Hoher Arbeitsaufwand befürchtet
Marburger Bund warnt vor Bürokratie-Tsunami durch Digitalgesetz
Der Marburger Bund fürchtet, dass das geplante Digitalgesetz Praxen und Kliniken mit noch mehr Arbeit erstickt. Sie müssten deshalb endlich in die weitere Ausarbeitung eingebunden werden, lautet eine Forderung.
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Das Personal in den Krankenhäusern leide schon unter Überbürokratie, sagt Dr. Susanne Johna vom MB. Das Digital-Gesetz dürfe die Situation nicht verschärfen.
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Berlin. Die Digitalisierung des Gesundheitswesens könne die Gesundheitsversorgung verbessern. Dafür müsse sie aber „vom Anwender her gedacht werden“, schrieb der Marburger Bund in einer am Dienstag veröffentlichten Stellungnahme zum Referentenentwurf des Digitalgesetzes.
Die Politik müsse deshalb diejenigen in den weiteren Prozess einbinden, „die IT in den Praxen und Krankenhäusern anwenden und nicht selten auch darunter leiden“, betonte Dr. Susanne Johna, 1. Vorsitzende des Marburger Bundes (MB).
Zwar begrüßte der MB Verbesserungen, die mit dem geplanten Digital-Gesetz etwa bei der elektronischen Patientenakte (ePA), dem E-Rezept oder Videosprechstunden erreicht würden. Doch bei manchen Regelungen müsse die Politik noch nacharbeiten.
Analyse des Entwurfs
Digitalgesetz bringt Ärzteschaft mehr Pflichten – und etwas weniger Bürokratie
Furcht vor noch mehr Bürokratie
Vor allem bei der Erstbefüllung der ePA sah der Marburger Bund dringenden Handlungsbedarf. Die Erstbefüllung der Akte und die regelmäßige Übertragung der Behandlungsdaten werde insbesondere für die Vertragsärzte, aber auch für die Kollegen im Krankenhaus mit einem hohen zusätzlichen zeitlichen Aufwand verbunden sein. Dieser sei von dem vorhandenen Personal nicht zu bewältigen.
„Wir befürchten, dass gerade in den Krankenhäusern kein zusätzliches Personal für den mit der Befüllung einhergehenden bürokratischen Aufwand eingestellt werden wird und die vorhandenen ärztlichen und pflegerischen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die bereits mit einer erheblichen Überbürokratie belastet sind, diese Aufgabe zusätzlich übernehmen müssen“, hieß es in der Stellungnahme.
Der Aufwand müsse so weit wie möglich reduziert werden. Nur wenn Arbeitsabläufe vereinfacht und Prozesse optimiert werden könnten, bleibe in Praxen und Kliniken mehr Zeit für die individuelle Behandlung und Betreuung der Patienten. (juk)