Register gefordert
Mehr Diabetes-Daten für Deutschland!
Knapp sieben Millionen Bundesbürger sind Diabetiker, trotzdem ist die Volkskrankheit datentechnisch nicht gut erfasst. Die medizinische Fachgesellschaft fordert jetzt: Ein Diabetesregister muss her!
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Hohe Morbiditätslast: Die Kosten durch Diabetes belaufen sich nach Angaben der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG) auf mehr als 16 Milliarden Euro im Jahr.
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BERLIN. Die Volkskrankheit Diabetes kommt die Gesellschaft teuer. Die Kosten für Prävention, Therapie und Arbeitsausfälle belaufen sich nach Angaben der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG) auf mehr als 16 Milliarden Euro im Jahr.
Bei diesem Aufwand müsste die Versorgungsforschung eigentlich weit ausgebaut sein. Das ist in Deutschland jedoch nicht der Fall. 6,7 Millionen Menschen leiden hierzulande an einem Diabetes mellitus. Jährlich kommen 500.000 Neuerkrankte hinzu.
Trotz dieser Morbiditätslast läuft Deutschland Gefahr, in der Erforschung und Analyse der Krankheit den Anschluss zu verlieren. Darauf haben Vertreter der DDG am Dienstag in Berlin hingewiesen. Jetzt soll ein Nationales Diabetesregister her, zentral eingebaut in einen Nationalen Diabetesplan.
Diabetesstrategie im Koalitionsvertrag
Bislang gibt es lediglich bei Krebserkrankungen die gesetzliche Vorgabe, Krankheitsverläufe und deren Behandlung zu erfassen und im Längsschnitt auszuwerten.
Die im Koalitionsvertrag vereinbarte Diabetesstrategie müsse nun dringend mit Leben erfüllt werden, wandte sich DDG-Präsident Professor Dirk Müller-Wieland bei der DDG-Jahrespressekonferenz an die kommende Bundesregierung.
Diabetes in Zahlen
» 6,7 Millionen Menschen in Deutschland leiden an einem Diabetes mellitus.
» 4,1 Millionen Menschen sind in einem DMP für Typ 2 eingeschrieben.
» 16,1 Milliarden Euro im Jahr betragen die direkten und indirekten Gesundheitskosten durch Diabetes.
Quelle: DDG
Vor allem müssten Wege gefunden werden, die bei den Kassen schlummernden Datenschätze von Patienten mit chronischen Krankheiten und die DMP-Daten zu heben.
Nur so ließen sich die unterschiedlichen Formen von Diabeteserkrankungen identifizieren und maßgeschneiderte Therapien entwickeln. In der Nutzenbewertung von medikamentösen, aber auch medizintechnischen Therapien gegen chronische Erkrankungen sollten die Endpunkte Symptomverbesserungen und krankheitsbezogene Gesundheitslast stärker gewichtet werden, sagte Müller-Wieland.
"Mit Hilfe eines Patientenregisters können wir beispielsweise auswerten, wie hilfreich Therapien mit bestimmten Medikamenten sind – und welche Wirkungen nicht medikamentöse Maßnahmen wie Patientenschulungen, die Stoffwechselkontrolle und begleitende Lebensstiländerungen haben", sagte Professor Baptist Gallwitz, Past President und Pressesprecher der DDG.
Diabetes-Apps sollen beim Datensammeln helfen
Beim Datensammeln helfen sollen zudem Diabetes-Apps, Wearables und digitale Systeme zur kontinuierlichen Glukosemessung. Die Datensätze sollten miteinander "kommunikabel" sein, forderten die DDG-Vertreter.
Noch ist das alles Zukunftsmusik. Deutschland benötige jedoch eine Art Digitales Präventionszentrum, sagte Professor Martin Hrabe de Angelis, Direktor des Instituts für Experimentelle Genetik am Helmholtz Zentrum München.
Grund: Wenn nur Dr. Google und Dr. Apple alleine Daten sammelten, diese aber nicht teilten, werde die Wissenschaft vom Datenfluss abgehängt. Gleichzeitig verliere die Politik die Sprechfähigkeit gegenüber der dann besser informierten Industrie.