Coronavirus

Spahn richtet Impf-Appell an Ärzte und Pflegekräfte

Der Gesundheitheitsminister appelliert, RKI-Chef Wieler mahnt und PEI-Chef beruhigt: Auf einer Pressekonferenz schließt Jens Spahn eine Impfpflicht weiter kategorisch aus, appelliert aber an die Vernunft der Mitarbeiter in Kliniken und Pflegeheimen.

Christiane BadenbergVon Christiane Badenberg Veröffentlicht:
Etwas Freude über die schnelle Entwicklung der Corona-Impfungen ist durchaus erlaubt, denkt Jens Spahn.

Etwas Freude über die schnelle Entwicklung des Corona-Impfstoffs und die noch in diesem Jahr angelaufenen Impfungen ist durchaus erlaubt, sagt Jens Spahn.

© Michael Sohn/dpa

Berlin. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hat erneut an Ärzte und Pflegekräfte appelliert, sich gegen COVID-19 impfen zu lassen. Eine Impfpflicht schließt er aber auch für diese Berufsgruppen weiter aus.

„Es ist eine Frage der Vernunft. Menschen, die im Gesundheitswesen arbeiten, tragen eine besondere Verantwortung. Es geht darum, die Personen zu schützen, die man versorgt“, sagte Spahn am Mittwoch bei einer Pressekonferenz in Berlin.

Spahn: Impfpflicht nicht geboten

Eine Impfpflicht gegen Masern, wie sie für bestimmte Berufsgruppen oder Personen, die in Gemeinschaftseinrichtungen leben oder diese nutzen, besteht, hält er nicht für geboten. Masern seien erheblich infektiöser und es würde mit 95 Prozent eine deutlich höhere Herdenimmunität als bei COVID-19 benötigt, um Menschen zu schützen, die nicht geimpft werden können.

„Dass wir nach zehn Monaten einen Impfstoff haben, ist erst einmal ein Grund zur Freude, bei aller verständlichen Kritik daran, dass es manchmal ruckelt“, so Spahn. In kleineren EU-Ländern gebe es derzeit eine Debatte darüber, dass dort ohne die Europäische Union kein Impfstoff verfügbar wäre.

Die Lage in Deutschland sei kein eigenes Verdienst, „sondern Glück durch Geburt“, so Spahn. Der Minister geht nicht von schnelleren Lockerungen bei den Kontaktbeschränkungen aus. „Die Zahlen zeigen, dass es keine schnelle Möglichkeit gebe, in die Zeit vor der Pandemie zurückzukehren. Er wolle aber nicht den Bund-Länder-Gesprächen am 5. Januar vorgreifen.

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RKI-Präsident: Klinikbetten werden knapp

Der Präsident des Robert Koch-Instituts (RKI), Professor Lothar H. Wieler, führt die heutige Rekordzahl an 1129 Todesfällen in Zusammenhang mit COVID-19 in erster Linie auf verzögerte Meldungen durch die Feiertage zurück. „Das ist am plausibelsten“, sagte Wieler bei der Pressekonferenz. Die aktuellen Zahlen sind laut Wieler mit Vorsicht zu bewerten. Während der Feiertage habe es weniger Arztbesuche und weniger Meldungen der Gesundheitsämter gegeben.

Ihm macht große Sorgen, dass nicht nur die Betten auf den Intensivstationen, sondern auch auf den Normalstationen immer knapper werden. Auch jüngere Menschen würden stationär mit COVID-19-Erkrankungen behandelt. Zudem erkrankten immer mehr Mitarbeiter in den Krankenhäusern selbst an COVID-19. Wieler apellierte erneut, alle Kontakte soweit wie möglich zu reduzieren.

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PEI-Präsident sieht keinen Grund für Impfskepsis

Mutationen des Virus seien völlig normal, bekräftigte der RKI-Präsident. Wenn die Mutationen tatsächlich deutlich infektiöser seien und sich weiter verbreiteten, würde eventuell eine höhere Herdenimmunität als die bislang angenommenen 60 bis 70 Prozent benötigt.

Der Präsident des Paul-Ehrlich-Instituts (PEI), Professor Klaus Cichutek, versicherte erneut, dass der Impfstoff von BioNTech/Pfizer nach allen üblichen Regeln geprüft worden sei, eine sehr hohe Wirksamkeit besitze und und gut verträglich sei.

Die üblichen Impfnebenwirkungen wie Druckschmerzen an der Einstichstelle, Kopfschmerzen, Unwohlsein oder Gliederschmerzen seien nach Erkenntnissen der europäischen Arzneimittel Agentur (EMA) moderat, allenfalls etwas stärker als bei der Influenza-Impfung. Ob die Immunisierung nach der Impfung länger als ein Jahr dauere, könne man derzeit noch nicht sagen, so Cichutek.

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