Kommentar – Pläne werden konkreter
Masern-Impfpflicht „light“
Die Crux bei Pflichtimpfungen ist, wie sie denn durchgesetzt werden sollen. Bei dem jetzt vom brandenburgischen Landtag eingeschlagenen Weg, die Masernimpfung zur Voraussetzung für die Aufnahme in eine Kita zu machen, ist das sicherlich unproblematisch: Kitaplätze sind rar, berufstätige Eltern sind darauf angewiesen und wer sich denn partout gegen einen solchen Zwang sträubt, der muss seine Kinder eben selbst betreuen.
Dass dem nun andere Bundesländer und Bundesfamilienministerin Franziska Giffey folgen wollen, ist verständlich. Es ist allerdings zu bezweifeln, dass die Verpflichtung stark zur Lösung des Masernproblems bei uns beiträgt. Die für die Elimination nötige Schutzrate von 95 Prozent mit zwei Impfdosen bis zum zweiten Geburtstag lässt sich damit nicht erreichen.
Auch werden dadurch die großen Impflücken bei Jugendlichen und Erwachsenen nicht geschlossen. Diese machen aber mittlerweile die Mehrheit der Masernkranken aus. Niemand wird sich wünschen, dass Eltern, wie in Italien, bis zu 500 Euro Bußgeld angedroht wird, wenn Schüler die Impfung verweigern.
Es ist deshalb zu begrüßen, dass der Landtag in Brandenburg auch eine Kampagne und flächendeckende Impfangebote von Gesundheitsämtern und KVen fordert. „Schluckimpfung ist süß“, hieß eine solche Aktion in den 1960-er Jahren, und damit wurde binnen weniger Jahre die Poliomyelitis eliminiert.
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