Kammerwahl Westfalen-Lippe
Praxisärzte wollen mehr Einfluss
In diesen Tagen werden die Unterlagen für die Kammerwahl in Westfalen-Lippe verschickt. Die großen Ärzteverbände erwarten gute Ergebnisse. Das Gewicht der niedergelassenen Ärzte wollen die Hausärzte in der Versammlung stärken.
Veröffentlicht:KÖLN. Es gibt noch viele Dinge, die Dr. Theodor Windhorst auf Bundes- und Landesebene vorantreiben möchte. Voraussetzung ist, dass er in seinem Amt als Präsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe (ÄKWL) bestätigt wird. Dafür stehen die Chancen gut bei den jetzt anlaufenden Wahlen zur Kammerversammlung. Wahltag ist der 24. September.
"Ich würde gern noch fünf Jahre im Spiel bleiben", sagt der 63-jährige Chirurg aus Bielefeld. In der Bundesärztekammer will er sich weiter für eine tragfähige GOÄ-Reform und die Weiterentwicklung der Muster-Weiterbildungsordnung einsetzen.
Handlungsbedarf sieht Windhorst, der als Spitzenkandidat des Marburger Bundes (MB) im Regierungsbezirk Detmold antritt, auch bei der Gestaltung der Rahmenbedingungen für die Kooperation mit anderen Berufsgruppen und die Delegation ärztlicher Leistungen.
"Wir brauchen die Kooperation und die Delegation, um auch in Zukunft eine qualitativ hochwertige Patientenversorgung sicherstellen zu können", sagt der Kammerpräsident.
Reform des Notfalldienstes
Windhorst hat vor allem den ärztlichen Nachwuchs im Blick. "Es geht darum, die Ideen und Überlegungen der jungen Generation zu berücksichtigen und in Einklang mit den Erfahrungen der älteren Ärzte zu bringen."
Als wichtigen Schritt zur Verbesserung der Rahmenbedingungen für Praxis-Ärzte sieht er die Reform des ärztlichen Notfalldienstes in Westfalen-Lippe. Sie hat die ÄKWL gemeinsam mit der KV auf den Weg gebracht. "Man kann zusammen mehr stemmen als allein."
Der Präsident hofft auf den baldigen Abschluss eines Projekts: Die ÄKWL möchte als erste Kammer zur Zertifizierungsstelle werden. Damit will sie den Mitgliedern eine Alternative zur Fülle sehr teurer Fortbildungs-Zertifikate verschiedener Gesellschaften bieten. "Wir wollen als neutrale Stelle den Zertifizierungswahnsinn ablösen."
Im Fall seiner Wiederwahl möchte Windhorst am liebsten mit Dr. Klaus Reinhardt als Vize weitermachen. "Ich sage ein "klares, deutliches Ja zu einer weiteren Zusammenarbeit." Was die Kammer in den vergangenen Jahren erreicht habe, sei auf eine gut funktionierende Teamarbeit an der Spitze zurückzuführen - inklusive der Geschäftsführung der ÄKWL.
Andere Verbände sehen Chancen
Der Bundesvorsitzende des Hartmannbundes (HB) Reinhardt kann anders als der ÄKWL-Präsident nicht fest mit einem guten Abschneiden seines Verbands rechnen. Die drei HB-Listen haben zurzeit sieben Delegierte im Kammerparlament, der MB 47. Partner der "Regierungskoalition" sind die Facharztliste und die Liste "Arzt im Krankenhaus".
"Als Hartmannbund setzen wir auf die Ärzte, die wie wir einen integrativen Ansatz verfolgen", sagt Reinhardt. Dabei hat er vor allem die Netze im Blick. Angesichts der Herausforderungen in der Patientenversorgung mache das Denken in Sektoren oder Fachgruppen keinen Sinn, betont der Allgemeinmediziner aus Bielefeld.
Wie richtig ein breiter, umfassender Blick auf die Versorgung ist, hat sich nach seiner Einschätzung in der Palliativmedizin gezeigt. Mit den Palliativnetzen habe Westfalen-Lippe Pionierarbeit geleistet. "Das Modell Westfalen-Lippe wird zum Standard werden", erwartet Reinhardt.
Zu den weiteren Themen, die ihm am Herzen liegen, gehören die Förderung der ambulanten Weiterbildung, die Flexibilisierung des Berufsrechts und "der Dauerbrenner Entbürokratisierung".
Der Deutsche Hausärzteverband, der zurzeit 19 Delegierte entsendet, möchte in der kommenden Legislaturperiode für eine Verschiebung der Gewichte sorgen. "Wir haben den Eindruck, dass die niedergelassenen Elemente in der ÄKWL viel zu kurz kommen", sagt Rolf Granseyer, Spitzenkandidat der Hausarztliste im Regierungsbezirk Arnsberg. "Wir wollen die hausärztlichen Belange mehr in den Fokus rücken."
Das sollte auch möglich sein, wenn sich die Mehrheitsverhältnisse nach der Wahl nicht grundlegend ändern, findet Granseyer. "Wir würden uns mehr Einbindung in die Vorstandsarbeit wünschen."
Die Einbeziehung auch der Gruppen, die nicht zu den Regierungsfraktionen gehören, dürfe nicht davon abhängen, ob es dem Präsidenten gerade passt oder nicht.