Kommentar zur Behandlungsverpflichtung in Thüringen
Ungemütliche Zeiten
Wir nehmen niemanden mehr auf. Diesen Spruch müssen sich Patienten in Thüringen immer häufiger gefallen lassen. Dass die KV nun zum allerletzten Mittel greift und die Patienten den Praxen zuteilt, ist ein Offenbarungseid für die Selbstverwaltung.
Die kritischen Stimmen in der Politik, die dem KV-System immer wieder vorwerfen, mit der Sicherstellung überfordert zu sein, werden sich dadurch bestätigt fühlen. Doch das wäre zu kurz gegriffen.
Gerade die KV Thüringen hat schon viel unternommen, um Nachwuchs zu gewinnen und den Ärztemangel zu bekämpfen. Angefangen bei Stipendien bis hin zu Eigeneinrichtungen mit angestellten Medizinern. Aber es braucht Zeit, damit sich die Maßnahmen entfalten können. Kurzfristig wird man nur mit gutem Willen nicht weiterkommen. Die KV will nun stärker gegen Siesta- und Halbtagspraxen mit voller Zulassung vorgehen.
Die Proteste sind programmiert und es ist fraglich, wie groß das Potenzial tatsächlich ist. Zahlen liegen nicht vor. Im Gegenteil, viele Ärzte arbeiten schon über das Ruhestandsalter hinaus. Auch die zunehmende Ermächtigung von Klinikärzten wird wohl unumgänglich sein.
Die Pillen, die die KVT schluckt, sind bitter - immer mehr Tabus werden gebrochen, um den Sicherstellungsauftrag erfüllen zu können. Die Strategie lautet bisher: An vielen Schrauben drehen. Es scheint nur allmählich fraglich, ob ein paar Schrauben am Ende ausreichen.
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