Großbritannien
Kurz vor den kalten Monaten: Britische Ärzte fürchten chaotische Verhältnisse
Der Winter steht vor der Tür und britische Krankenhäuser und Arztpraxen sind „in einem erbärmlichen Zustand“. Ärzte schlagen Alarm und warnen vor einem Chaos-Winter. Auf Premier Starmer kommt viel Arbeit zu.
Veröffentlicht:London. Die neue Regierung unter Premierminister Keir Starmer ist zwar erst seit dem Mai im Amt. Doch der gesundheitspolitische Druck, die teils schon jetzt chaotischen Zustände im staatlichen Gesundheitsdienst (National Health Service, NHS) endlich anzugehen, ist groß. Gesundheitsminister Wes Streeting hatte kürzlich für den Frühling 2025 einen „10-Jahres-Plan“ für die Kliniken und Arztpraxen angekündigt.
„So lange können wir unmöglich warten“, reagierte ein Sprecher des britischen Ärztebundes (British Medical Association, BMA) in London. „Patienten werden im bevorstehenden Herbst und Winter sterben.“ Die BMA, die über beachtlichen gesundheitspolitischen Einfluss verfügt, verlangt von der Regierung Sofortmaßnahmen, um sowohl im stationären als auch im ambulanten Sektor schnellstens zusätzliche Behandlungskapazitäten zu schaffen.
Hintergrund: kürzlich legte das Londoner Gesundheitsministerium die aktuellen NHS-Statistiken bezüglich von Wartezeiten vor. Die Lektüre erschreckt. Ende August warteten demnach landesweit 7,64 Millionen Patientinnen und Patienten auf eine Operation beziehungsweise auf eine fachärztliche Konsultation oder Behandlung.
„Es ist fünf vor zwölf“
Damit die Zahl der wartenden Patienten trotz Regierungswechsel in der Downing Street und trotz großer Versprechen der neuen Regierung im Vergleich zum Frühling und Frühsommer weiter angestiegen. „Wenn die Regierung wirklich beabsichtigt, die NHS-Wartelisten deutlich zu verkürzen, dann ist es unabdingbar, jetzt zu handeln und der erste Schritt in die richtige Richtung ist, im nächsten Haushalt zusätzliche Gelder besonders für NHS-Gebäude und NHS-IT bereitzustellen“, so Professor Frank Smith (Royal College of Surgeons). „Es ist fünf Minuten vor zwölf.“
Immer wieder berichten Medizinerinnen und Mediziner in jüngster Zeit, dass der oftmals erbärmliche Bauzustand der staatlichen Kliniken ein Grund sei für gestrichene Operationen. Auch die IT im Gesundheitsdienst sorgt immer wieder für Probleme und auch hier stellt sich heraus, daß jahrelang nicht genug in Computer und anderes investiert wurde. (ast)