Union will Honorar für Ärzte wieder planbar machen

Jetzt wird es konkret: Honorarreform, Stärkung der Hausärzte und MVZ - die Union legt ein Papier zur Reform der medizinischen Versorgung vor.

Von Sunna Gieseke Veröffentlicht:
Was ist drin im Geldbeutel? Nach dem Willen einiger Unionspolitiker soll das für Ärzte wieder planbarer werden.

Was ist drin im Geldbeutel? Nach dem Willen einiger Unionspolitiker soll das für Ärzte wieder planbarer werden.

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BERLIN. Die Union drückt bei der Reform der medizinischen Versorgung kräftig aufs Tempo: In einem Positionspapier haben die Gesundheitspolitiker der CDU/CSU-Fraktion 14 Vorschläge erarbeitet, wie die medizinische Versorgung in Arztpraxen und Krankenhäusern grundsätzlich neu geregelt werden soll - und diese Vorschläge haben es in sich.

So sollen beispielsweise bei der von der Koalition geplanten Honorarreform die Regelleistungsvolumina (RLV) künftig nicht durch extrabudgetäre Leistungsabrechnungen geschmälert werden.

Diese müssten "verlässliche und planbare Größen für den Arzt" darstellen. Der Zwang zur Pauschalisierung in der Vergütung der Ärzte soll aufgehoben werden, "um der Selbstverwaltung den notwendigen Spielraum für eine leistungsgerechte Vergütung zu geben".

Damit kommt die Union einer Forderung der Kassenärztlichen Bundesvereinigung entgegen. Hausarztbesuche müssten "angemessen" vergütet werden, fordern die Unionspolitiker zudem.

Auch bei den Medizinische Versorgungszentren (MVZ) geht die Union einen Schritt auf die Ärzte zu: Dem Papier zufolge soll sichergestellt sein, dass die Leitung "rechtlich wie praktisch in ärztlicher Hand" liege.

Außerdem plant die Union, Hausärzte innerhalb der KVen zu stärken. Bei gegenläufiger Entwicklung der Zahl von Haus- und Fachärzten soll die Trennung haus- und fachärztlicher Budgets möglich bleiben.

Ärzte und Krankenhäuser sollen enger zusammenarbeiten. Die Mitarbeit niedergelassener Ärzte in Krankenhäusern soll daher flexibler gestaltet und nicht auf 13 Stunden beschränkt werden, fordern CDU/CSU.

Nach Ansicht der Union sollen zudem Krankenkassen und Ärzte sicherstellen, dass kein Patient länger als drei Wochen auf einen Facharzttermin warten muss.

Der AOK gehen diese Forderungen nicht weit genug. Ärzte und Krankenhäuser müssten den Versicherten endlich mehr Leistung für mehr Geld bieten, sagte der stellvertretende Vorstandschef des AOK-Bundesverbandes, Jürgen Graalmann, der Zeitung "Die Welt". Schließlich bekämen Mediziner und Krankenhäuser in diesem Jahr für jeden Versicherten 250 Euro mehr als 2008.

Die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) begrüßte die Vorschläge der Union. "Die jetzige Bedarfsplanung ist zu starr", sagte KBV-Chef Andreas Köhler. Statt ihrer bedürfe es einer intelligenten, ganzheitlichen Versorgungssteuerung.

Um Unterversorgung zu vermeiden, müsse frühzeitig erkennbar sein, wo welche Ärzte gebraucht würden. Folglich müsse die Versorgungsplanung flexibler werden und die besonderen Bedürfnisse von Dörfern, Klein-, Mittel- sowie Großstädten berücksichtigen.

Lesen Sie dazu auch: Union: "Mehr Ärzte braucht das Land!"

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Kommentare
Dr. Albrecht Siegel 26.01.201121:35 Uhr

AOK-Graalmann mit Realitätsverlust - oder übliches Agitprop.

"Ärzte und Krankenhäuser müssten den Versicherten endlich mehr Leistung für mehr Geld bieten" sagte Graalmann.
Wo lebt er denn? MEHR älter Werdende sind MEHR, sind MORBIDER, für sie stehen in den Kliniken MEHR teurere Behandlungsmethoden zur Verfügung, sie gehen ÖFTER zum und sitzen LÄNGER bei Ihrem Hausarzt, benötigen ÖFTER Hausbesuche, wir müssen LÄNGERE Arztbriefe HÄUFIGER lesen, wir müssen LÄNGERE ausufernde Medikamentenlisten prüfen, z.T. auf sinnvolle oder ungefährliche Länge zusammenkürzen, MEHR Hilfsmittel verordnen (oder teils vermeiden), MEHR Begehrlichkeiten von Patienten, Angehörigen, anderen sogenannten Leistungserbringer (Unwort-Kandidat) zurechtstutzen......

