Mutmaßlich minderwertiger MNS

Masken-Streit in der Koalition: „Das haben wir gemeinsam so beschlossen!“

Die Aktuelle Stunde im Bundestag zur Maskenaffäre um Gesundheitsminister Jens Spahn bot vor allem Gelegenheit für gegenseitige Vorwürfe. Um echte Aufklärung bemühte sich ein Arzt und Abgeordneter.

Anno FrickeVon Anno Fricke Veröffentlicht:
Masken-Streithähne: Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) und Arbeitsminister Hubertus Heil (SPD) am Mittwoch im Bundestag.

Masken-Streithähne: Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) und Arbeitsminister Hubertus Heil (SPD) am Mittwoch im Bundestag.

© Kay Nietfeld / dpa

Berlin. Es dauerte knapp eine Stunde, bis endlich einer etwas Luft aus dem schier bis zum Platzen gefüllten Ballon ließ, zu dem am Mittwochnachmittag die Aktuelle Stunde im Bundestag über die Anschaffung vermeintlich minderwertiger Masken durch Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) geraten war.

Rudolf Henke, Bundestagsabgeordneter, Arzt und Mitglied im Vorstand der Bundesärztekammer (BÄK) verwies auf die Rechtslage. Kern- und Ausgangspunkt der Debatte sei ja, dass so getan werde, als sei der heiß diskutierte CPI-Standard für Masken „nix wert, hätte keine Bedeutung und als seien diejenigen, die den CPI-Standard anwendeten menschenverachtend“, weil dieser Standard kein ausreichendes Schutzniveau biete, sagte Henke.

CPI-Standard steht im Gesetz

Nach der Berichterstattung in den Medien, könne es durchaus ein, dass jemand außerhalb des Parlaments zu einem solchen Eindruck gelangen könne, räumte Henke ein. Es sei aber so, dass dieser Standard Teil des Infektionsschutzgesetzes sei und dort in einer Anlage zu Paragraf 5b niedergelegt, wo die Standards aufgeführt seien, die die Masken in der Nationalen Reserve aufweisen müssten.

Dieser Paragraf gehe auf das Zweite Gesetz zur Änderung des Infektionsschutzgesetzes und weiterer Gesetze zurück, das am 20. Mai 2021 im Bundestag verabschiedet worden sei, und zwar mit den Stimmen der Union der SPD, von Bündnis90/Die Grünen und der FDP.

Diese Mehrheit habe damals folgenden Satz beschlossen: „Die in der Nationalen Reserve Gesundheitsschutz vorgehaltenen Schutzmasken müssen einem in der Anlage genannten Maskentyp entsprechen.“ Der Typ CPI ist dort in der Tat aufgeführt. Dieser Änderungsantrag sei von ihm und der SPD-Gesundheitspolitikerin Hilde Mattheis gemeinsam eingebracht worden.

„Unwürdig und menschenverachtend“?

Gleiches gelte auch für die Beratungen zur Belieferung vulnerabler Gruppen mit diesen Masken, die zwischen Gesundheits-und Arbeitsministerium abgestimmt gewesen waren. Inzwischen haben die SPD-Vorsitzenden Versuche des Gesundheitsministers, diese Masken auch Obdachlosen und Behinderten anzubieten, heftige Reaktionen ausgelöst, unter anderem auch die Aktuelle Stunde selbst.

Das Verhalten des Ministers sei „unwürdig und menschenverachtend“, hatte die SPD-Spitze in Interviews verbreitet. Wenn dies so sei, träfe der Vorwurf mithin die Abgeordneten von Union, SPD, Grünen und FDP, die dem Gesetz zugestimmt hätten.

Grüne: Qualität der Bestände muss geprüft werden

Eingangs der Stunde hatte Jan Korte von der Linken einen am vergangenen Wochenende erschienenen Bericht des „Spiegels“ über die Maskenaffäre als Beleg für die „nicht zu überbietende politische und menschliche Verkommenheit“ des Regierungshandelns an dieser Stelle angeführt.

