Diabetes und KHK

Medi will eine intensivere Betreuung

Eine intensivere Betreuung von - potenziellen - Diabetes- und KHK-Patienten einschließlich einer Lebensstil-Veränderung diskutierten Experten bei einem Symposion des Medi-Verbundes in Baden-Württemberg.

Helmut LaschetVon Helmut Laschet Veröffentlicht:

STUTTGART. Mit der "Versorgungsinitiative Diabetes und KHK" wollen die im Medi-Verbund Baden-Württemberg organisieren Ärzte die Sekundärprävention deutlich intensivieren.

Das Ziel ist, so erläuterte Dr. Norbert Smetak bei einem Symposion von Medi in Stuttgart, grundsätzlich Diabetes-Patienten auch auf KHK sowie KHK-Patienten auf Diabetes zu screenen.

Die dann folgende strukturierte Betreuung der identifizierten Patienten soll sich nach der gemeinsamen europäischen Leitlinie der Kardiologen und Diabetologen richten.

Das wiederum erfordere eine an den Bedürfnissen der Patienten orientierte Versorgung unter Berücksichtigung sozialer, ethnischer und geschlechtsspezifischer Besonderheiten. Therapieziele sollen dabei individuell mit dem Patienten vereinbart und überprüft werden.

Welche Patienten profitieren?

"Wir müssen wegkommen von der einfachen Forderung, der Patient möge sich disziplinieren", stellte der Internist und Ernährungsmediziner Professor Andreas Fritsche von der Universität Tübingen zu der häufig beklagten Noncompliance von Diabetikern und deren Schwierigkeit, ihre Lebens- und insbesondere Essgewohnheiten zu verändern, fest.

Zunächst müsse festgestellt werden, welche Patienten überhaupt von einer Lebensstilveränderung profitieren könnten, bevor sich Arzt und Patient daran - möglicherweise unnötig - abkämpfen: Identifiziert werden müssten prädiabetische Patienten mit hoher Insulinsekretion und -sensitivität und ohne Fettleber.

Diese Zielgruppe benötige eine individualisierte Präventionsstrategie unter Einbeziehung der Ernährungsberatung mit etwa acht bis 16 Beratungsterminen. Die derzeit üblichen Patientenschulungen, etwa im Rahmen von Disease-Management-Programmen seien nicht ausreichend.

Selbstkritisch äußerte sich der CDU-Bundestagsabgeordnete Michael Hennrich zu den präventionspolitischen Ambitionen der Koalition: Er sei nicht begeistert über das Präventionsgesetz, es enthalte viele strukturelle Elemente, beschäftige sich aber zu wenig mit Themen und Versorgungsgebieten.

Die Versorgungsinitiative zur Intensivierung der Diabeter-Betreuung in Baden-Württemberg sei jedoch eine gute Option. Hennrich sieht nun die Krankenkassen in der Verantwortung.

Nach Auffassung der Vorständin der BKK Bosch, Dr. Gertrud Prinzing, sollten vor allem bestehende Strukturen genutzt werden, um die Versorgungsinitiative zu realisieren. Eine Möglichkeit sei die Novellierung und Ergänzung der DMP mit einer Ausweitung der Beratungsleistungen.

Eine andere Option ist die in Baden-Württemberg realisierte Kombination von 73b- und 73c-Verträge, mit denen die haus- und fachärztliche Kooperation systematisiert wird. Die BKK Bosch ist dabei - neben der AOK - Vertragspartner des Hausärzteverbandes, den fachspezifischen Berufsverbänden und Medi.

Eine weitere Möglichkeit besteht nach Auffassung von Prinzing darin, den Gesundheits-Checkup um weitere Elemente zu ergänzen. Wenig Sinn sieht sie in der Entwicklung einer Vielzahl singulärer kleinteiliger Projekte.

Ärzte allein wären überfordert

Einigkeit bestand bei allen Experten darin, dass Lebensstil-Veränderungen eine komplexe Aufgabe sind, die von Ärzten allein nicht bewältigt werden kann.

Zusätzliches paramedizinisches Personal werde gebraucht. Dies sei aber in der gegenwärtigen Finanzierung nicht abgebildet, so Fritsche.

Nicht selten stellten sich Krankenkassen auf den Standpunkt, eine Veränderung etwa von Ernährungsgewohnheiten sei nicht ihre Aufgabe.

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