NRW-Minister Laumann
Tests für alle Pflegekräfte und Klinikmitarbeiter nicht machbar
Landesgesundheitsminister will an der vom RKI empfohlenen Teststrategie festhalten. Infektionsketten in Coesfeld sind auf Mitarbeiter in Schlachthöfen begrenzt.
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NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU): Die Tatsache, dass die Krankenkassen jetzt auch anlassunabhängige Testungen bezahlen müssen, ist für ihn kein gutes Argument
© Fabian Strauch/dpa
Düsseldorf. Der nordrhein-westfälische Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) hält die regelmäßige Testung sämtlicher Pflegekräfte sowie der Bewohner von Pflegeheimen auf SARS-CoV-2 für schwer umsetzbar.
Für eine solche „Herkules-Aufgabe“ würden zurzeit weder die Testmaterialien noch die Kapazitäten der Gesundheitsämter ausreichen, sagte Laumann vor Journalisten in Düsseldorf.
Nordrhein-Westfalen halte sich die wie anderen Bundesländer auch an die Teststrategie des RKI. Das Institut biete beim Infektionsschutz eine gute Orientierung. „Ich glaube, dass die anlassbezogene Testung aus heutiger Sicht Sinn macht“, sagte er.
Testung von hunderttausenden Personen nötig
Allein in den Altenheimen in NRW müssten 175 .000 Bewohner und 175 .000 Mitarbeiter getestet werden. Hinzu kämen die ambulante Pflege sowie 200 .000 bis 250 .000 Mitarbeiter aus Kliniken. „Diese Zahlen sind mit den Testkapazitäten in NRW nicht in Einklang zu bringen“, betonte der Minister. Im Moment gibt es in dem Bundesland 75 .000 bis 80 .000 Tests pro Woche.
Die Tatsache, dass die Krankenkassen jetzt auch anlassunabhängige Testungen bezahlen müssen, ist für ihn kein gutes Argument. „Auch Krankenkassengeld ist endlich.“
Wenn der Bund Programme zu Antikörpertests auflegen sollte, werde sich NRW daran beteiligen, sagte Laumann. Sein Ministerium prüft gerade, ob es Geld für eine Untersuchung von Virologen und Hygienikern der Universität Bonn zur Immunität der Bewohner von Heinsberg zur Verfügung stellt.
Auflagen in Coesfeld werden gelockert
Laumann kündigte an, dass auch im westfälischen Kreis Coesfeld ab Montag die Corona-Auflagen gelockert werden. Die Lockerungen waren dort wegen hoher Infektionszahlen in einem Schlachtbetrieb verschoben worden. Testungen hätten gezeigt, dass die Entwicklung außerhalb des Unternehmens unauffällig sei. Der Kreis hat insgesamt eine Quote von 67,3 Infizierten pro 100 .000 Einwohner, ohne den Schlachthof sind es 7,3. „Es handelt sich um ein sehr begrenztes lokales Ausbruchgeschehen“, sagte er.
Die Infektionsketten sind nach Angaben des Gesundheitsministers zudem auf die Arbeitnehmer in den Schlachtbetrieben begrenzt. Es gebe keine Fälle, in denen sie Menschen aus der übrigen Bevölkerung angesteckt hätten. Laumann sieht keinen Grund mehr, den Kreis Coesfeld anders zu behandeln als den Rest von NRW. „Die Bevölkerung kann sich sicher sein, dass wir das Infektionsgeschehen genau beobachten.“
Im bevölkerungsreichsten Bundesland sind die Mitarbeiter aller Schlachtbetriebe getestet worden. Die erste Testreihe ist jetzt abgeschlossen. Bei 16 .204 Tests in 85 Betrieben liegen bislang 366 positive Testergebnisse vor und 8887 negative.