NAV zu Wartezeiten
Politik scheut die Wahrheit
Budgetierung und absolut freie Arztwahl sind nach Auffassung des NAV-Virochwbundes Ursachen von Wartezeiten auf einen Arzttermin.
Veröffentlicht:BERLIN. Eine im internationalen Vergleich hohe Zahl an Kontakten zwischen Patienten und Ärzten sowie die andauernde Budgetierung der vertragsärztlichen Gesamtvergütung sind nach Auffassung des NAV-Virchowbundes die Ursachen von Wartezeiten auf einen Arzttermin.
Das Problem sei politisch verursacht, seit Jahrzehnten "konsequent ignoriert und nun der Selbstverwaltung zugeschoben" worden, so der NAV-Vorsitzende Dr. Dirk Heinrich.
Mit durchschnittlich 18 Arztkontakten pro Jahr seien deutsche GKV-Versicherte weltweit Spitzenreiter bei der Inanspruchnahme von Vertragsärzten. Diese Inanspruchnahme bei begrenzten Mitteln führe zwangsläufig zu Wartezeiten, verstärkt durch den in vielen Disziplinen bestehenden Ärztemangel.
Heinrich: "Um dies aufzulösen, muss die Politik entweder die Budgetierung aufheben oder eine striktere Patientensteuerung zulassen. Letzteres bedeutet aber eine Einschränkung der freien Arztwahl. Dies ist eine politische Entscheidung, die Ehrlichkeit gegenüber dem Wähler erfordert."
Angesichts der Mehrheitsverhältnisse durch die Große Koalition sei jetzt die Gelegenheit, das Problem zu lösen, meint Heinrich. Die Fortsetzung der Budgetierung und weitere "bürokratische Fesseln" wie Terminfristen seien nicht geeignet.
Ferner mahnt Heinrich eine differenzierte Betrachtung existierender Wartezeiten bei Fachärzten an. Es gebe beispielsweise einen Unterschied zwischen der orthopädischen Abklärung eines akuten Falls und einer routinemäßigen Kontrolluntersuchung beim Augenarzt.
Dies zu analysieren sei eine Aufgabe der Versorgungsforschung. Dann werde sich wahrscheinlich herausstellen, dass durch Wartezeiten kein Patient zu Schaden komme. Eine OECD-Studie habe gezeigt, dass Deutschland im internationalen Vergleich zusammen mit der Schweiz die geringsten Wartezeiten habe. Dies sei auch eine Folge des Wettbewerbs zwischen privater und gesetzlicher Krankenversicherung. (HL)