwürfe, die seit Monaten gegenüber der KBV vorherrschten.

Die Grünen-Politiker Harald Terpe und Maria Klein-Schmeink würdigten Köhler als jemanden, der die KBV geprägt habe wie kaum ein anderer. Sein Amtsverzicht bedeute eine Zäsur.

Bedauern auch von Kassenseite: "Wir bedauern den Rücktritt von Herrn Köhler, denn er ist stets ein überzeugter Verfechter der gemeinsamen Verantwortung von Ärzten und Kassen für die gute Versorgung der Menschen gewesen", sagte Dr. Doris Pfeiffer, Vorstandsvorsitzende des GKV-Spitzenverbandes.

Und weiter: "Mit dieser Entscheidung setzt er ein deutliches Zeichen dafür, dass man bei allem beruflichen Engagement die eigene Gesundheit nicht aus dem Blick verlieren darf."

Eine baldige Genesung wünscht auch GBA-Chef Josef Hecken dem KBV-Vorstand. "Ich bedauere den Rücktritt von Herrn Dr. Köhler außerordentlich", sagte Hecken der "Ärzte Zeitung".

Köhler habe in den vielen Jahren "seiner engagierten Mitarbeit im GBA" die Interessen der Niedergelassenen "kraftvoll vertreten", sich zugleich aber für das Patientenwohl eingesetzt. "Für diese Arbeit danke ich ihm", sagte Hecken. (chb/sun/jvb)

Lesen Sie dazu auch: Porträt über Dr. Andreas Köhler: Streitbar, aber sehr erfolgreich

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