WHO warnt
Nicht zu viele Strategiewechsel im Kampf gegen Corona
Bei der Bekämpfung der Coronavirus-Pandemie brauche es eine einheitliche und nachvollziehbare Linie, mahnen WHO-Vertreter. Denn sonst verunsichere das die Bevölkerung.
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Michael Ryan, Exekutivdirektor des WHO-Programms für gesundheitliche Notfälle, warnt vor zu vielen Strategiewechseln im Kampf gegen Corona.
© Fabrice Coffrini/KEYSTONE/dpa
Genf. Ständige Strategiewechsel im Kampf gegen das Coronavirus können den Erfolg gefährden – das hat die Weltgesundheitsorganisation (WHO) am Montag betont.
Ohne Länder beim Namen zu nennen, sagte Nothilfekoordinator Michael Ryan: „Der ständige Wechsel zwischen einer Maßnahme heute und einer anderen morgen mag wohlgemeint sein, kann aber unbeabsichtigte Folgen haben: erstens, dass die Menschen unsicher werden, zweitens, dass sie beginnen, sich zu ärgern.“
Die Menschen müssten Zeit haben, sich an Maßnahmen zu gewöhnen, und Behörden müssten genügend Zeit haben, um festzustellen, ob eine Maßnahme wirkt oder nicht.
Unter anderem ist etwa in den USA und Großbritannien wegen unklarer Empfehlungen im Bezug auf das Öffnen von Geschäften, auf Quarantäne und das Maskentragen Kritik laut geworden.
Intransparents Vorgehen in manchen Ländern sorgt WHO
Lob gebühre Regierungen, die neue Ausbrüche sofort publik machen und schnell Maßnahmen zur Eindämmung erlassen, sagte Ryan. „Wo wir uns Sorgen machen müssen, sind Situationen, wo die Probleme nicht zu Tage gefördert werden, wo Probleme vertuscht werden, wo alles gut aussieht“, sagte er. „Eins ist klar bei COVID-19 wie bei allen anderen ansteckenden Krankheiten: Dass es gut aussieht, heißt nicht, dass die Lage wirklich gut ist.“
„Vor uns liegt noch ein langer Weg“, sagte WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus. „Die Pandemie beschleunigt sich weiter. In den vergangenen sechs Wochen haben sich die gemeldeten Infektionen verdoppelt.“
Die WHO hatte den Corona-Ausbruch vor fast sechs Monaten, am 30. Januar, zur Pandemie erklärt. An dem Tag gab es außerhalb Chinas weniger als 100 nachgewiesene Infektionen und keinen Todesfall. (dpa)