DHS Jahrbuch Sucht vorgestellt

Partner und Kinder leiden besonders unter Alkoholkonsum

Der Alkoholkonsum in Deutschland sinkt zwar, doch mit 10,7 Liter an Reinalkohol pro Kopf und Jahr liegt er weiterhin auf hohem Niveau, warnt die Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen. Unterschätzt würden vor allem die gesundheitlichen Folgen für Angehörige.

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Bier, Wein, Sekt und Co.: Im Jahr 2015 verbrauchte jeder Bundesbürger ab 15 Jahren 10,7 Liter Reinalkohol.

Bier, Wein, Sekt und Co.: Im Jahr 2015 verbrauchte jeder Bundesbürger ab 15 Jahren 10,7 Liter Reinalkohol.

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BERLIN. Eine nur bedingt positive Botschaft hatte die Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen e.V. (DHS) bei der Vorstellung ihres "Jahrbuchs Sucht 2018" in Berlin im Gepäck: Der Gesamtverbrauch an alkoholischen Getränken in Deutschland ist im Jahr 2016 im Vergleich zum Vorjahr um 1,25 Prozent gesunken.

Dennoch werden 133,8 Liter pro Kopf und Jahr konsumiert. Noch deutlicher zeigt eine andere Zahl die Dimension dieses Konsums: Im Jahr 2015 verbrauchte jeder Bundesbürger ab 15 Jahren 10,7 Liter Reinalkohol.

Komasaufen bleibt ein Thema

Weiterhin hoch bleibt zudem die Zahl der Kinder, Jugendlichen und jungen Erwachsenen, die in 2016 aufgrund eines akuten Alkoholmissbrauchs in Krankenhäusern stationär behandelt wurden: Mit 22.309 Patienten zwischen 10 und 20 Jahren ist die Zahl laut DHS sogar um 1,8 Prozent zum Vorjahreswert gestiegen.

Im Vergleich zur Behandlungszahl des Jahres 2000 (ca. 9.500 Behandlungsfälle) ist dies eine Steigerung von 134,5 Prozent.

Problemfall Passivtrinken

Ein Schwerpunktthema des diesjährigen Jahrbuchs Sucht ist das Passivtrinken. Der Konsum keines anderen Suchtmittels sei gesellschaftlich derart akzeptiert wie der des Alkohols, moniert die DHS.

Dabei würden gerade die Risiken für das Umfeld von Alkoholabhängigen verdrängt. Das Passivtrinken bezieht dabei nicht nur die Folgen für Angehörige und Partner, sondern auch für Kollegen und Mitarbeiter mit ein.

Die Daten der DHS sprechen eine eindeutige Sprache:

» 10.000 Kinder in Deutschland sind pro Jahr schon bei ihrer Geburt alkoholgeschädigt ("Fetale Alkohol-Spektrum Störung" FASD). Insgesamt gehen Experten nach Angaben der DHS von rund 1,5 Millionen Menschen mit einer FASD in Deutschland aus.

2,65 Millionen Kinder wachsen in einer Suchtfamilie auf. Überdurchschnittlich oft komme es in diesen Familien zu sexuellen Übergriffen, Missbrauch und körperlicher Gewalt.

» Etwa acht Millionen Angehörige alkoholkranker Menschen in Deutschland erfahren laut der DHS zahlreiche Belastungen, sorgen sich um die Gesundheit des alkoholabhängigen Angehörigen, fühlen sich hilflos und ohnmächtig, einsam, alleinverantwortlich und oftmals nicht ernst genommen. "In Extremfällen erfahren sie gar regelmäßig körperliche und sexuelle Gewalt", heißt es.

» Es sei davon auszugehen, dass 5 Prozent der Arbeitnehmer – von der Geschäftsführung bis zur Aushilfskraft – problematisch Alkohol konsumieren, weitere 5 Prozent seien abhängig.

» Auf rund 40 Milliarden Euro würde eine aktuelle Untersuchung die direkten und indirekten Kosten des Alkoholkonsums in Deutschland beziffern. Dem stünden Einnahmen des Staates aus alkoholbezogenen Steuern von nur 3,165 Milliarden Euro gegenüber. (reh)

Lesen Sie dazu auch den Kommentar: Schulfach Gesundheit

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