Hamburg

Pflege-WG ist ein Hoffnungsträger

Obwohl in Hamburg die Zahl der Pflegebedürftigen weniger stark wächst als andernorts, will der Senat jetzt die Weichen stellen.

Dirk SchnackVon Dirk Schnack Veröffentlicht:

HAMBURG. Ohne das Engagement von Angehörigen und Ehrenamtlichen werden die steigenden Herausforderungen in der Pflege nicht zu meistern sein. Zugleich wird der Trend zu mehr Pflege-Wohngemeinschaften in Quartieren anhalten und Angehörige entlasten.

Hierin waren sich Politik, Krankenkassen und Wissenschaftler in einer Veranstaltung der Barmer GEK Hamburg einig.

Gesundheitssenatorin Cornelia Prüfer-Storcks (SPD) sprach sich in der Veranstaltung für einen Ausbau der Pflege-WGs mit Augenmaß aus. Die derzeit bestehenden rund 25 Wohngemeinschaften in der Hansestadt liegen weit hinter der Zahl, die etwa Berlin erreicht, zurück.

Hamburg setzt aber stärker auf die Einbindung in Quartiere, in denen die Bewohner der Pflege-Wohngemeinschaften sich in vertrauter Umgebung bewegen. Bei Ausschreibungen für städtebauliche Veränderungen wird diese Anforderung an Quartiere berücksichtigt.

Ziel ist es laut der Gesundheitssenatorin, in der Nachbarschaft von Quartieren mehr Raum für bürgerschaftliches Engagement zu schaffen.

Der Handlungsdruck in der Hansestadt ist derzeit noch geringer als in anderen Regionen, weil das durchschnittliche Bevölkerungsalter in der Metropole durch den stetigen Zuzug junger Menschen langsamer zunimmt.

Im Jahr 2030 wird es rund 61.000 pflegebedürftige Menschen in Hamburg geben. Die Steigerungsrate bis 2030 beträgt rund 32 Prozent, im Nachbarland Schleswig-Holstein dagegen 54 Prozent.

Prüfer-Storcks will die gute Ausgangslage nutzen und schon heute die Weichen stellen. Ein vom Hamburger Senat vorgelegtes Demografiekonzept 2030 sieht in den Pflege-Wohngemeinschaften einen wichtigen Baustein für die Betreuung pflegebedürftiger Menschen auch mit Demenz.

Die Bedeutung der Heime dagegen könnte aus Sicht von Prüfer-Storcks sinken, wenn diese sich nicht auf die neue Entwicklung einstellen und etwa Wohngruppen in den stationären Einrichtungen anbieten.

Der Druck auf die Heimbestreiber ist schon heute vorhanden: Laut Demografiekonzept sind mehr als zehn Prozent der bestehenden rund 17.700 Heimplätze in Hamburg nicht belegt.

Für ihren Kurs kann Prüfer-Storcks auf breite Unterstützung zählen. Hamburgs Barmer-Landesgeschäftsführer Frank Liedtke lobte die Vorteile der Pflege-Wohngemeinschaften wie Selbstbestimmung und Erhalt der vertrauten Umgebung.

Professor Susanne Busch von der Hochschule für Angewandte Wissenschaften berichtete von funktionierenden Modellen in der Hansestadt.

Auch Hausarzt Klaus Schäfer, Vizepräsident der Ärztekammer, hält Pflege-WGs für eine ideale Alternative zu den bestehenden Betreuungsformen. Denn dort sind nach seinen Erfahrungen die Betroffenen häufig zu sehr auf sich allein gestellt.

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