KBV-Versichertenbefragung
Längere Wartezeiten sind die Ausnahme
Nur rund vier von zehn Patienten müssen in Deutschland länger als drei Tage auf einen Arzttermin warten. Das geht aus der KBV-Versichertenbefragung hervor.
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Bei der KBV-Versichertenbefragung gaben 45 Prozent der Befragten an, beim jeweils letzten Arztbesuch nicht auf den Termin gewartet zu haben.
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BERLIN. Wartezeiten auf Arzttermine sind Dauerthema in der politischen Debatte. Im Verlauf des vergangenen Jahres hat sich die Situation für die Patienten etwas verbessert, wie aus der Versichertenbefragung der Mannheimer Forschungsgruppe Wahlen im Auftrag der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) für das Jahr 2018 hervorgeht.
Demnach hat sich nur jeder Fünfte über die Wartezeit auf einen Termin geärgert. Nach 39 Prozent im Jahr 2017 gaben aktuell 42 Prozent der Patienten an, beim jeweils letzten Arztbesuch nicht auf den Termin gewartet zu haben.
Eine längere Wartezeit über drei Tage mussten 39 Prozent der Befragten hinnehmen. 15 Prozent warteten gar länger als drei Wochen auf einen Arzttermin (siehe nachfolgende Grafik). Wartezeiten gibt es dabei vor allem beim Facharzt.
Die Terminservicestellen – immerhin Namensgeber eines aktuellen Gesetzentwurfs von Gesundheitsminister Jens Spahn – hätten keinerlei Einfluss auf die Statistik der Terminvergaben, sagte KBV-Chef Dr. Andreas Gassen bei der Vorstellung der Befragungsergebnisse am Dienstag in Berlin.
160.000 darüber vermittelte Fälle, 80.000 davon in die Psychotherapie, spielten bei 660 Millionen Behandlungen insgesamt im Jahr eine untergeordnete Rolle, sagte Gassen.
Viele Arzttermine ohne Wartezeit
Wartezeiten müssen sowohl privat als auch gesetzlich Versicherte in Kauf nehmen. Bei der Befragung von gut 6000 Patienten zu ihrem jeweils letzten Arztbesuch zeigte sich, dass die Arztgruppe einen stärkeren Einfluss auf Wartezeiten hat als die Art der Krankenversicherung.
Dass sie mehr als einen Tag auf ihren letzten Arzttermin warten mussten, sagen inzwischen mehr Privatpatienten als gesetzlich Versicherte.
Bei Wartezeiten jenseits von drei Wochen sind Kassenpatienten allerdings klar im Hintertreffen. 16 Prozent der Versicherten bei den Krankenkassen mussten länger als 21 Tage warten, aber nur 10 Prozent der Kunden der PKV (siehe nachfolgende Grafik).
"Relevant für die Wartezeit auf einen Termin ist vor allem die Dringlichkeit einer Behandlung", sagte KBV-Chef Dr. Andreas Gassen. Es sei zwar nicht alles perfekt, aber insgesamt sei die Situation gut. Die Ergebnisse der Befragung stützen Gassens These.
Hatten Patienten ein dringendes Anliegen oder akute Beschwerden, bekamen 53 Prozent sofort einen Termin oder kamen ohne Voranmeldung in die Praxis.
Aber: Fast jeder dritte Befragte gab an, dass er auch mit akuten Beschwerden länger als drei Tage auf eine Behandlung warten musste. Bei elf Prozent dieser Gruppe war dies beim Hausarzt der Fall, bei 61 Prozent beim Facharzt.
Viele Pflegende suchen Gespräch mit Hausarzt
Die steigende Zahl pflegebedürftiger Menschen findet inzwischen auch in der Versichertenbefragung einen Widerhall. Von 18 Prozent der Befragten, die angaben eine nahestehende Person zu pflegen, haben demnach 59 Prozent bereits mit ihrem Hausarzt darüber gesprochen.
Im Zeitverlauf verändert sich die Wahrnehmung der Pflegearbeit. 2014 hätten 49 Prozent der Befragten angegeben, von der Pflegearbeit stark oder sehr stark belastet zu sein. Heute seien es 57 Prozent, berichtete Professorin Adelheid Kuhlmey, Medizinsoziologin an der Berliner Charité.
Zur körperlichen Belastung trete die seelische. 78 Prozent der privat Pflegenden berichte von starken gefühlsmäßigen Belastungen, vor allem wenn der pflegebedürftige Mensch an einer Demenz leide, sagte Kuhlmey.
Wir haben den Artikel aktualisiert am 28.8.2018 um 17:12 Uhr.
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