Kommentar zur Sanitäter-Not in Großbritannien

Politik verwaltet Mängel anstatt sie zu beheben

Dass in Großbritannien Soldaten für Krankentransporte eingesetzt werden, ist nur ein Ergebnis des Kaputt-Sparens im NHS.

Arndt StrieglerVon Arndt Striegler Veröffentlicht:

Es sind in der Tat traurige Zeiten, wenn sich ein reiches Land wie Großbritannien nicht länger genug Sanitäter und Rettungswagenfahrer leisten kann oder will, um Kranke und Verletzte zeitnah notärztlich zu versorgen.

Insofern ist die Kritik britischer Ärzte an den „traurigen Zuständen“ und an „nationaler Schande“ im staatlichen britischen Gesundheitsdienst (National Health Service, NHS) durchaus berechtigt. Sicherlich – dass in den staatlichen britischen Kliniken und Hausarztpraxen vieles im Argen liegt – nun, das ist nicht neu.

Seit vielen Jahren geht es den britischen Gesundheitspolitikern augenscheinlich eher darum, die Mängel zu verwalten statt sie zu beheben. Und darum, sich irgendwie durch die nächste NHS-Krise durchzulavieren. Die Pandemie hat das alles nur noch verschlimmert – neu ist es keineswegs.

Patienten, die mit gebrochenen Armen und Beinen nach einem Unfall mehr als vier Stunden auf die Rettung warten müssen. Herzinfarktpatienten, für die jede Hilfe zu spät kommt, weil es keinen Rettungsdienst gab, der sie zeitnah versorgt. Britische Medien berichten, dass es inzwischen regelmäßig vorkommt, dass in London zeitgleich bis zu 700 Patienten auf einen Rettungswagen warten.

Hinzu kommt, dass ambulante Dienste oftmals eine Stunde oder länger vor einem Krankenhaus warten müssen, um ihre Patienten den Fachärzten zu übergeben. Denn auch in der staatlichen Notfallmedizin herrscht Personalknappheit.

Immerhin: Rund 100 Soldatinnen und Soldaten sind derzeit nach Angaben des Londoner Verteidigungsministeriums im Einsatz für den NHS, um Unfall- und Notfallpatienten zu retten.

Wie gut nur, dass Premier Boris Johnson gerade seine Truppen aus Afghanistan abziehen ließ – die zusätzlichen Heimkehrer könnten schon bald an einer anderen Front, namentlich der NHS-Front, dringend gebraucht werden.

Schreiben Sie dem Autor: gp@springer.com

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Bewährungsstrafe

Polens Ex-Gesundheitsminister verurteilt

Das könnte Sie auch interessieren
Glasglobus und Stethoskop, eingebettet in grünes Laub, als Symbol für Umweltgesundheit und ökologisch-medizinisches Bewusstsein

Klimawandel und Gesundheitswesen

Klimaschutz und Gesundheit: Herausforderungen und Lösungen

Kooperation | In Kooperation mit: Frankfurter Forum
Ein MRT verbraucht viel Energie, auch die Datenspeicherung ist energieintensiv.

© Marijan Murat / dpa / picture alliance

Klimawandel und Gesundheitswesen

Forderungen nach Verhaltensänderungen und Verhältnisprävention

Kooperation | In Kooperation mit: Frankfurter Forum
Ein Dialogforum von Fachleuten aus Gesellschaft, Gesundheitspolitik und Wissenschaft

© Frankfurter Forum für gesellschafts- und gesundheitspolitische Grundsatzfragen e. V.

Das Frankfurter Forum stellt sich vor

Ein Dialogforum von Fachleuten aus Gesellschaft, Gesundheitspolitik und Wissenschaft

Kooperation | In Kooperation mit: Frankfurter Forum
Kommentare
Dr. Antigone Fritz und Hubertus Müller sitzen trocken am PC. Dort zu sehen: ein Bild vom Hochwasser in Erftstadt vor drei Jahren.

© MLP

Gut abgesichert bei Naturkatastrophen

Hochwasser in der Praxis? Ein Fall für die Versicherung!

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: MLP
Protest vor dem Bundestag: Die Aktionsgruppe „NichtGenesen“ positionierte im Juli auf dem Gelände vor dem Reichstagsgebäude Rollstühle und machte darauf aufmerksam, dass es in Deutschland über drei Millionen Menschen gebe, dievon einem Post-COVID-Syndrom oder Post-Vac betroffen sind.

© picture alliance / Panama Pictures | Christoph Hardt

Symposium in Berlin

Post-COVID: Das Rätsel für Ärzte und Forscher

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: vfa und Paul-Martini-Stiftung
Krisenkommunikation war Schwachpunkt in der Pandemie

© HL

Herbstsymposium der Paul-Martini-Stiftung

Krisenkommunikation war Schwachpunkt in der Pandemie

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: vfa und Paul-Martini-Stiftung
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Abrechnung erfolgt extrabudgetär

Jetzt stehen die EBM-Ziffern für die Long-COVID-Versorgung

Sehvermögen und Demenz

Klarer Blick und klarer Geist nach Katarakt-Operation

Lesetipps
Junges Mädchen mit asiatischem Migrationshintergrund sitzt am Tisch und misst ihren Blutzucker.

© Krakenimages.com / stock.adobe.com

Unterschiede im Komplikationsrisiko

Was bei ethnischen Minderheiten mit Typ-2-Diabetes anders ist

Zwei Zähne mit Wanderstöcken sind in den Bergen wandern. Das Bild ist im Comicstil gezeichnet.

© Andrea Schudok / KI-generiert mit Adobe Firefly

Sammlung von Kasuistiken

Auf Abwegen: Wenn Zähne sich in die Atemwege verirren