Kommentar zu Wolfsburg
Lockruf des Geldes verhallt
viele Deutsche Kommunen sind offensiv in den Wettbewerb um Ärzte eingestiegen. Sie bieten ihnen Plätze für Kindertagesstätten, Praxen zu sehr günstigen Konditionen, Hilfe bei der Jobsuche für den Ehepartner und - Geld. Die Not öffnet die Portemonnaies.
Das ist eigentlich nicht neu. Aber bisher galt, dass sich vor allem die ländlichen Gebiete nach der Decke strecken mussten. Jetzt zeigt sich: Auch größere Städte können in den Sog des Ärztemangels geraten.
So scheint es der fünftgrößten Stadt Niedersachsens zu ergehen - Wolfsburg. Für jeden neuen niedergelassenen Arzt hat die 120.000-Einwohner-Stadt deshalb 50.000 Euro ausgelobt und damit die Prämie mehr als verdoppelt.
Wie alle anderen leben auch die jungen Ärzte lieber in der großen Stadt. Entsprechend fehlverteilt sind sie.
Seit 2012 ist die Residenzpflicht für Ärzte zwar passé. Aber die Regelung hat - jedenfalls für Wolfsburg - nicht genug Gewicht, um genug junge Ärzte zum Pendeln etwa zwischen Hannover und Wolfsburg zu bewegen.
Nun soll sie mehr Geld locken. Allerdings hat die Prämie den unangenehmen Beigeschmack des Schmerzensgeldes. Aber nicht nur deshalb wird sie nichts ausrichten.
Denn wenn ein junger Arzt nicht nach Wolfsburg oder in den Bayerischen Wald will, dann geht er auch nicht. Auch nicht für 50 000 Euro. Und die Kollegen, die sich ohnedies dort niederlassen wollen, nehmen die Prämie gerne mit.
Sie wissen: Keine vernünftige Medizin ohne vernünftiges Geld. Aber sie wissen auch: Vernünftige Medizin funktioniert nicht nur in Berlin.
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