Ambulante Versorgung
Psychotherapeuten-Vereinigung: Praxen arbeiten am Anschlag
Psychotherapeutische Praxen seien „an der Belastungsgrenze“ angelangt, konstatiert die Deutsche PsychotherapeutenVereinigung – der Gesetzgeber müsse rasch handeln.
Veröffentlicht:Berlin. Mit Blick auf die Zukunft der ambulanten Versorgung schlägt nach KBV und KVen auch die Deutsche PsychotherapeutenVereinigung (DPtV) Alarm. „Wir Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten sind besorgt und verärgert“, wird DPtV-Bundesvorsitzender Gebhard Hentschel in einer am Dienstag verbreiteten Mitteilung zitiert.
Die psychotherapeutischen Praxen seien „an der Belastungsgrenze“ angelangt. Man erwarte daher von der Politik „konkrete Gesetzesvorhaben zur Stärkung der ambulanten Versorgung“, so Hentschel. Die PsychotherapeutenVereinigung vertritt eigenen Angaben zufolge rund 24.000 Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten. KBV und KVen hatten bei einer Krisensitzung vergangene Woche in Berlin vor einem „Kollaps der ambulanten Versorgung“ gewarnt.
Hentschel betonte, der Bedarf an Psychotherapie steige. Allein in der Corona-Pandemie habe man einen Anstieg der Nachfrage in den Praxen um 40 Prozent verzeichnet. Für die kommenden Jahre prognostiziere das Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung eine nochmals steigende Nachfrage um 25 Prozent. Dies lasse sich in den bestehenden Strukturen nicht bewältigen. Für eine ausreichende Versorgung der Patienten brauche es mehr Zulassungen.
Hentschel: Digitalisierung muss stabil laufen
Vielen Kolleginnen und Kollegen gehe kostbare Behandlungszeit aufgrund nicht funktionierender Konnektoren, auslaufender Zertifikate und weiterer IT-Probleme flöten, beklagt Hentschel. Digitalisierung müsse für die Praxen einfach handhabbar sein, stabil laufen und eine spürbare Verbesserung der Versorgungsprozesse bringen und hinreichend finanziert sein.
Auch brauche es mehr Weiterbildung von jungen Kolleginnen und Kollegen, so der DPtV-Chef. Die Reform der Psychotherapeutenausbildung habe zwar für künftige Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten eine den anderen akademischen Heilberufen vergleichbare Aus- und Weiterbildungsstruktur geschaffen. Der Gesetzgeber habe es allerdings versäumt, die Finanzierung der Weiterbildung in Praxen und Ambulanzen zu regeln. „Weiterbildung ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, die zusätzliche Ressourcen erfordert.“ (hom)