Mehr psychisch Kranke, zu wenig Plätze
Es gibt zu wenige Behandlungsplätze für psychisch kranke Menschen, warnen Psychotherapeuten. Doch nach Ansicht der Kassen sind die meisten Gebiete überversorgt.
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Jedes Jahr werden fünf Millionen Deutsche psychisch krank.
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BERLIN. Jedes Jahr werden etwa fünf Millionen Menschen in Deutschland psychisch krank. Dem stehen 1,5 Millionen psychotherapeutische Behandlungsplätze gegenüber.
Viel zu wenig, warnt die Bundespsychotherapeutenkammer (BPtK) und drängt darauf, die Bedarfsplanung für Psychotherapeuten zu reformieren.
Diese soll nach Ansicht der BPtK sektorübergeifend organisiert werden und den zunehmenden Bedarf der psychotherapeutischen Behandlungen berücksichtigen.
"Die aktuelle ambulante Bedarfsplanung unterschätzt den Bedarf an psychotherapeutischen Behandlungsplätzen erheblich", warnt BPtK-Präsident Professor Rainer Richter.
Die Menschen hätten heute nicht mehr "die Krankheiten von früher", sondern litten "weit stärker an psychosozialen Belastungen". Die heutige Bedarfsplanung sei jedoch "blind für diese Veränderungen", kritisiert Richter.
Nach wie vor gilt die Bedarfsplanung aus dem Jahr 1999. Zu diesem Zeitpunkt trat das Psychotherapeutengesetz in Kraft. "Die anfängliche Zahl an Psychotherapeuten erwies sich schnell als völlig unzureichend, um die wachsende Nachfrage nach psychotherapeutischen Behandlungsplätzen zu decken", betont Richter.
Besonders kritisiert die BPtK das "eklatante Gefälle" zwischen Stadt und Land. Wer in der Großstadt wohnt, ist nach Ansicht der BPtK, noch "vergleichsweise gut versorgt". Dort stehen knapp 40 Psychotherapeuten für 100.000 Einwohner zur Verfügung.
"Der versorgungspolitische Skandal beginnt unterhalb der großstädtischen Planungsbezirke", so Richter. Schon in kleineren und mittleren Städten genügen nach der bisherigen Bedarfsplanung zehn Psychotherapeuten.
In Düsseldorf hingegen können sich 40 Psychotherapeuten niederlassen. "Das ist sachlich nicht begründbar", kritisiert der BPtK-Chef.
Ländliche Regionen sind nach Ansicht der BPtK sogar "psychotherapeutisches Notstandsgebiet". Dort gelten vier Psychotherapeuten je 100.000 Einwohner als ausreichend.
Nach Ansicht des GKV-Spitzenverbandes entbehrt es "jeder Grundlage bei der psychotherapeutischen Versorgung von einer Mangelversorgung zu sprechen".
98,7 Prozent aller Planungsbereiche seien überversorgt - zum Teil sogar wie in Tübingen, Starnberg und Göttingen mit Versorgungsgraden von mehr als 400 Prozent.
"Damit zeigt sich, dass man insgesamt wohl kaum von einem Mengenproblem sprechen kann", sagte der Sprecher des GKV-Spitzenverbandes, Florian Lanz, der "Ärzte Zeitung".
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