Kongress der Intensivmediziner
RKI-Chef Wieler: DIVI-Intensivregister nicht nur in der Corona-Krise nützlich
RKI-Präsident Wieler skizziert zur Kongresseröffnung den Ausbau des DIVI-Intensivregisters zum elektronischen Gesundheitswächter. Das könne sogar über die Grenzen Deutschlands hinaus funktionieren.
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Professor Lothar Wieler, Leiter des Robert Koch-Instituts (RKI), regt einen Ausbau des DIVI-Intensivregisters an.
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Berlin. Für einen Ausbau des DIVI-Intensivregisters zu einem allgemeinen Vorsorgeinstrument hat der Präsident des Robert Koch-Instituts Professor Lothar Wieler plädiert. „Die Plattform bietet Möglichkeiten, vorbereitet zu sein, unabhängig vom Krankheitsbild“, sagte Wieler als Festredner zur Eröffnung des Kongresses „DIVI2020“ am Dienstagabend. Hinter der Abkürzung DIVI verbirgt sich die Deutsche Interdisziplinäre Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin“.
Das Robert Koch-Institut (RKI) und DIVI hatten im Frühjahr das Register für die Intensivkapazitäten in Deutschland aus einer Vorgängerdatenbank heraus entwickelt. Ohne das Auftreten von COVID-19 gebe es das Register nicht, betonte Wieler. Es gibt unter anderem einen ständig in Echtzeit aktualisierten Überblick über die Zahl der betriebsbereiten Intensivbetten in Deutschland.
In einem geschützten Bereich finden Ärzte Informationen, wo Intensivbetten frei sind, falls Patienten verlegt werden müssen. Das erleichtere die Einschätzung der Lage und darauf gründende Entscheidungen, sagte Wieler.
Gefahrenlagen erkennen
Dieses Werkzeug sei zwar eigens für die aktuelle Pandemie entwickelt worden, biete aber darüber hinaus reichende Chancen. Es könne dahingehend ausgebaut werden, lokale und überregionale Gefahrenlagen zu erkennen. Um das Personal von der Dateneingabe zu entlasten, könnte ein solches Programm direkt mit den digitalen Krankenhaussystemen verknüpft werden.
„Sämtliche schwer verlaufenden Krankheiten könnten mit einem solchen System beobachtet und bewertet werten“, sagte der RKI-Präsident. Großes Potenzial biete auch eine Ausweitung dieser Möglichkeiten über die deutschen Grenzen hinaus.
In diesem Zusammenhang regte der RKI-Präsident auch die Einbindung des Deutschen Notaufnahmeregisters an. Dort gebe es eine dezentrale IT-Infrastruktur, die es ermögliche, die medizinische Dokumentation über Behandlungen und Diagnosen von Patienten in Notaufnahmen zentral zusammenzuführen. So ließen sich Cluster von Krankheiten früh erkennen, wenn die Signalerkennung darauf stoße, dass in benachbarten Notaufnahmen ein Krankheitsbild gehäuft auftrete.
Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) betonte in seinem Grußwort die Bedeutung einer starken Intensivmedizin für das Sicherheitsbedürfnis der Gesellschaft. „Vielen Menschen ist heute bewusster, auf welche Professionalität, welche eingeübten Abläufe und welchen menschlichen Einsatz wir im ganzen Land vertrauen können“, sagte Spahn. Das DIVI-Intensivregister sei weltweit einmalig, strich der Minister heraus. (af)