DGIM-Kongress

Neue Modelle zum Check-up 35

Die Möglichkeit, den Gesundheitszustand unabhängig von Symptomen zu beurteilen, könne man gar nicht hoch genug einschätzen, so die DGIM.

Veröffentlicht:

WIESBADEN. Die Deutsche Gesellschaft für Innere Medizin (DGIM) hat ein Diskussionspapier verfasst, in dem sie Vorschläge für Änderungen und Ergänzungen am Check-up 35 macht, teilt die Gesellschaft mit.

Die vor knapp 30 Jahren ins Leben gerufene Untersuchung soll ja Risikofaktoren für häufige Volkskrankheiten ermitteln und wird derzeit im Gemeinsamen Bundesausschuss (GBA) neu verhandelt .

DGIM 2018

» Termin: 14. - 17. April 2018

» Ort: Congress Center Rosengarten in Mannheim

» Infos / Anmeldung: www.dgim2018.de

"Das Ziel solcher allgemeinen Gesundheitsuntersuchungen ist es, behandelbare Erkrankungen möglichst früh zu entdecken oder zu verhindern", wird Professor Tilman Sauerbruch zitiert, der für die DGIM die Zusammenarbeit mit dem GBA koordiniere.

Der Wert einer solchen allgemeinen Gesundheitsuntersuchung sei in den letzten Jahren in Zweifel gezogen worden, nachdem eine große Meta-Analyse keinen Effekt auf die Überlebenszeit der Teilnehmer gefunden hätte, so die DGIM. Und das auch nicht im Bezug auf Herz-Kreislauf-Todesfälle, obwohl die Suche nach kardiovaskulären Risikofaktoren einen der Schwerpunkte des Check-ups darstelle.

Die Internisten verweisen auf Vorteile des Tests jenseits dieser "harten" Endpunkte. So könnten sich bei den Teilnehmern etwa der Blutdruck, der Cholesterinspiegel oder das Rauchverhalten nach entsprechenden Interventionen bessern.

Auch "weiche" Parameter, zum Beispiel eine Stärkung des Arzt-Patient-Verhältnisses, schlügen aus Sicht der DGIM-Experten positiv zu Buche.

"Die Möglichkeit, den Gesundheitszustand unabhängig von Symptomen regelmäßig zu beurteilen und Anregungen für eine Anpassung des Lebensstils zu geben, kann man gar nicht hoch genug einschätzen", so Professor Ulrich R. Fölsch, Kieler Generalsekretär der Gesellschaft in der Mitteilung. Es werde dadurch außerdem leichter, Patienten zur Teilnahme an anderen Screenings – etwa zur Krebsvorsorge – oder an Disease Management-Programmen zu motivieren.

Dennoch sieht die Gesellschaft auch Raum für Verbesserungen: So spreche das Positionspapier sich etwa dafür aus, im Rahmen des Check-ups auch den Serumkreatinin-Wert zu bestimmen, um die Diagnostik von Nierenerkrankungen zu verbessern. Auch sollten die Blutfettwerte detaillierter aufgeschlüsselt werden als es der Check bislang vorsehe.

Bei Patienten mit vorhandenen Risikofaktoren wie Übergewicht oder Hypertonie sollte neben der Nüchternglukose auch der HbA1c-Wert bestimmt werden. Der gerade veröffentlichte Beschlussentwurf des GBA berücksichtige dieses Anliegen bereits.

Das Thema "Check-up" wird auch beim diesjährigen DGIM-Kongress aufgegriffen werden. Dort wird zum Beispiel Fölsch sich in einem Vortrag der "Diskussion um neue Modelle zum Check-up 35 aus hausärztlicher Sicht und auf Basis der aktuellen Studienlage" widmen. (eb/mal)

Veranstaltung beim DGIM-Kongress: "Die Allgemeine Innere Medizin in der ambulanten Versorgung heute"; 14. April 2018; Saal 1 / 12:30 – 14:00 Uhr

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Kommentare
Dr. Thomas Georg Schätzler 31.03.201818:54 Uhr

Check-Up 35 "BIENALE" detektiert Gesundheit und Krankheit, nicht zukünftige Mortalität !

In Form von eher seltenem Gesundheits-Status mit völliger Abwesenheit von Krankheit, gelegentlich tatsächlich präventiver Krankheits-Vorsorge und häufig effektiver Krankheits-Früherkennung.

Der Check-up 35, euphemistisch-naiv auch als Gesundheitsvorsorge-Untersuchung ("sollte man wirklich der Gesundheit vorsorgen?") bezeichnet, wurde vor knapp 30 Jahren ins Leben gerufen, um Risikofaktoren für häufige Volkskrankheiten zu ermitteln. Er wird derzeit im Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA) neu verhandelt.

Labormäßig sind diese kombinierten Vorsorge- und Früherkennungs-Untersuchungen absolut evidenzfrei und hoffnungslos veraltet: Nüchterglucose und Gesamtcholesterin bzw. alle 2 Jahre ein Urinstatus sind differenzialdiagnostisch wenig tiefschürfend. Dynamischere Parameter wie LDL-Cholesterin und HbA1c bleiben außen vor. Ebenso Blutbild, Leber-, Nieren- und TSH-Werte.

Als jahrzehntelange Perfomance der "Bienale" mit Check-up-35 (GKV -EBM 01732) mit einem schwachsinnig-unsystematischen Fragebogen, der niemals ausgewertet werden konnte, ist die Gesundheitsvorsorge-Untersuchung (GESU) jämmerlich: Zur General-Prävention bzw. zu Risiko-Vorsorge- und Früherkennungsuntersuchungen mit Verhütung und rechtzeitiger Erkennung von Krankheiten völlig ungeeignet.

Nackte Blutglucose ("Zuckermessung") und unspezifisches Gesamtcholesterin sind faktisch wertlos. HbA1c, Kreatinin, Leberwert, LDL-Cholesterin, Blutbild, TSH und fakultativ EKG/Lungenfunktion würden eine sinnvolle Aufwertung bedeuten. Doch das müsste auch angemessen bezahlt werden.

Krea und EKG sind schon von der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) erst gezielt abgewertet und dann eliminiert worden. Das dilettantische GESU-Formular dazu konnte niemals wissenschaftlich ausgewertet werden, weil es keine ansatzweise nachvollziehbare empirische Systematik hat.

In meiner Praxis werden bei Verdacht auf metabolisches Syndrom der HbA1c und Indikations-bezogenen weitere Parameter untersucht, damit ein Check-up 35 nicht nur eine Worthülse bleibt. So macht hausärztliche Allgemeinmedizin Sinn, Verstand und Spaß bei der Früherkennung und Prävention bzw. belebt die Arzt-Patienten-Interaktion.

Die DGIM-Empfehlung, "zusätzlich zum Gesamt-Cholesterin auch HDL- und LDL-Cholesterin zu bestimmen, um so das kardiovaskuläre Risiko im Rahmen der Check-up-35-Untersuchung besser abschätzen zu können", hinterlässt Ratlosigkeit: Der einzige, beim Screening evidente Parameter mit der notwendigen Sensitivität und Spezifität ist das LDL-Cholesterin. Dann bleibt Platz für Blutbild, Nieren-, Leber- und Schilddrüsenwert. Denn wie peinlich ist es, bitteschön, eine Anämie, eine Niereninsuffizienz, einen Leberschaden und eine Hypo-/Hyperthyreose zu übersehen?

Mf+kG, Dr. med. Thomas G. Schätzler, FAfAM Dortmund

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