Pflege

Umfrage zeigt Folgen des Fachkräftemangels

Eine Umfrage unter 3300 Mitarbeitern von Krankenhäusern und Pflegeheimen zeigt, wie prekär die Arbeitsbedingungen in der Pflege sind.

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NEU-ISENBURG. Fehlende Dienstplansicherheit, Pausen, die nur in den seltensten Fällen genommen werden können, chronische Überlastung - eine Meinungsumfrage des Deutschen Berufsverbandes für Pflegeberufe (DBfK) zeigt, dass in vielen Krankenhäusern und Pflegeheimen rechtliche Standards nicht eingehalten werden.

Insgesamt nahmen an der Online-Befragung "Mein Recht auf Frei", die von Ende Februar bis Mitte April 2016 lief, rund 3300 Mitarbeiter von Krankenhäusern, Pflegeheimen und ambulanten Pflegediensten teil. Anlässlich des Tags der Pflegenden am Donnerstag wurden nun erste Erkenntnisse vorgestellt.

Insgesamt gaben 96 Prozent der Befragten - 74 Prozent von ihnen waren Frauen, 26 Prozent Männer - an, mindestens einmal im Monat kurzfristig Schichten von Kollegen zu übernehmen.

Mehr als die Hälfte der Teilnehmer sprang dabei ein- bis zweimal im Monat für einen anderen Mitarbeiter ein. Rund ein Drittel übernahm sogar drei- bis fünfmal die Schicht anderer Mitarbeiter.

Dabei gaben die meisten als Grund an, das Team nicht hängen lassen zu wollen. Auch fühlte sich jeder zweite Befragte den Patienten verpflichtet.

Viele kritisieren: Privatleben lässt sich nicht planen

Die kurzfristige Übernahme von Schichten an Tagen, die eigentlich der Erholung dienen, zeigt Folgen: Zwei Drittel gaben an, überlastet zu sein, weil sich das Privatleben nicht planen lasse und Erholungsphasen fehlten.

Dies verstoße klar gegen geltendes Arbeitsrecht, heißt es in dem Zwischenbericht - ebenso, wie die Regelung der Arbeitspausen. Denn fast zwei Drittel der Teilnehmer erklärte, nur dann eine Pause zu nehmen, wenn es der Arbeitsanfall erlaube.

Besonders schlecht ist die Situation dabei offenbar in der ambulanten Pflege. 76 Prozent der in diesem Bereich Tätigen macht nur selten eine Pause. In Pflegeheimen dagegen scheint die Situation etwas besser: 23 Prozent der Pflegenden gab an, feste Pausen gemeinsam mit Kollegen zu verbringen. Der DBfK teilte dazu mit, Arbeitsrecht und Arbeitsschutzbestimmungen würden auf Kosten der Beschäftigten großzügig ausgelegt.

Zum Tag der Pflege sagte Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU), es sei wichtig, politische "Verbesserungen" nun schnell in den Bundesländern umzusetzen. (bae)

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Kommentare
Karin Koch 17.05.201615:21 Uhr

Ist Alles schon seit Jahren bekannt

Ändern wird es sich nicht, weil:
https://www.dbfk.de/media/docs/Startseite/Zwischenbericht-Online-Umfrage-final-2016-05-12.pdf

"(...) Die beruflich Pflegenden leiden unter der chronischen Überlastung, fühlen aber ihre professionelle Verantwortung den kranken und pflegebedürftigen Menschen gegenüber, die ihre Hilfe benötigen. Das macht sie quasi erpressbar und lässt sie unter Bedingungen weiterarbeiten, die längst unzumutbar geworden sind.

Solange allerdings die unzureichende Personalbemessung durch noch mehr Einsatz und häufig mehr schlecht als recht kompensiert wird, bleibt offenbar alles beim Alten. (...)"
--

Unsere Gesellschaft muss sich fragen lassen: Warum wir ausgerechnet Personen, die eine derartig grosse Empathie gegenüber schwachen, kranken und alten Menschen in ihrem Beruf zu Grunde legen - so im Stich lassen!

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