CDU-Politiker Krauß
Prämie für Corona-impfwillige Pflegekräfte angeregt
Um die Impfbereitschaft beim Pflegepersonal in Altenheimen und Krankenhäusern zu erhöhen, schlägt der CDU-Gesundheitspolitiker Alexander Krauß Prämienzahlungen vor. Klinik- und Pflegevertreter reagieren ablehnend. Die FDP spricht gar von einer „Verzweiflungstat“.
Veröffentlicht: | aktualisiert:Berlin. Der CDU-Gesundheitspolitiker Alexander Krauß hat sich für die Zahlung von Prämien an Beschäftigte in Pflegeheimen und Krankenhäusern ausgesprochen, die sich gegen das Coronavirus impfen lassen. „Damit ließen sich die Impfraten auf jeden Fall steigern“, sagte Krauß am Wochenende in Berlin.
Eine Impfung sei vor allem im Interesse der Mitarbeiter selbst, sagte Krauß. Aber auch die Arbeitgeber seien Nutznießer. So sinke durch eine Immunisierung das Risiko „deutlich“, dass Beschäftigte in Heimen und Kliniken an dem Virus erkrankten und nicht arbeiten könnten. Zudem verringere sich die Wahrscheinlichkeit, dass Mitarbeiter Heimbewohner oder Patienten ansteckten.
Schlechte Signalwirkung?
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Impfquote von über 70 Prozent erreichen
Gerade in Krankenhäusern und Pflegeheimen sei daher eine „überdurchschnittliche Impfquote“ anzustreben, forderte Krauß. Diese müsse bei über 70 Prozent liegen. Um diese Quote zu erreichen, seien Aufklärungskampagnen zu forcieren. „Wer in der Altenpflege und im Gesundheitswesen arbeitet, sollte faktenreich zum Impfen informiert werden.“
Zuletzt hatte sich gezeigt, dass zahlreiche Pflegekräfte den Impfungen gegen Corona noch skeptisch gegenüberstehen. Laut einer Umfrage der Deutschen Gesellschaft für Internistische Intensivmedizin und Notfallmedizin und der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin wollen sich 73 Prozent der Ärzte und knapp 50 Prozent der Pflegekräfte impfen lassen.
Die Befragung fand allerdings im vergangenen Dezember statt. Die DIVI hatte daher darauf hingewiesen, dass sich seit dem Impfstart in Deutschland kurz nach Weihnachten „einiges“ bei der Impfbereitschaft getan habe.
Corona-Pandemie
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DKG: Kein geeignetes Instrument
Bei der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG) stieß der Prämienvorschlag auf Ablehnung. „Grundsätzlich begrüßen wir alle Aktivitäten von Arbeitgebern, die Impfbereitschaft zu stärken und für die Impfung zu werben“, sagte DKG-Hauptgeschäftsführer Georg Baum der „Ärzte Zeitung“ am Montag. Im Mittelpunkt der Aktionen sollten aber immer Aufklärung und Information stehen. In Impfprämien sehen wir kein geeignetes Instrument.“
Der Bundesverband privater Anbieter sozialer Dienste (bpa) erklärte, Arbeitgeber könnten niemanden dazu zwingen, sich impfen zu lassen. Der Gesetzgeber habe klar geregelt, dass jeder Einzelne für sich selbst abwägen müsse, ob er sich impfen lasse oder nicht. „Die Entscheidung können wir daher niemandem abnehmen. Erst recht sollten wir sie nicht erkaufen“, sagte bpa-Präsident Bernd Meurer der „Ärzte Zeitung“.
bpa: Wollen niemanden kaufen!
Ein Grund für die „etwas zurückhaltende Impfbereitschaft“ liege sicherlich darin, dass Pflegekräfte sich mit der Wirkung und den Folgen der Impfung beschäftigten, sagte Meurer. „Hier tut Aufklärung gut.“ Die Impfbereitschaft werde dann erheblich steigen, wenn geklärt sei, „dass von geimpften Personen keine Infektionsgefahr mehr ausgeht und es deshalb zu beruflichen Alltagserleichterungen für die Pflegekräfte kommen würde“, betonte Meurer.
Zurückhaltend reagierte auch der Deutsche Pflegerat. „Eine Prämienzahlung in Zusammenhang mit der Impfbereitschaft halte ich für verfehlt“, sagte Ratspräsident Dr. Franz Wagner der „Ärzte Zeitung“. Sich impfen zu lassen, sei „keine Frage des Geldes“, so Wagner. „Es braucht vielmehr für die Zielgruppe sachlich gut aufbereitete Informationen, damit möglicherweise vorhandene Bedenken gegenüber einer Impfung behoben werden.“
Wagner betonte, bei Abwägung der Risiken einer Impfung und der einer COVID-19-Erkrankung spreche „alles für die Impfung“. Deshalb rufe der Pflegerat die Pflegenden auch dazu auf, sich impfen zu lassen.
FDP: Aufklärung ist Schlüssel zum Erfolg
Harsche Kritik erntete die Prämienidee auch seitens der FDP-Bundestagsfraktion. „Ich halte den Vorschlag von Alexander Krauß für eine Verzweiflungstat und naiv“, sagte der Obmann der Liberalen im Gesundheitsausschuss, Professor Andrew Ullmann, der „Ärzte Zeitung“.
Ullmann erinnerte Krauß, der seit 2017 Bundestagsabgeordneter für den Erzgebirgskreis I ist, daran, dass die CDU in Sachsen mit Blick auf das Pandemie-Geschehen „mit dem Rücken zur Wand“ stehe. „Sie haben hohe Inzidenzwerte und bisher die niedrigste Impfquote deutschlandweit. Das ist die Schuld der CDU-geführten Staatsregierung in Dresden.“
Beschäftigte im Gesundheitswesen oder im Öffentlichen Dienst nun mit Geld „ködern“ zu wollen, trage wenig bis gar nicht dazu bei, die Impfquote zu steigern, so Ullmann. „Meine Erfahrungen als Infektiologe sagen mir, dass nur rechtzeitige und gute Aufklärung der Schlüssel zum Erfolg ist.“