Kommentar – Irland
Stille Revolution
In Irland ist der Weg frei für eine Legalisierung von Abtreibungen. Das Votum zeigt, wie schnell und dramatisch sich die irische Gesellschaft modernisiert und liberalisiert hat. Homo-Ehe, Legalisierung von Schwangerschaftsunterbrechungen – man kann getrost von einer "stillen Revolution" sprechen. Und dies in einem Land, dessen gesellschaftliche Werte über Jahrzehnte schier unerschütterlich von der katholischen Kirche dominiert wurden.
Dass die Kirche in den vergangenen Jahren stark an Einfluss verlor, lag maßgeblich auch an den schlimmen Kindesmissbrauchs-Skandalen, die von den Kirchenfürsten immer wieder vertuscht wurden. Sie zeigten den irischen Wählern ein anderes , bis dahin verborgenes Gesicht der Kirche: moralisch schlecht, hintertriebig und kriminell.
Dass irische Ärzte die Aufhebung des Abtreibungsverbots mehrheitlich begrüßen, wundert nicht. Zum einen wird durch die Liberalisierung ein gefährlicher Abtreibungstourismus ins benachbarte Großbritannien überflüssig. Zum anderen bedeutet das Ergebnis auch, dass abbruchwillige Frauen in Irland nicht länger stigmatisiert und kriminalisiert werden. Das gleiche gilt für Ärzte, die bereit sind, Abtreibungen vorzunehmen. Jeder Arzt, dem das Wohl seiner Patientinnen wichtig ist, kann dies nur begrüßen.
Lesen Sie dazu auch: Irland: Abtreibungsverbot gekippt