Generalistische Ausbildung

Statistiker verzeichnen mehr Späteinsteiger in der Pflege

Laut Statistischem Bundesamt entschieden sich vergangenes Jahr rund 56.300 Personen für eine Ausbildung zur Pflegefachfrau oder zum Pflegefachmann. Nicht selten fällt der Entschluss erst spät.

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Knappes Gut Pflegeprofi: Zuletzt entschieden sich gut 100.000 Menschen in Deutschland für eine Ausbildung zur Pflegefachfrau/Pflegefachmann.

Knappes Gut Pflegeprofi: Zuletzt entschieden sich gut 100.000 Menschen in Deutschland für eine Ausbildung zur Pflegefachfrau/Pflegefachmann.

© Sebastian Kahnert / picture alliance / dpa

Berlin/Wiesbaden. Später Einstieg: Viele Absolventen einer Pflegeausbildung entscheiden sich erst im Alter ab 30 für diesen Weg. Das geht aus neuen Zahlen des Statistischen Bundesamts in Wiesbaden hervor.

Demnach wurde fast jede fünfte Ausbildung zur Pflegefachfrau oder zum Pflegefachmann im vergangenen Jahr von Personen aufgenommen, die 30 Jahre oder älter waren. Ihr Anteil an allen Auszubildenden, die sich 2021 für Pflege entschieden, lag den Angaben zufolge bei 10.200 beziehungsweise 18 Prozent.

4000 beziehungsweise sieben Prozent der Pflegeausbildungen wurden 2021 sogar erst im Alter ab 40 Jahren begonnen. Ob die neuen Pflegeauszubildenden davor schon eine Ausbildung in einem anderen Berufsfeld gestartet hatten, sei in der Statistik nicht erfasst, teilte das Amt am Dienstag mit.

Generalistische Ausbildung seit zwei Jahren möglich

Die Ausbildung zur Pflegefachfrau oder zum Pflegefachmann ist seit 2020 möglich. Grundlage bildet das Pflegeberufereformgesetz von 2017. Damals wurden die bis dahin getrennten Ausbildungen in der Pflege im Berufsbild Pflegefachfrau/Pflegefachmann vereint. Dem Abschluss geht eine mindestens zweijährige generalistische Lehre mit einer möglichen anschließenden Spezialisierung in der Alten- oder Kinderkrankenpflege voraus.

Wie das Statistische Bundesamt weiter mitteilte, starteten im Jahr 2021 rund 56.300 Personen eine Ausbildung im neuen Pflegeberuf. Das sei ein Anstieg um fünf Prozent im Vergleich zum Vorjahr, als sich 53.600 Auszubildende dafür entschieden. Insgesamt befanden sich Ende 2021 knapp 103.000 Personen in Ausbildung zur Pflegefachfrau oder zum Pflegefachmann.

Unabhängig vom Alter bei Ausbildungsbeginn wird die neue Ausbildung zur Pflegefachfrau und zum Pflegefachmann, ebenso wie die Vorläuferausbildungen, vor allem von Frauen gewählt: 76 Prozent (42.500) der Auszubildenden mit neuem Ausbildungsvertrag waren laut Statistikbehörde weiblich.

Ausbildung auch in Teilzeit möglich

Die Statistiker weisen zudem darauf hin, dass sich die neue Pflegeausbildung auch in Teilzeit absolvieren lässt. Dies solle unter anderem Personen mit familiären Verpflichtungen die Ausbildung erleichtern. Der Anteil an Teilzeitausbildungen unter den neu abgeschlossenen Ausbildungsverträgen lag den Angaben zufolge 2021 – wie im Vorjahr – bei einem Prozent (2021: 600; 2020: 500).

Pflegefachkräfte gelten als zunehmend rar. Steigende Lebenserwartung und höherer Versorgungsbedarf hat die Fachkräftenachfrage stark erhöht. Verschärft wird die Situation dadurch, dass viele der Babyboomer in der Pflege absehbar in Rente gehen. Der Deutsche Pflegerat rechnet mit rund 500.000 Pflegeprofis, die bis zum Jahr 2030 altersbedingt aus dem Beruf ausscheiden.

Eine Untersuchung des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB) unter nordrhein-westfälischen Schülerinnen und Schülern zum Image von Pflegeberufen hatte kürzlich ergeben, dass sich derzeit jeder fünfte (19 Prozent) befragte Jugendlichen eine Pflegeausbildung durchaus vorstellen kann.

Berufsforscher: Hauptschüler neigen öfter zu Pflege

Unterscheidet man nach Schulformen und Schulstufen, tendieren laut BIBB Jugendliche von Hauptschulen am häufigsten zur Pflegeausbildung, Jugendliche der Oberstufe am seltensten. Befragt wurden im Herbst 2021 rund 2400 Schüler aus 66 allgemeinbildenden Schulen.

Ob sich die Schülerinnen und Schüler eine Pflegeausbildung vorstellen können, hängt laut BIBB nicht zuletzt davon ab, welches Image Pflegekräfte bei ihnen haben. „Um mehr junge Menschen für den Pflegebereich zu gewinnen, kommt es darauf an, an der Wahrnehmung der professionellen Pflegeausbildung anzusetzen“, betonte BIBB-Präsident Friedrich Hubert Esser.

Dazu sei deutlich zu machen, dass Pflegeberufe gesellschaftlich relevante und sehr anspruchsvolle Berufe seien, die ein hohes Maß an Kompetenzen und Qualifikationen erforderten. Esser schlug zudem ein bundesweites „Berufslaufbahnkonzept“ vor, mit dem sich verstärkt für die Pflege werben lasse. (hom)

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