Gute Nachrichten des Jahres 2023
Positiver Jahresrückblick: Höhere Mindestmengen in der Frühchen-Versorgung
25 statt 20: G-BA-Chef Hecken und Fachgesellschaften bleiben bei der höheren Mindestmenge in der Versorgung Früh- und Reifegeborener standhaft – aus unserer Serie zu guten Nachrichten im Jahr 2023.
Veröffentlicht:Mindestmengen gelten als scharfes Schwert der Qualitätssicherung in Krankenhäusern. Zuletzt hat es Streit gegeben um strengere Vorgaben in der Versorgung früh- und reifgeborener Kinder mit einem Gewicht von weniger als 1.250 Gramm. Streithähne sind der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA), der die Mindestmengenvorgaben beschließt, und die Länder – auf deren Seite vor allem der noch amtierende GMK-Vorsitzende, Baden-Württembergs Gesundheitsminister Manne Lucha (Grüne).
Frühgeborenen-Versorgung
G-BA-Beschluss zu Mindestmengen: Baden-Württemberg erwägt Klage
Der G-BA hat eine höhere Mindestmenge für die Frühchen-Versorgung ab 1. Januar 2024 beschlossen und diese auf jährlich 25 je Krankenhausstandort festgelegt. Zuvor hatte die entsprechende Mindestmenge bei 20 gelegen. Kassenverbände wie der der Ersatzkassen (vdek) plädieren – mit Verweis auf Finnland – für eine Mindestmenge in der Frühchen-Medizin von 500 je Klinikstandort und Jahr.
Zusammenhang zwischen Menge und Qualität
Lucha, nicht unbedingt ein Freund des G-BA, wie auch weitere Ländervertreter beklagen, durch die strengere Vorgabe sei die flächendeckende Frühchen-Versorgung gefährdet. In den meisten der 16 Bundesländer würden voraussichtlich ein Viertel bis die Hälfte aller Perinatalzentren die Mindestmenge von 25 nicht erreichen.
„Mitwirkung der Länder erschwert“
Gesundheitsminister der Länder attackieren den G-BA
Der Unparteiische Vorsitzende des Bundesausschusses, Professor Josef Hecken, hält tapfer dagegen. Zu Recht verweist Hecken darauf, dass es zweifelsfrei einen Zusammenhang zwischen Menge und Qualität gibt – „und das nicht nur im My-Bereich“. Das gelte auch und gerade für die Versorgung extrem untergewichtiger Frühchen.
Medizinische Fachgesellschaften geben Hecken Recht – und halten den argumentativen Kampf gegen Mindestmengen für sachlich falsch. Aus der Datenlage, betont etwa die Deutsche Gesellschaft für Perinatale Medizin (DGPM) gehe „ganz eindeutig“ hervor, dass dank der höheren Mindestmengen das „Leben vieler Frühgeborener“ gerettet werden könne.
Streit mit den Ländern
G-BA-Chef Hecken unterstreicht Bedeutung höherer Mindestmengen für Frühgeborene
Erfahrung macht bekanntlich den Meister
DGPM-Präsident Professor Mario Rüdiger spricht mit Blick auf die strengeren Vorgaben in der Frühchenversorgung von einer rückwärtsgewandten Diskussion – der Kampf gegen Mindestmengen sei Ausdruck der Unwilligkeit der Bundesländer, Versorgungsstrukturen an die aktuelle Gegebenheit anzupassen. Die bestehenden Strukturen sicherten künftig keine flächendeckende Versorgung mehr und gefährdeten gleichzeitig das Leben extrem unreifer Kinder.
Die gute Nachricht also? Voten wie die von Hecken und einer Fachgesellschaft wie der DGPM stärken das Qualitätsschwert Mindestmenge – und unterstreichen die banale Erkenntnis: Erfahrung macht den Meister. Auch in der Medizin.
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