Gesundheitskompetenz

"Telemedizin ist Zusatz, aber kein Ersatz!"

Um Patienten zu bilden, sind valide Informationen im Internet notwendig, hieß es auf dem Gesundheitskongress des Westens.

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KÖLN. Die bessere Kooperation der Gesundheitsberufe, der Innovationsfonds und die Digitalisierung bieten die Chance, die Gesundheitsversorgung nachhaltig zu verbessern. Damit das gelingt, sind aber eine bessere Patientenorientierung der Angebote und eine bessere Information der Patienten notwendig. Das sagte Oliver Schenk, Leiter der Abteilung Grundsatzfragen der Gesundheitspolitik und Telematik des Bundesgesundheitsministeriums, auf dem Gesundheitskongress des Westens 2017 in Köln.

"Nur wer gut informiert ist, wird sich im Gesundheitswesen zurechtfinden, kann die richtigen Entscheidungen fällen", sagte er. Heute hätten viele Patienten Schwierigkeiten, sich im Gesundheitswesen zu orientieren, viele hätten nur eine eingeschränkte Gesundheitskompetenz, betonte er. Eine Konsequenz: "Wir brauchen mehr Zeit im Verhältnis von Arzt und Patient, mehr Verständlichkeit, mehr sprechende Medizin."

Für notwendig hält Schenk qualitativ gute und evidenzbasierte Gesundheitsinformationen im Internet. "Wir brauchen in Deutschland ein Portal, in dem alle verlässlichen Informationen rund um das Gesundheitssystem zu finden sind", sagte Schenk.

Der Boom bei den Gesundheits-Apps zeigt nach Ansicht der Präsidentin des Deutschen Ärztinnenbundes Dr. Christiane Groß, wie wichtig gut informierte Patienten sind. "Wir müssen die Patienten bilden, damit sie erkennen können, was gute oder schlechte Apps sind." Groß plädierte für eine bessere Bewertung der sprechenden Medizin. Auch die Telemedizin könne zu einer besseren Versorgung beitragen: "Wir müssen sie aber als Zusatz zur ärztlichen Versorgung sehen, nicht als Ersatz."

Die Telemedizin muss wie andere Innovationen auskömmlich finanziert werden, betonte der Bundesvorsitzende des NAV Virchow-Bundes Dr. Dirk Heinrich. "Innovationen müssen medizinisch sinnvoll sein, sie müssen die Organisation verbessern und sie müssen sich auch finanzieren."

Die neue Möglichkeit der Online-Videosprechstunde ist für Heinrich das beste Beispiel dafür, wie es nicht funktioniert. "Die Online-Sprechstunde ist die Totgeburt des Jahres." Die Finanzierung sei so niedrig, dass es sich für Ärzte überhaupt nicht lohnt, die Praxisorganisation auf das neue Angebot umzustellen. "Wenn man so etwas nicht fördert, ist es gleich verloren." (iss)

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