Brexit-Verhandlungen
Pharmaexporte müssen bei No-Deal Federn lassen
Der Europäische Dachverband der forschenden pharmazeutischen Industrie warnt vor einem harten Brexit – unterfüttert von einer Prognose über die zu erwartenden Exportverluste.
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Geschiedene Partner: Wie stellen sich die EU und Großbritannien ihre künftige Beziehung vor? Das steht noch in den Sternen.
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Brüssel. Derzeit laufen zwischen der EU und Großbritannien noch die Verhandlungen über die Ausgestaltung der gegenseitigen Beziehungen nach dem vollzogenen Brexit. Die Übergangsfrist endet am 31. Dezember dieses Jahres. Der Europäische Dachverband der forschenden pharmazeutischen Industrie (EFPIA) drängt die Verhandlungspartner abermals, einen harten Brexit – ein Bye-bye ohne Abkommen – zu verhindern und sich auf eine Freihandelszone mit einem Mutual Recognition Agreement (MRA), einem zwischenstaatlichen Abkommen über die gegenseitige Anerkennung von Produktzulassungen, zu verständigen.
Mit Referenz auf eine aktuelle Untersuchung des Institute for International and Development Economics (IIDE) weist EFPIA darauf hin, dass im Falle eines No-Deals die EU-Pharmaexporte jährlich um 1,2 Prozent zurückgingen. Im Falle einer Freihandelszone mit MRA prognostiziert das IIDE einen Rückgang um nur 0,9 Prozent. In Zahlen ausgedrückt: Ein harter Brexit würde zu einer reduzierten Exportsumme für EU-Pharmazeutika um 1,2 Milliarden Euro jährlich führen.
Irische Exporte am stärksten betroffen
Am härtesten würde es dabei laut Analyse die irischen Pharmaexporte mit umgerechnet 716 Millionen Euro vermindertem Volumen treffen, gefolgt von Deutschland mit 196 Millionen Euro, Belgien mit 191 Millionen Euro und der Niederlande mit 65 Millionen Euro.
Das Vereinigte Königreich wird mit noch viel herberen Verlusten konfrontiert sein, so die IIDE-Experten. Verringerten sich die britischen Pharmaexporte schon in einer Freihandelszone mit MRA um jährlich 12,6 Prozent, so wären es beim harten Brexit 22,5 Prozent.
Angesichts dieser Zahlen appelliert EFPIA-Generaldirektorin Nathalie Moll an die Vernunft der Verhandlungspartner. „Die EU hat eine klare Option, die den Schaden durch den Wechsel in den europäisch-britischen Beziehungen begrenzt und die Resilienz der Region sowie der wirtschaftlichen Erholung unterstützt“, so Moll. Und ergänzt: „Die Analyse führt zu der Schlussfolgerung, dass aus Sicht der Medizin ein europäisch-britisches Freihandelsabkommen inklusive eines zwischenstaatlichen Abkommens über die gegenseitige Anerkennung von Produktzulassungen die am meisten nutzenstiftende Art der Beziehung für Europa ist.“