„Hol- und Bringdienst“
Mobile Corona-Teams rücken im Saarland aus
Bereits am ersten Tag sind die mobilen Teams im Saarland in 14 Fällen angefordert worden. Sie agieren wie ein „Hol- und Bringdienst“, so KV-Chef Dr. Gunter Hauptmann.
Veröffentlicht:SAARBRÜCKEN. Im Saarland hat ein „mobiles Team“ der KV die Arbeit aufgenommen, das ab sofort Testabstriche auf das Coronavirus bei den Patienten zu Hause vornimmt.
Wie der saarländische KV-Chef Dr. Gunter Hauptmann am Donnerstagabend bei einer im Internet übertragenen Informationsveranstaltung berichtete, gab es bereits am ersten Tag 14 Anforderungen für den neuen Service. Seine erste Zwischenbilanz: „Das hat ganz gut funktioniert“.
„Die Praxen werden überrannt“
Das neue „mobile Team“ soll potenziell infizierte Patienten aus den Praxen fernhalten und die niedergelassenen Ärzte entlasten. „Die Praxen werden derzeit überrannt von verunsicherten Patienten, die jetzt unbedingt getestet werden wollen“, berichtete Hauptmann. Die Kassenärzte appellieren an die Patienten, bei einem Coronavirus-Verdacht, zunächst in der Praxis anzurufen. Doch immer noch, so Hauptmann, komme die Mehrzahl der Patienten gleich in die Praxen.
Das neue Angebot funktioniere wie ein „Hol- und Bringedienst“. „Wir fahren zu den Patienten hin, nehmen den Abstrich, geben die Proben ans Labor und die Ergebnisse an Praxis und Gesundheitsamt“, erläuterte der Chef der Saar-KV. Weitere Untersuchungen würden nicht gemacht. Man rücke auch nur aus, wenn die betreuende Arztpraxis eine Abstrichentnahme nach den Kriterien des Robert Koch-Instituts für erforderlich hält.
Eine weitere Beobachtung der Kassenärzte: In der Praxis abgewiesene Patienten gingen dann zum Gesundheitsamt, um dort auf das Coronavirus getestet zu werden. Dabei soll nach Angaben des Abteilungsleiters im Saar-Gesundheitsministerium, Dr. Thomas Lamberty, eigentlich nur in begründeten Verdachtsfällen getestet werden – also vor allem, wenn der Patient zusätzlich zu entsprechenden Beschwerden Kontakt zu einem bestätigten Corona-Fall hatte oder sich vorher in einem Risikogebiet aufgehalten hatte. Lamberty berichtete bei der Informationsveranstaltung, bei über 100 Corona-Tests hätten nur etwa 10 diesen Kriterien entsprochen.
Rettungsdienst nicht für leichte Fälle
Der ärztliche Leiter des Rettungsdienstes des Saarlandes, Dr. Thomas Schlechtriemen, verwies darauf, dass die niedergelassenen Mediziner für schwere Infektionsfälle den Rettungsdienst rufen können. In den Fahrzeugen gebe es die nötige Schutzkleidung für die Mitarbeiter, die Patienten würden in eines der beiden Krankenhäuser der Maximalversorgung im Saarland gebracht. Allerdings stellte Schlechtriemen auch klar: „Wir sind für leichte Fälle nicht der richtige Ansprechpartner“. Man führe keine Tests durch und stelle keine Rezepte aus.
KV-Chef Hauptmann berichtete auch von Sorgen in den Praxen, dass das Schutzmaterial ausgehen könnte. „Wir versuchen, an die Materialien zu kommen“, versprach er. Sollte das Schutzmaterial aber doch mal fehlen, sollten die Vertragsärzte nicht gleich die Praxis schließen, sondern besser vorher die KV oder das Gesundheitsamt um Rat fragen.
Präsenz-Veranstaltung abgesagt
Der Corona-Infoabend im Saarland war zunächst als Präsenzveranstaltung in Saarbrücken geplant. Dazu hatten sich mehr als 400 niedergelassene Kollegen angemeldet. Nach der ersten bestätigten Corona-Infektion im Saarland – bei einem Mediziner der Homburger Uniklinik – wurde das Treffen aber abgesagt.
Begründung: Es bestehe die Gefahr, dass dann einer der Teilnehmer Träger des Virus sei und die anderen anstecke. Stattdessen trafen sich zwar die Referenten in der Ärztekammer in Saarbrücken, übermittelten ihre Informationen aber per Video via Internet an ihr Publikum.