Warnung vor Überlastung
Rettungsverband fordert Reform für Notarzteinsätze
Der Deutsche Berufsverband Rettungsdienst warnt vor einer Überlastung der Rettungsdienste angesichts steigender COVID-Zahlen. Die Problemlösung sollte bei den Leitstellen ansetzen.
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Die Vorgaben für Leitstellen, in den die Notrufe eingehen, müssen überarbeitet werden, fordert der Deutsche Berufsverband Rettungsdienst.
© Lino Mirgeler / dpa
Berlin. Durch die steigenden COVID-Infektionszahlen drohen die Rettungsdienste in Deutschland nach Angaben ihres Interessenverbandes erneut ans Limit zu geraten. „Derzeit sind weniger Rettungswagen auf der Straße, weil es durch die steigenden COVID-Zahlen zu immer mehr Personalausfällen kommt. Und wir sind erst am Beginn der Welle“, sagte Marco König, Erster Vorsitzender des Deutschen Berufsverbands Rettungsdienst (DBRD), der „Welt“.
Damit die Rettungsdienste durch künftige Corona-Wellen nicht wieder an ihre Kapazitätsgrenzen oder darüber hinaus gelangten, fordert König einschneidende Reformen bei Rettungsdiensten und Leitstellen ein. „Es werden zu viele Krankenwagen und Notarztwagen ausgeschickt, auch wenn dies überhaupt nicht notwendig ist. Lediglich zehn bis fünfzehn Prozent der Notarzt-Einsätze sind wirklich gerechtfertigt“, sagte König der Zeitung.
„Das Computerprogramm entscheidet“
Ein wesentliches Problem sieht er in den Vorgaben für Leitstellen, in denen die Notrufe eingehen. „Das Computerprogramm bestimmt, wann ein Rettungswagen ausgeschickt wird. Selbst wenn ein Mitarbeiter der Überzeugung ist, dass dies überhaupt nicht notwendig ist, wird der Wagen ausgeschickt und die Verantwortung an das Programm abgeschoben“, sagte König.
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Der Verbandsvorsitzende räumte ein, dass es auch falsche Entscheidungen geben würde, wenn Leitstellenmitarbeiter sich über Anweisungen der Programme hinwegsetzen könnten. Doch das sei nicht zu vermeiden. „Die vorherrschende Vollkasko-Mentalität können wir uns nicht mehr erlauben.“ (KNA)