Das Vorgehen Spahns bei der chaotischen Beschaffung von Masken im vergangenen Frühjahr schreie geradezu nach einem Untersuchungsausschuss, sagte der AfD-Abgeordnete Stefan Keuter. Seine Partei werde den Minister an dieser Stelle „jagen“. Es sei ein Hohn, dass ausgerechnet die als minderwertig geltenden nicht ausreichend geprüften CPI-Masken nun die Nationale Reserve an Schutzausrüstung bilde, merkte Dr. Wieland Schinnenburg von der FDP-Fraktion an.

„Kann man sich noch darauf verlassen, dass Gesundheitsschutz tatsächlich vor Kungelei geht?“, fragte die gesundheitspolitische Sprecherin von Bündnis90/Die Grünen, Maria Klein-Schmeink in ihrem Redebeitrag. Die Qualität der Bestände in der Reserve müsse umgehend geprüft werden, damit dort kein „Schrott“ eingelagert werde.

Jetzt abonnieren
Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

PrEP-Surveillance

So steht es um die PrEP-Versorgung in HIV-Schwerpunktpraxen

Vielversprechende Ergebnisse

Neue Strategie zur Tuberkulose-Früherkennung

Das könnte Sie auch interessieren
Wie patientenzentriert ist unser Gesundheitssystem?

© Janssen-Cilag GmbH

Video

Wie patientenzentriert ist unser Gesundheitssystem?

Kooperation | In Kooperation mit: Janssen-Cilag GmbH
Höhen- oder Sturzflug?

© oatawa / stock.adobe.com

Zukunft Gesundheitswesen

Höhen- oder Sturzflug?

Kooperation | In Kooperation mit: Janssen-Cilag GmbH
Patientenzentrierte Versorgung dank ePA & Co?

© MQ-Illustrations / stock.adobe.com

Digitalisierung

Patientenzentrierte Versorgung dank ePA & Co?

Kooperation | In Kooperation mit: Janssen-Cilag GmbH
Die Chancen der Vitamin-C-Hochdosis-Therapie nutzen

© Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH

Vitamin-C-Therapie

Die Chancen der Vitamin-C-Hochdosis-Therapie nutzen

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Medizinischer Infusions-Tropf mit buntem Hintergrund

© Trsakaoe / stock.adobe.com

Hochdosis-Therapie

Vitamin C bei Infektionen und Long-COVID

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Internationaler Vitamin-C-Kongress im Juni

© Spinger Medizin Verlag

Vitamin C als hochdosierte Infusionstherapie

Internationaler Vitamin-C-Kongress im Juni

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Abb. 1: Zeitaufwand pro Verabreichung von Natalizumab s.c. bzw. i.v.

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [9]

Familienplanung und Impfen bei Multipler Sklerose

Sondersituationen in der MS-Therapie

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Biogen GmbH, München
Protest vor dem Bundestag: Die Aktionsgruppe „NichtGenesen“ positionierte im Juli auf dem Gelände vor dem Reichstagsgebäude Rollstühle und machte darauf aufmerksam, dass es in Deutschland über drei Millionen Menschen gebe, dievon einem Post-COVID-Syndrom oder Post-Vac betroffen sind.

© picture alliance / Panama Pictures | Christoph Hardt

Symposium in Berlin

Post-COVID: Das Rätsel für Ärzte und Forscher

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: vfa und Paul-Martini-Stiftung

Symposium der Paul-Martini-Stiftung

COVID-19 akut: Früher Therapiestart effektiv

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: vfa und Paul-Martini-Stiftung
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

S2k-Leitlinie

Husten – was tun, wenn er bleibt?

Lesetipps
Im Jahr 2023 wurden 10,8 Millionen Neuerkrankungen und 1,25 Millionen Todesfälle durch Tuberkulose registriert, mit stark heterogener globaler Verteilung.

© Dr_Microbe/stock.adobe.com

Vielversprechende Ergebnisse

Neue Strategie zur Tuberkulose-Früherkennung