Coronavirus

RKI-Chef hält Abriegelung ganzer Orte für nicht denkbar

Bayerns Gesundheitsministerin Huml schließt drastische Maßnahmen zur Bekämpfung des Coronavirus nicht aus. RKI-Präsident Wieler hält die Quarantäne von ganzen Ortschaften für eher unwahrscheinlich.

Veröffentlicht:
„Quarantäne von ganzen Ortschaften kann ich mir in Deutschland nicht vorstellen“, sagte RKI-Präsident Professor Lothar H. Wieler.

„Quarantäne von ganzen Ortschaften kann ich mir in Deutschland nicht vorstellen“, sagte RKI-Präsident Professor Lothar H. Wieler.

© Christophe Gateau/dpa

München. Das Abschotten ganzer Städte wegen des neuartigen Coronavirus wie jetzt in Italien darf aus Sicht von Bayerns Gesundheitsministerin Melanie Huml nur die Ultima Ratio sein.

„Bevor über die Abriegelung einer Stadt entschieden wird, sollte zunächst auf andere Lösungsmöglichkeiten gesetzt werden“, sagte die CSU-Politikerin der Deutschen Presse-Agentur in München.

Der Schutz der Bevölkerung in Bayern habe oberste Priorität. „Deshalb können auch einschneidende Maßnahmen vorgenommen werden, um eine Ausbreitung des Coronavirus einzudämmen“, so Huml. Wichtig sei aber, immer im konkreten Einzelfall zu entscheiden und mit Augenmaß vorzugehen.

Spahn sieht viele Zwischenstufen

Italien hat mehrere Gemeinden im Norden des Landes wegen des Virus-Ausbruchs abgeriegelt. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hatte am Montag gesagt, notwendig sei so ein Schritt nicht. „Von der Absage von Großveranstaltungen (...) bis zum kompletten Abriegeln ganzer Städte gibt es ja auch noch viele Zwischenstufen.“

Der Präsident des Robert Koch-Instituts, Professor Lothar H. Wieler, sagte im „heute-journal“ des ZDF: „Quarantäne von ganzen Ortschaften kann ich mir in Deutschland nicht vorstellen.“ Die Menschen müssten dann mit Lebensmitteln und Wasser, aber auch mit ärztlicher Hilfe versorgt werden. Das sei in einem Quarantänegebiet sehr schwierig.

Mit mehr Fällen wird gerechnet

Das neuartige Virus sei näher an Deutschland herangekommen, stellte Wieler fest. „Es ist ganz klar, dass die Wahrscheinlichkeit steigt, dass wir auch zukünftig mehr Fälle in Deutschland sehen.“

Das Gesundheitssystem müsse sich weiter anstrengen, Fälle früh zu identifizieren und eine Verbreitung einzudämmen. Viele Ärzte und Menschen hierzulande seien aufmerksam und würden wohl rechtzeitig auf das Virus testen lassen, so dass die Chance immer noch gegeben sei, dass ein Ausbruch in Deutschland eingedämmt werden könne.

Wieler bislang sehr zufrieden

Sobald ein Fall entdeckt werde, würden unter anderem Kontaktpersonen gesucht, erläuterte der RKI-Chef. „Das können die deutschen Behörden, das haben sie in Bayern sehr gut gezeigt“, sagte Wieler. Dort gab es 14 der 16 bisher positiv getesteten Coronaviruspatienten in der Bundesrepublik.

So habe der Ausbruch eingedämmt werden können, sagte Wieler. „Wenn es irgendwann soweit wäre, dass es wirklich viele Hundert Fälle wären, dann gelingt uns das tatsächlich nicht mehr. Und dann müssen wir natürlich andere Maßnahmen fahren.“ (dpa)

Jetzt abonnieren
Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

PrEP-Surveillance

So steht es um die PrEP-Versorgung in HIV-Schwerpunktpraxen

Vielversprechende Ergebnisse

Neue Strategie zur Tuberkulose-Früherkennung

Das könnte Sie auch interessieren
Wie patientenzentriert ist unser Gesundheitssystem?

© Janssen-Cilag GmbH

Video

Wie patientenzentriert ist unser Gesundheitssystem?

Kooperation | In Kooperation mit: Janssen-Cilag GmbH
Höhen- oder Sturzflug?

© oatawa / stock.adobe.com

Zukunft Gesundheitswesen

Höhen- oder Sturzflug?

Kooperation | In Kooperation mit: Janssen-Cilag GmbH
Patientenzentrierte Versorgung dank ePA & Co?

© MQ-Illustrations / stock.adobe.com

Digitalisierung

Patientenzentrierte Versorgung dank ePA & Co?

Kooperation | In Kooperation mit: Janssen-Cilag GmbH
Die Chancen der Vitamin-C-Hochdosis-Therapie nutzen

© Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH

Vitamin-C-Therapie

Die Chancen der Vitamin-C-Hochdosis-Therapie nutzen

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Medizinischer Infusions-Tropf mit buntem Hintergrund

© Trsakaoe / stock.adobe.com

Hochdosis-Therapie

Vitamin C bei Infektionen und Long-COVID

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Internationaler Vitamin-C-Kongress im Juni

© Spinger Medizin Verlag

Vitamin C als hochdosierte Infusionstherapie

Internationaler Vitamin-C-Kongress im Juni

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Kommentare
Sonderberichte zum Thema

Multiresistente gramnegative Erreger

Die Resistenzlage bei Antibiotika ist kritisch

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Shionogi GmbH, Berlin
In Deutschland leben derzeit etwa 96.700 Menschen mit einer HIV-Infektion.

© Jo Panuwat D / stock.adobe.com

Unternehmen im Fokus

Wie können wir die HIV-Epidemie beenden?

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Gilead Sciences GmbH, Martinsried b. München
Am 28. Juli ist Welt-Hepatitis-Tag.

© Roche Diagnostics

Hepatitis-Screening: noch zu wenig bekannt

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Roche Diagnostics Deutschland GmbH, Mannheim
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

„ÄrzteTag“-Podcast

Koalitionsvertrag im Pädiatrie-Check: „Man zeigte sich stets bemüht“

Lesetipps
Husten und symbolische Amplitude, die die Lautstärke darstellt.

© Michaela Illian

S2k-Leitlinie

Husten – was tun, wenn er bleibt?