Deutsche Krankenhausgesellschaft

„Untergrenzen vergrätzen Pflegekräfte“

Nach Ansicht der Deutschen Krankenhausgesellschaft verschärfen Personaluntergrenzen den Pflegenotstand. Denn die bereits vorhandenen Pflegekräfte müssten noch mehr arbeiten als zuvor.

Von Ilse Schlinegnsiepen Veröffentlicht:
Pflegekraft auf der Intensivstation: Hier gelten Untergrenzen. Um sie einzuhalten, müssen offenbar viele Überstunden geleistet werden.

Pflegekraft auf der Intensivstation: Hier gelten Untergrenzen. Um sie einzuhalten, müssen offenbar viele Überstunden geleistet werden.

© Tyler Olson / stock.adobe.com

Düsseldorf. Die Untergrenzen für Pflegepersonal konterkarieren die Bemühungen der Krankenhäuser, den Pflegeberuf attraktiver zu machen. Um zu verhindern, dass wegen Personalmangels zu viele Betten gesperrt werden, ändern die Krankenhäuser kurzfristig Dienstpläne und rufen Pflegekräfte aus der Freizeit zurück.

„Das Personal ist sehr vergrätzt“, berichtete Dr. Bernd Metzinger, Geschäftsführer des Dezernats Personal und Krankenhausorganisation bei der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG), beim 42. Deutschen Krankenhaustag bei der Medica in Düsseldorf.

Dienstpläne werden oft geändert

Seit dem 1. Januar 2019 gelten aufgrund einer Ersatzvornahme des Bundesgesundheitsministeriums in den vier als „pflegesensitiv“ eingestuften Krankenhausbereichen Intensivmedizin, Geriatrie, Kardiologie und Unfallchirurgie feste Werte dafür, wie viele Patienten eine Pflegekraft maximal versorgen darf.

Wir brauchen eine gewisse Flexibilität innerhalb der Krankenhäuser und keine festen Vorgaben.

Dr. Bernd Metzinger, Geschäftsführer des Dezernats Personal und Krankenhausorganisation bei der DKG

Erreichen die Kliniken die Personaluntergrenzen nicht, müssen sie Betten sperren. Nach einer Umfrage des Deutschen Krankenhausinstituts ist das auf den Intensivstationen in 37 Prozent der Kliniken der Fall. Um die nötige Besetzung der Stationen täglich sicherzustellen, ändern die Häuser Dienstpläne kurzfristig, machen die Pflegekräfte Überstunden oder werden aus der Freizeit abgerufen.

„Das ist das Gegenteil dessen, was wir in der Konzertierten Aktion Pflege besprochen haben“, betonte Metzinger. Bessere Arbeitsbedingungen sollen eigentlich dazu beitragen, Pflegepersonal zu gewinnen und zu binden. Die für die einzelnen Stationen festgelegten Pflegepersonaluntergrenzen sind nach Ansicht der DKG zu starr. „Wir brauchen eine gewisse Flexibilität innerhalb der Krankenhäuser und keine festen Vorgaben“, sagte Metzinger. „Die Pflegedienstleitungen vor Ort wissen am besten, wo Pflegepersonal fehlt.“ Deshalb arbeitet die Deutsche Krankenhausgesellschaft gemeinsam mit dem Deutschen Pflegerat und der Gewerkschaft Verdi an einem Pflegepersonalbemessungsinstrument als Alternative zu den Untergrenzen.

Die Pflegepersonalbemessung soll jeweils für das gesamte Haus gelten, erläuterte der DKG-Experte. Die Hoffnung: Neben der höheren Flexibilität wird das auch zu einem Abbau von Bürokratie führen.

Eigener Plan in Arbeit

Das neue Instrument wird nach Angaben von Metzinger in 47 Krankenhäusern unterschiedlicher Größe und Trägerschaft erprobt. Die Stichprobe ist nicht repräsentativ. Die Erprobung wird vom Institut für Pflegewissenschaft der Universität Halle wissenschaftlich begleitet. „Wir erwarten bis Ende November von dem Institut eine Rückmeldung, ob es funktioniert und welche groben Trends sich zeigen“, sagte er.

DKG, Pflegerat und die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi wollen Bundesgesundheitsminister Jens Spahn bis Ende dieses Jahres einen Vorschlag für die künftige verbindliche Bemessung des Personalbedarfs in Kliniken vorlegen. „Es bleibt spannend, wie es im nächsten Jahr weitergeht.“

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