Nordrhein

Pandemie wird Hospizversorgung verändern

Sterbebegleitung war im ersten Lockdown selbst für engste Angehörige kaum möglich. Das wird sich ändern müssen, sagen Fachleute beim Aachener Hospizgespräch.

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Der Eingang zum Hospiz blieb vielen Angehörigen in der Hochzeit der Pandemie verwehrt. (Symbolbild)

Der Eingang zum Hospiz blieb vielen Angehörigen in der Hochzeit der Pandemie verwehrt. (Symbolbild)

© Felix Kästle / dpa

Stolberg. Die mit der Corona-Pandemie verbundenen Kontaktbeschränkungen haben nach Einschätzung von Rudolf Henke, Präsident der Ärztekammer Nordrhein, in der Palliativ- und Hospizversorgung ein vorhandenes Problem noch verschärft. „Durch die Regelungen zur Kontaktaufnahme zum Schutz von Risikogruppen hat der Rückzug von Zugehörigen der unheilbar Erkrankten in ihrer letzten Lebensphase weiter zugenommen“, sagte Henke beim 113. Aachener Hospizgespräch in Stolberg bei Aachen.

Henke bezeichnete es als ein Grundbedürfnis der Sterbenden und Schwerstkranken, in der letzten Lebensphase nicht allein zu sein, Kommunikation zu erfahren und eine Verabschiedungskultur pflegen zu können. Die Konsequenz aus den in der Pandemie gemachten negativen Erfahrungen ist für ihn klar: „Um diesen Krisenzustand zu bewältigen, muss in Zukunft eine ethische Abwägung zwischen Infektionsgefahr und sozialer Isolation getroffen werden.“

Bedürfnisse der schwer erkrankten Menschen auch in Krisenzeiten ernst nehmen

Die Hospiz- und Palliativbewegung wird wie das deutsche Gesundheitswesen aus der Pandemie nicht mehr so hinausgehen, wie sie hineingegangen ist, erwartet Veronika Schönhofer-Nellessen, Leiterin der Servicestelle Hospiz für die Städteregion Aachen. „Sterbebegleitung war in den ersten Monaten des ersten Lockdowns fast überall nicht mehr möglich – häufig nicht einmal für die engsten Angehörigen.“

Schönhofer Nellessen ist die hauptverantwortliche Veranstalterin der Aachener Hospizgespräche, die vom Pharmahersteller Grünenthal, der Caritas-Gemeinschaftsstiftung für das Bistum Aachen und der Städteregion Aachen unterstützt werden. Sie bezeichnete es als zentrales Anliegen der Bewegung, medizinische, pflegerische, psychosoziale und auch spirituelle Bedürfnisse und Bedarfe der schwer erkrankten Menschen, ihrer Zugehörigen und der betreuenden Teams auch in Krisenzeiten ernst zu nehmen. „Dies wird eine entscheidende Fragestellung in Zukunft bleiben und am Ende auch mitentscheidend sein, wie menschenfreundlich unsere Gesellschaft aus der Pandemie herausgehen wird“, sagte Schönhofer-Nellessen.

Der Direktor der Klinik für Palliativmedizin am Universitätsklinikum Aachen und ärztlicher Leiter des Kongresses Professor Roman Rolke betonte, dass es in der Pandemie ebenso wie in der Flutkatastrophe nicht nur negative Erfahrungen wie Isolation und Einsamkeit gegeben hat. „Dem Leid gegenüber stehen die vielen neu entstandenen Initiativen und das Engagement der vielen Einzelnen, die gezeigt haben, dass Solidarität und kreative Problemlösungen verfügbar sind“, sagte Rolke. (iss)

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