Warnung vor zu hohen Hürden

VLK-Präsident: „Kliniken der Grundversorgung in Regionen erhalten“

Kleinere Kliniken sollten mehr kooperieren und adäquat finanziert werden, meint der Verband der Leitenden Krankenhausärzte Deutschlands.

Veröffentlicht:
VLK-Präsident Dr. Michael A. Weber.

VLK-Präsident Dr. Michael A. Weber.

© Verband der leitenden Krankenhausärzte Deutschlands e.V.

Düsseldorf. Bei der zwingend notwendigen Krankenhausstrukturreform dürfen die kleineren Häuser der Grundversorgung in den Regionen nicht unter die Räder kommen, warnt der Verband der Leitenden Krankenhausärzte Deutschlands (VLK).

Sie müssen finanziell so ausgestattet werden, dass sie die Versorgung vor Ort sicherstellen können. Gut vorstellbar sei dabei die Kooperation von Kliniken und niedergelassenen Ärzten vor Ort, sagt VLK-Präsident Dr. Michael Weber im Gespräch mit der „Ärzte Zeitung“.

„In den Regionen ist es sinnvoll, Konzepte für die sektorübergreifende Versorgung zu entwickeln“, betont Weber. Das sei schon allein wegen der begrenzten ärztlichen und pflegerischen Kapazitäten notwendig.

Die konkrete Ausgestaltung dieser Versorgungseinrichtungen sollte in die Hände der Akteure vor Ort gelegt werden, die sich allerdings an bestimmte Regeln halten müssen. „Entscheiden muss der Krankenhaus-Planungsausschuss.“

Bürokratie in der ASV ist abschreckendes Beispiel

Wichtig ist dem VLK-Präsidenten, dass die Schaffung solcher Einrichtungen nicht durch übertriebene Forderungen seitens des Gemeinsamen Bundesausschusses (GBA) torpediert wird. Abschreckendes Beispiel ist für ihn die ambulante spezialfachärztliche Versorgung.

Künftig wird nicht jeder stationäre Standort erhalten bleiben können, sagt Weber. „Es gibt Häuser mit 150 oder 200 Betten, die nicht die Strukturen haben, um die Grundversorgung aufrechterhalten zu können.“ Dazu müssten sie etwa über gewisse diagnostische Möglichkeiten wie ein CT-Gerät verfügen.

Stationäre Grundversorger müssen nach Vorstellung des VLK finanziell so ausgestattet werden, dass sie nicht gezwungen werden, in die Menge zu gehen oder bestimmte Fachdisziplinen wie die Neurochirurgie vorzuhalten. „Wenn ich eine Basisabsicherung von 60 Prozent habe, fallen Fehlanreize weg“, sagte er. „Dann bin ich nicht mehr gezwungen, Leistungen on top zu erbringen.“

Falsche Anreize gesetzt

Der Kardiologe hält es deshalb für notwendig, dass die Strukturreform von einer Reform der diagnosebezogenen Fallpauschalen (DRG) flankiert wird. Die DRG seien nicht per se schlecht, betont er. „Sie haben Transparenz geschaffen.“ Aber sie setzten falsche Anreize.

Weber begrüßt die im geplanten Krankenhauszukunftsgesetz vorgesehenen Finanzmittel für die Digitalisierung. In diesem Bereich hätten die Kliniken noch viel Nachholbedarf. Auch den vorgesehenen Aufbau von Strukturen für die Integrierten Notfallzentren (INZ) hält er für richtig.

Der VLK-Präsident lehnt aber die Pläne des GBA ab, die INZ an bestimmte Anforderungen zu knüpfen und damit einen nennenswerten Teil der Häuser von der für sie existenziellen Notfallversorgung auszuschließen. „Die im Gesetz vorgesehene Finanzierung muss für alle Krankenhäuser gelten, die zur Basisversorgung zugelassen sind.“

Debatte geht von irreführenden Krankenhaus-Zahlen aus

Er hält es für falsch, bei der Debatte über die Zahl notwendiger Kliniken die vom Statistischen Bundesamt genannte Gesamtzahl von 1925 zugrunde zu legen. Unter ihnen befänden sich viele Spezialkliniken. „Man muss eher von 1300 oder 1400 ausgehen.“

Wer pauschal verlangt, dass mehr Operationen ambulant erbracht werden, springt nach Ansicht von Weber zu kurz. Viele Eingriffe können nicht einfach in den ambulanten Sektor verlagert werden. „Dem stehen Qualifikations- und Strukturprobleme entgegen.“

So hätten die Zulassungsbeschränkungen in den Kassenärztlichen Vereinigungen dazu geführt, dass Operateure an die Krankenhäuser ausgewichen sind. Die Krankenhäuser selbst würden gerne mehr Eingriffe ambulant erbringen, betont er. „Aber dann müssen wir über die Vergütung reden.“ (iss/vdb)

Jetzt abonnieren
Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Mediensucht, Depressionen, HPV-Impfung

DAK erweitert Vorsorgeangebot in Kinder- und Jugendarztpraxen

Das könnte Sie auch interessieren
Salesforce hilft Kliniken, die Versorgungsqualität zu verbessern

© Salesforce Germany GmbH

Value Based Healthcare

Salesforce hilft Kliniken, die Versorgungsqualität zu verbessern

Kooperation | In Kooperation mit: Salesforce Germany GmbH
Innovationsforum für privatärztliche Medizin

© Tag der privatmedizin

Tag der Privatmedizin 2024

Innovationsforum für privatärztliche Medizin

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Eine Sanduhr, durch die Geldstücke fall

© fotomek / stock.adobe.com

Tag der Privatmedizin 2024

Outsourcing: Mehr Zeit für Patienten!

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Buch mit sieben Siegeln oder edles Werk? KI-Idee einer in Leder eingebundenen neuen Gebührenordnung für Ärzte (GOÄ)

© KI-generiert mit ChatGPT 4o

Exklusiv Entwurf unter der Lupe

Das brächte Ihnen die neue GOÄ

Kommentare
Sonderberichte zum Thema
In der Klinik Königshof in Krefeld werden Menschen mit psychischen Erkrankungen behandelt. Die digitale Terminvergabe über Doctolib senkt eine Hemmschwelle: Es fällt leichter, mit wenigen Klicks einen Termin zu buchen, als im direkten Gespräch am Telefon.

© St. Augustinus Gruppe

Unternehmensstrategie für Krankenhäuser

Patientenportal stärkt die Reichweite der Klinik

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Doctolib GmbH
Patientenportale: Greifbarer Mehrwert für Klinik und Patienten

© MQ-Illustrations / stock.adobe.com

Digitalisierung von Krankenhäusern

Patientenportale: Greifbarer Mehrwert für Klinik und Patienten

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Doctolib GmbH
Susanne Dubuisson, Product Leader in Health Tech beim E-Health-Unternehmen Doctolib.

© Calado - stock.adobe.com

Tools zur Mitarbeiterentlastung

Online-Termine gegen den Fachkräftemangel

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Doctolib GmbH
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Leitartikel

Bundesweiter ePA-Roll-out: Reif für die E-Patientenakte für alle

Fallbericht

Schäden an der Netzhaut nach dem Haarefärben

News per Messenger

Neu: WhatsApp-Kanal der Ärzte Zeitung

Lesetipps
Husten und symbolische Amplitude, die die Lautstärke darstellt.

© Michaela Illian

S2k-Leitlinie

Husten – was tun, wenn er bleibt?