Grossbritannien
Leere Betten und Praxen wegen COVID-19
Die Zahl der Patienten, die in einer NHS-Notfallstation oder in Praxen behandelt werden, ist in Großbritannien immens gesunken. Grund ist die Furcht vor dem Virus.
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Auch in Großbritannien scheuen Patienten den Gang in Praxis und Krankenhaus auch Furcht vor einer Ansteckung mit SARS-CoV-2.
© Hannah Mckay/PA Wire/dpa
London. In Großbritannien zeichnet sich ab, welche Langzeitfolgen die COVID-19-Pandemie für Arztpraxen, Kliniken und die Gesundheitsversorgung allgemein haben könnte. Und das Bild, welches Gesundheitsexperten jetzt zeichnen, ist erschreckend.
Seitdem im Königreich Ende Februar die ersten Krankheitsfälle auftraten, haben viele Patienten Angst, in die Arztpraxen oder Kliniken des staatlichen britischen Gesundheitsdienstes (National Health Service, NHS) zu gehen. Das sorgt nicht nur Patientenverbände. „Wenn ernsthaft kranke Patienten aus Angst vor einer Infektion ärztliche Hilfe ausschlagen, dann ist das besorgniserregend“, so ein Sprecher des britischen Ärztebundes (British Medical Association, BMA) zur „Ärzte Zeitung“ in London.
Wartelisten werden immer länger
Laut Londoner Gesundheitsministerium ist die Zahl der in eine NHS-Notfallstation kommenden Patienten seit Anfang März um durchschnittlich 57 Prozent gegenüber dem Vorjahr gefallen. Noch nie seit Beginn der regelmäßigen Aufzeichnungen kamen damit so wenig Patienten in die staatlichen Accident and Emergency Departments (A&E).
Und: Britische Hausärzte berichten ebenfalls , dass in ihren Praxen viele Patienten trotz Schmerzen und anderer Beschwerden derzeit oftmals auf eine Überweisung zum Facharzt und in die Klinik verzichten. „Die Angst geht um“, so die Londoner Hausärztin Sarah Norwood. „Das sorgt mich sehr und es gefährdet langfristig Patientenleben.“
Erst kürzlich warnte Nigel Edwards, Hauptgeschäftsführer des Nuffield Trust, einer bekannten britischen Denkfabrik, dass als Folge von COVID-19 die Wartelisten im NHS schon bald „auf mehr als acht Millionen Patienten“ anschwellen könnten. Derzeit warten etwas mehr als vier Millionen NHS-Patienten auf einen Eingriff. (ast)