Initiative in NRW
Reha-Sport nach Schlaganfall: Angebote für alle schaffen
Viele, die einen Schlaganfall erlitten haben, würden gerne am Reha-Sport teilnehmen. Allerdings fehlt es oft an Angeboten. Lücken will eine Gemeinschaftsinitiative in NRW schließen.
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Speziell geschulte Übungsleiter von Sportvereinen sollen Patienten nach einem Schlaganfall anleiten. )
© Robert Kneschke / Zoonar/ picture alliance/(Symbolbild)
Köln. In Nordrhein-Westfalen soll ein flächendeckendes Angebot an Rehabilitations-Sportgruppen für Menschen entstehen, die einen Schlaganfall erlitten haben. Mit der Gemeinschaftsinitiative „SPORTnachSCHLAG“ wollen die Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe, der Landessportbund und der Behinderten- und Rehabilitationssportverband NRW Sportvereine dazu motivieren, solche Sportgruppen zu gründen und Übungsleiter entsprechend zu qualifizieren.
Das Ziel ist, mit dem Angebot die Versorgungsstrukturen für Schlaganfall-Betroffene zu verbessern, sagte Dr. Michael Brinkmeier, Vorstandsvorsitzender der Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe, in einer Online-Pressekonferenz. „Wir wollen den Schlaganfall als Krankheit aus dem Schatten der Gesellschaft holen.“ Die Betroffenen hätten ein Recht auf Teilhabe, dazu gehöre auch der Rehasport.
Bei einer Umfrage der Deutschen Schlaganfall-Hilfe unter mehr als 200 Betroffenen hatten 96 Prozent die Teilnahme an Rehasport in der Gruppe befürwortet. Nur 59 Prozent waren tatsächlich in einer Gruppe aktiv. Gründe waren das Fehlen von ausreichenden Angeboten und die mangelnde Erreichbarkeit. „Viele Betroffene warten auf ein Angebot“, weiß auch Andrea Milz, Staatssekretärin für Sport und Ehrenamt des Landes Nordrhein-Westfalen. Sie ist Schirmherrin der Initiative. In NRW gebe es viele Rehasportgruppen mit einem Schwerpunkt im orthopädischen Bereich sowie für Menschen mit Herzerkrankungen. In der Neurologie sehe es deutlich schlechter aus, sagte Milz.
35.000 Euro Fördermittel
Zurzeit gibt es in NRW 26 .000 Angebote im Rehasport, darunter 43 Schlaganfallgruppen. Durch „SPORTnachSCHLAG“ sollen bis zu 70 weitere hinzukommen. Die Einrichtung einer Gruppe kann mit maximal 500 Euro gefördert werden. Die Deutsche Schlaganfall-Hilfe stellt insgesamt 35 .000 Euro zur Verfügung. Die Mittel können auch für die Ausbildung der Übungsleitung verwendet werden. Sie benötigen eine spezielle Qualifizierung zur Übungsleitung Sport in der Rehabilitation, Profil Neurologie. Der Behinderten- und Rehabilitationssportverband bietet diese Ausbildung regelmäßig an, berichtete Diplomsportwissenschaftler Ludger Düchting, der in Paderborn als Übungsleiter in der Neurologie tätig ist. Die Teilnehmer lernen dort die verschiedenen neurologischen Krankheitsbilder kennen wie Schlaganfall, Parkinson, Multiple Sklerose und zunehmend Demenz. „Für uns ist wichtig, dass die Übungsleiter ein gutes Rüstzeug haben, damit sie den Menschen helfen können“, sagte er.
Ärzte mit ins Boot holen
An den Kursen nehmen regelmäßig Ärzte teil, die den Teilnehmern das medizinische Hintergrundwissen vermitteln. Die künftigen Übungsleiter lernen, was sie mit den Betroffenen tun können, was sie vermeiden sollen und wie sie die vorhandenen Ressourcen nutzen können. Die Sportvereine sollten vor Ort möglichst mit Ärzten zusammenarbeiten, empfahl Düchting. „Es gibt überall Stroke Units, die man einbinden kann.“ Auch die Selbsthilfe könne eine wichtige Rolle spielen, um den Schlaganfall-Betroffenen den Rehasport näherzubringen. Die Schlaganfall-Hilfe will dafür sorgen, das Konzept bekannter zu machen. Vorstandschef Brinkmeier setzt dabei auch auf das Netz von Neurologen, die sich als ehrenamtliche Regionalbeauftragte engagieren. „Sie werden Informationen von uns bekommen.“
„SPORTnachSCHLAG“ wird zunächst modellhaft in NRW erprobt. Wenn sich das Konzept bewährt, wird es in andere Bundesländer ausstrahlen, hofft Brinkmeier.