Münsteraner Kreis

Münchener Uniklinik wegen Homöopathie in der Kritik

Mit ihrer Forderung, den Heilpraktikerberuf abzuschaffen, hat der "Münsteraner Kreis" bundesweit Aufsehen erregt. Jetzt gehen die Freunde der reinen Wissenschaft die Münchener Universitätsmedizin an.

Christoph WinnatVon Christoph Winnat Veröffentlicht:
Als Stein des Anstoßes wirken Globuli fast immer.

Als Stein des Anstoßes wirken Globuli fast immer.

© flashpics / Fotolia

MÜNSTER/MÜNCHEN. Der Münsteraner Kreis, ein Expertennetzwerk, das sich der kritischen Auseinandersetzung mit alternativmedizinischen Verfahren verschrieben hat, legt aktuell der Münchener Ludwig Maximilian Universität (LMU) ein zweifelhaftes Homöopathie-Verständnis zur Last.

Auf der Website der zum Univerbund gehörenden Haunerschen Kinderklinik distanziert diese sich zwar ausdrücklich von der Homöopathie ("Die Homöopathie ist eine höchst umstrittene komplementärmedizinische Methode"). Nur einige Sätze später jedoch betont die Klinik, sich "angesichts der Wünsche vieler Eltern aber auch für einen verantwortungsvollen Umgang mit der Homöopathie und anderen komplementärmedizinischen Therapien" einzusetzen.

"Widerspricht sich selbst"

Soviel Kundenorientierung ist den Münsteranern zuviel: "Eine Universität, die in Patientenversorgung, Forschung und Lehre wissenschaftlichen Grundsätzen verpflichtet ist, widerspricht sich selbst, wenn sie an einer wissenschaftsfremden Glaubensrichtung wie der Homöopathie festhält".

Die LMU könne ihrer internationalen Reputation nur gerecht werden, heißt es weiter, wenn sie sich "vom Einsatz der Homöopathie in der Patientenversorgung trennt".

Nach Auskunft der Leiterin des Projektes "Integrative Pädiatrie" der Haunerschen Kinderklinik, Dr. Siegrid Kruse, wird dort seit 1995 Einzelmittelhomöopathie eingesetzt sowie in Forschung und Lehre thematisiert. Inzwischen gebe es jährlich für rund 1000 Patienten homöopathische Konsilanforderungen "von allen Stationen und Abteilungen der Klinik".

Zu den Vorwürfen der Münsteraner wollte sich die LMU zunächst nicht äußern.

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Kommentare
Roswitha Poppel 20.06.201819:14 Uhr

Nachdenklichkeit

Selbstverständlich haben Sie recht, lieber Herr Dr. Kerl. Ein bisschen ist natürlich zuwenig. Aber ich wollte den Münsteraner Kreis nicht überfodern....Übrigens: Nachdenklichkeit ist auch hin und wieder in den Wissenschaften nicht zu unterschätzen.
Der nachdenkliche Beitrag von Herrn Ell ist sehr interessant. Sollte man darüber nachdenken und sich näher damit befassen, bevor man voreilig ein Urteil fällt.

Dr. Joachim Kerl 20.06.201812:02 Uhr

Positiver Aktivitätspreis für Münsteraner Kreis

Der Münsteraner Kreis möge weiter auf diesen ideologisch verbrämten Unsinn der Homöopathie aufmerksam machen-möglichst öffentlichkeitswirksam.Gerade weltoffen und ein bisschen mehr als nachdenklich,liebe Frau
Poppel,geht von wissenschaftlichen Handeln und Denken aus...

MD Christian Ell 20.06.201808:46 Uhr

Der Widerspruch ist im Münsteraner Kreis

Wird von den Kritikern der Homöopathie nicht die wissenschaftliche Belastbarkeit kritisiert? Und dann will sich eine Uniklinik damit beschäftigen - und es ist wieder nicht recht. Also was denn nun? Wenn man grundlos gegen die Homöopathie ist, dann bitte steht gefälligst auch dazu. Nicht irgendwelche Vorwände vorschieben und dann dagegen vorgehen, wenn man diese beseitigen will. "So sad!" würde jetzt das populistische Vorbild des Kreises von sich geben.

Dr. Joseph Kuhn 20.06.201808:18 Uhr

Freunde der reinen und der unreinen Wissenschaft

Die Formulierung "Freunde der reinen Wissenschaft" ist vermutlich sarkastisch gemeint. Wenn man genauer darüber nachdenkt, trifft sie aber den Kern der Dinge. Denn an der LMU München scheint es demgegenüber "Freunde der unreinen Wissenschaft" zu geben.

Roswitha Poppel 20.06.201807:38 Uhr

Entmündigung des Patienten

Vielleicht sollte der Patient eingebunden werden. Die Mehrheit spricht sich für Homöopathie und Naturheilkunde aus. Ich empfinde den Münsteraner Kreis zunehmend ermüdend. In keinem anderen Land gibt es diese Probleme. Vielleicht hat der Kreis das Recht auf die Definition , was Wissenschaft ist und was nicht, weltweit für sich gepachtet. Aber : Wissenschft ist Forschung und kein Stillstand. Also : Weltoffen und ein bischen nachdenklich bleiben.

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