Kinderärzte

Pädiater klagen über steigende Arbeitslast

Nicht nur die Corona-Pandemie sorgt in den Praxen der Kinder- und Jugendärzte für immer mehr Arbeit. „Die Ursachen hierfür sind sehr vielfältig, werden aber von der Politik weitgehend ignoriert“, so BVKJ-Chef Fischbach.

Raimund SchmidVon Raimund Schmid Veröffentlicht:
Die Coronapandemie beschert den Kinderarztpraxen mehr Zulauf. Aber auch die Ausweitung des Leistungskatalogs oder die steigende Nachfrage nach Impfungen.

Die Coronapandemie beschert den Kinderarztpraxen mehr Zulauf. Aber auch die Ausweitung des Leistungskatalogs oder die steigende Nachfrage nach Impfungen.

© famveldman / stock.adobe.com

Berlin. Der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) sieht die ambulante Pädiatrie für die derzeitigen und künftigen Herausforderungen nicht ausreichend gewappnet.

„Die Ursachen hierfür sind sehr vielfältig, werden aber von der Politik weitgehend ignoriert“, kritisiert Dr. Thomas Fischbach, Präsident des Berufsverbands der Kinder- und Jugendärzte Deutschlands.

  • So werden die Kinder- und Jugendärzte künftig voraussichtlich auch bei asymptomatischen Patienten immer mehr SARS-COV-2-Abstriche vornehmen müssen. Dieser Patienten-Ansturm werde auf Dauer von den Praxen auch wegen fehlender Räume und nicht ausreichender Schutzkleidung kaum mehr zu bewältigen sein. Auch die Anforderungen der Eltern an die Pädiater, für Kinder mit entsprechenden COVID-19-Symptomen Atteste auszustellen, haben spürbar zugenommen. Für diese zusätzliche Tätigkeiten gebe es bislang keine angemessene Aufwandsvergütung.
  • Ausweitung des Leistungskatalogs: Die Gesamtanzahl der von Kinder- und Jugendärzten erbrachten Impfleistungen stieg von 8,3 Millionen im Jahr 2010 auf 10,3 Millionen 2017. Der gleiche Trend zeigt sich bei den Vorsorgeuntersuchungen: Während 2010 noch 538 .000 U3-Untersuchungen abgerechnet wurden, waren es 2017 bereits 631 .000.
  • Zunahme psychosozialer Auffälligkeiten im Kindes- und Jugendalter: Laut „Versorgungsmonitor Ambulante Kinder- und Jugendmedizin“ ist zwischen 2010 und 2017 die Zahl der unter 18-Jährigen mit Entwicklungsstörungen um 37 Prozent, mit Störungen des Sozialverhaltens um 22 Prozent und mit Anpassungsstörungen gar um 39 Prozent gestiegen.
  • „Anwälte“ für Kindesvernachlässigung und Kinderrechte: Weit stärker als früher sind die Pädiater heute bei den Themen Kinderschutz und sexueller Missbrauch im Rahmen von aufwändigen Netzwerk-Tätigkeiten gefordert.
  • Höherer Beratungsbedarf für Eltern: Patientenkontakte mit Eltern werden komplexer, weil diese immer häufiger – mit vielen Falschinformationen jetzt auch über die Folgen der Corona-Pandemie – in die Praxen kommen.

Laut BVKJ reichen die vorhandenen Kapazitäten wegen dieser neuen Aufgabenstellungen nicht mehr aus, um alle Kinder und Jugendlichen gut zu versorgen. Die Zeit, die einem Kinder- und Jugendarzt heute pro Patient zur Verfügung steht, nehme seit Jahren kontinuierlich ab.

Nach Ansicht von Fischbach sollten die folgenden Forderungen deshalb auf die gesundheitspolitische Agenda gelangen:

  • Mehr Kinder- und Jugendärzte: Dafür müssen die Bundesländer die Studienplatzkapazitäten im Fach Humanmedizin spürbar aufstocken und die Weiterbildungsmöglichkeiten im Fach Pädiatrie personell und finanziell verbessern.
  • Ausbau von Teilzeitstellen und flexiblen Arbeitszeitangeboten.
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