Altenpflege

Nur jeder dritte ambulante Pflegedienst bildet Pflege-Nachwuchs aus

Wer pflegt die wachsende Zahl der Älteren, die Pflege brauchen? Die Regierung will die Zahl der Azubis deutlich steigern. Neue Zahlen zeigen jetzt, dass viele Einrichtungen gar nicht ausbilden.

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Eine Teilnehmerin des 13. Pflegedialoges trägt ein T-Shirt mit der Aufschrift "Germany's Next Pflegeprofi".

Woher kommen die nächsten Pflegeprofis? Viele Dienste bilden gar nicht aus.

© Sebastian Kahnert / dpa

Berlin. Viele Altenpflegeeinrichtungen bilden offenbar trotz Personalnot nicht aus. So beschäftigten nach den jüngsten Zahlen 9614 Pflegeheime und 5178 Pflegedienste Ende 2019 Auszubildende oder Umschüler, wie die Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage der Linken im Bundestag zeigt, die der Deutschen Presse-Agentur in Berlin vorliegt.

Nach Berechnung der Linken-Pflegepolitikerin Pia Zimmermann, die die Anfrage gestellt hatte, bildeten somit von den ambulanten Pflege- und Betreuungsdiensten nur 35,3 Prozent aus. Im Bereich der Pflegeheime sind es demnach rund 62 Prozent.

Laut Bundesregierung waren nach den jüngsten Zahlen Ende 2019 in den Pflegeheimen 57.210 Auszubildende und Umschülerinnen und Umschüler beschäftigt. In den Pflegediensten waren es 14.598.

„Wettrennen von Patzern und Versäumnissen“

Zimmermann sagte der dpa: „Noch immer bilden zu wenig Einrichtungen aus, obwohl jetzt alle Heimbewohner*innen Ausbildungsumlage zahlen und diese steigt.“

Die Politikerin warf der Großen Koalition „ein Wettrennen von Patzern und Versäumnissen“ vor. Beim Ziel einer Steigerung der Ausbildungszahlen um zehn Prozent habe zunächst die Datengrundlage gefehlt. Unklar sei auch die Zuständigkeit, falls nachgesteuert werden müsse.

Die damalige Bundesfamilienministerin Franziska Giffey (SPD), Arbeitsminister Hubertus Heil (SPD) und Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hatten die Steigerung der Ausbildungszahlen Anfang 2019 angekündigt. Im Kampf gegen die Personalnot in der Pflege solle die Zahl der Azubis und ausbildenden Einrichtungen bis 2023 im Bundesschnitt um zehn Prozent im Vergleich zum damaligen Jahr zulegen, heiß es damals.

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Das wurde zu einem Kernziel der sogenannten Konzertierten Aktion Pflege (KAP) der Regierung. Helfen sollte unter anderem eine Öffentlichkeitskampagne für den Pflegeberuf.

Corona-Pandemie grätscht dazwischen

Laut einem Zwischenbericht zur Konzertierten Aktion Pflege vom vergangenen Jahr zeigten sich dann negative Auswirkungen der Pandemie. „Während durch die Corona-Pandemie einerseits eine hohe Aufmerksamkeit für die Pflege ausgelöst wurde, hat diese andererseits die Möglichkeiten der Pflegeeinrichtungen zur aktiven Werbung von Auszubildenden in 2020 stark reduziert“, hieß es in dem Papier.

Erste Rückmeldungen aus den Ländern waren demnach uneinheitlich. Bayern und Sachsen-Anhalt hätten eine deutliche Steigerung der Ausbildungszahlen gegenüber dem Vorjahr bestätigt – um rund zehn Prozent beziehungsweise 11,6 Prozent.

Nordrhein-Westfalen, Hamburg, Niedersachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen gingen von einem Anstieg der Ausbildungszahlen gegenüber dem Vorjahr aus. In Berlin, Baden-Württemberg, Brandenburg und Sachsen zeichnete sich eine rückläufige Entwicklung ab.

Verbindliche Tariflöhne nötig

Anfang 2020 startete auch eine neue Pflegeausbildung. Die vorher getrennt geregelten Pflegeausbildungen wurden zu einer gemeinsamen Ausbildung für Kranken-, Kinderkranken- und Altenpflege zusammengelegt. Zimmermann sagte, die Gehaltslücke von monatlich rund 500 Euro brutto zwischen der Kranken- und der Altenpflege „ein riesiges Problem“.

Ab 2023 würden generalistisch ausgebildete Pflegefachpersonen die Fachschulen verlassen, so die Linke-Politikerin. „Damit wird sich der Personalmangel in der Altenpflege potenzieren.“ Um das abzuwenden, bräuchten Pflegekräfte allgemeinverbindliche Tariflöhne.

Darauf scheinen sich die Koalitionäre jetzt allerdings geeinigt zu haben. Noch Anfang Juni soll mittels Änderungsanträgen eine Tarifbindung ins Gesetz geschrieben werden, wenn Pflegeeinrichtungen mit den Pflegekassen Versorgungsverträge abschließen wollen. (dpa)

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