Wenn er das nicht wissen sollte, wäre er falsch auf seinem Posten. So wird also die übliche beleidigende Leier gespielt ("endlich mehr Leistung"). Verwirrende Halb- und Unwahrheiten sollen wieder mal Neid schüren. Ja wie nun, steigen die Kosten pro Versicherten um 250€ oder bekommt jeder Arzt nun 250 € mehr oder nur 125 mehr (teilen mit dem Krankenhaus?), also z.B. jeder Hausarzt ein Jahresumsatzplus von 125.000 oder vielleicht gar 250.000 € ? - Wahnsinn!!

Wie schrieb die Lokalpresse vor einiger Zeit: "...Ärzte verdienen 20.000€ mehr,....,Versicherungen erheben Zusatzbeiträge..."
(verdienen? Brutto? Netto? Umsatz? Pro Monat?, Quartal?, Jahr?)

Nun, wo die bisherige schwachsinnige sogen. Bedarfsplanung (in Wirklichkeit statistische Beschreibung des Zustands in grauer Vorzeit) endlich einer kleinerflächigen Bedarfsplanung unter Berücksichtigung demographischer Faktoren weichen soll, wittern die Kassen Morgenluft. Man will um jeden Preis verhindern, dass nun eklatante Versorgungsenpässe nachweisbar werden und macht die neue Bedarfsplanungmit allen Mitteln madig.


Dr. med. Albrecht Siegel FA. f. Allgemeinmedizin


Dr. Thomas Georg Schätzler 17.01.201119:11 Uhr

Nach "Hausarztbashing" werden jetzt die Leimruten ausgelegt !

"Stärkung der Hausärzte", ungeschmälerte "Regelleistungsvolumina" (RLV), "verlässliche und planbare Größen für den Arzt", Aufhebung der "Pauschalisierung in der Vergütung", "angemessen" vergütete Hausarztbesuche, "Hausärzte innerhalb der KVen stärken"?

Das sind doch dieselben falschen Versprechungen wie bei der Wahl und bei den Koalitionsverhandlungen von Schwarz-Gelb. Realiter wurde der seit 2009 bestehende, rechtsverbindliche §73 b SGB V unterlaufen und gemeinsam mit den großen Ersatzkassen torpediert. Die darin verpflichtende Hausarztzentrierte Versorgung (HzV) wurde von vielen KVen und von der KBV dem mandatierten Hausärzteverband (HÄV) aus der Hand geschlagen oder man fand einen willfährigen Datenschützer, der das erledigen konnte.

Und jetzt tönt der stellvertretende Vorstandschef des AOK-BV, Jürgen Graalmann, Ärzte und Krankenhäuser müssten den Versicherten endlich mehr Leistung für mehr Geld bieten? Nachdem wir Ärztinnen und Ärzte bundesweit Qualitätssicherung und Qualifizierung durch permanente Fortbildung betreiben unser Praxisorganisation und EDV aufrüsten müssen, um E-Health, online-Abrechnung und -Arztberichte bzw. den ICD-10 Wahnsinn zu stemmen?

Unser Oberindianer, KBV-Chef und Kollege Dr. med. Andreas Köhler, hat natürlich nichts Besseres zu tun, als die 14 Vorschläge unserer Gesundheitspolitiker der CDU/CSU-Fraktion untertänigst zu begrüßen. Und stellt die "Stärkung der Selbstverwaltung" zugleich als seine eigene Idee dar.

Der Gipfel ist O-Ton AOK: "Mediziner und Krankenhäuser" bekämen "in diesem Jahr für jeden Versicherten 250 Euro mehr als 2008". Da reiben sich die Krankenhäuser natürlich die Hände. 85% ihrer Versicherten mussten seit 2008 gar nicht stationär: Trotzdem bekamen die Kliniken Geld. Und von allen Vertragsärzten wurden die 40% Hausärzte/-innen dabei mit Brosamen abgespeist. Übrigens, nach diesem AOK-Exempel sind das nach drei Jahren Preissteigerungen gut 68 Cent pro Tag und GKV-Versicherten.

Ey, echt krasse, voll schwule, uncoole Milchmädchenrechnungen würden Bushido & Co. sagen!

Mf+kG, Dr. med. Thomas G. Schätzler, FAfAM in Dortmund

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