Hauptstadtkongress
Mit mehr Aufklärung gegen Antibiotika-Resistenzen
Um die Bürger besser über die Nutzung von Antibiotika aufzuklären, plant die Bundesregierung eine Aufklärungskampagne, hieß es auf dem Hauptstadtkongress. Politiker und Wissenschaftler forderten abermals Forschungsgelder.
Veröffentlicht:BERLIN. Nach dem G 7-Gipfel ist vor dem Gipfel: Gerade erst haben die sieben führenden Industrienationen im bayerischen Elmau in ihrer Abschlusserklärung unterschrieben, eine weltweite Verschreibungspflicht für Antibiotika anzustreben, schon wird hierzulande mit Hochdruck überlegt, wie die wachsende Zahl an Todesfällen durch Resistenzen noch gebremst werden kann. Eine davon: mehr Aufklärung.
Nach den Worten von Lutz Stroppe, Staatssekretär im Bundesgesundheitsministerium, steht wahrscheinlich für 2016 eine Informationskampagne zur Nutzung von Antibiotika über die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) an.
"Wissen über den richtigen Einsatz von Antibiotika, gerade bei Eltern von kleinen Kindern, muss im Vordergrund stehen", sagte Stroppe. In Frankreich habe eine solche Aufklärungskampagne dazu beigetragen, die Nutzung von Antibiotika um 30 Prozent zu reduzieren, berichte Grünen-Politikern Kordula Schulz-Asche.
Ein Drittel bekommt jedes Jahr Antibiotika
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Hierzulande fallen 85 Prozent aller Antibiotikaverschreibungen im ambulanten Bereich an. Ein Drittel aller Versicherten bekommen jährlich Antibiotika von ihrem Arzt verschrieben. Zwischen 10.000 bis 15.000 Menschen in Deutschland sterben dem BMG zufolge jedes Jahr an den Folgen einer nosokomialen Infektion.
Gemeinsam mit den Ministerien für Ernährung und Landwirtschaft, Forschung sowie Verbänden und Organisationen hat das BMG die Deutsche Antibiotika-Resistenzstrategie (DART 2020) erarbeitet. Sie hat die Antibiotika-Resistenzbekämpfung bei Menschen und Tieren zum Ziel. Das Kabinett hat diese Strategie am 13. Mai beschlossen.
Die Entwicklung neuer Antibiotika ist nach Ansicht des Präsidenten des Robert-Koch-Instituts, Professor Lothar H. Wieler, unumgänglich: "Wir müssen die Bakterien besser verstehen lernen und sie biomedizinisch erforschen", so Wieler.
Wirtschaftliche Anreize nötig
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HIV/Aids sei vor dreißig Jahren eine große Herausforderung gewesen. Heute sei die Viruserkrankung dank der Entwicklung neuer Medikamente gut zu behandeln.
Um aber neue Antibiotika zu entwickeln, bräuchten die Unternehmen wirtschaftliche Forschungsanreize, sagte Professor Peter Hammann, Leiter Externe Innovationen der Geschäftseinheit Infektionskrankheiten bei Sanofi-Aventis.
Mehr Forschung und Aufklärung zu betreiben sind auch Ziele des WHO-Aktionsplans im Kampf gegen Antibiotikaresistenzen. Diesen Plan haben die WHO-Mitgliedsstaaten im Mai in Genf beschlossen.
Nun sei es an den einzelnen Ländern, diese Ziele auch umzusetzen - so wie Deutschland durch die DART-Strategie, sagte Dr. Charles R. Penn, Koordinator für das Thema Antibiotikaresistenzen bei der WHO.