Pflegeberufegesetz
Verbände größtenteils unzufrieden
Am Freitag hatten die Verbände die Möglichkeit, in einer Anhörung ihre Reaktionen auf den Referentenentwurf des Pflegeberufegesetzes vorzutragen. Es gab viel Kritik.
Veröffentlicht:BERLIN. Zwei Wochen, nachdem Familienministerin Manuela Schwesig (SPD) und Gesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) den Referentenentwurf eines Gesetzes zur Reform der Pflegeberufe vorgelegt haben, konnten sich am Freitag in einer Verbändeanhörung die betroffenen Akteure zu dem von vielen als radikal empfundenen Konzept äußern.
Zahlreiche Verbände reagierten unzufrieden. "Breite statt Tiefe ist die Devise!", sagte Bernd Meurer, Präsident des Bundesverbands privater Anbieter sozialer Dienste (bpa).
Am Ende der Ausbildung seien die Grundlagen für das Berufsfeld nicht vorhanden und der Auszubildende müsse auf eigene Kosten und auf Kosten der Krankenhäuser und Pflegeeinrichtungen qualifiziert werden.
"Die Pflegesätze werden dadurch erheblich steigen", prognostizierte Meurer - und forderte die "Erhaltung und Weiterentwicklung der dringend benötigten Spezialisierung der einzelnen Berufsabschlüsse".
Ungelegte Eier
Nicht nur das Gesetz selbst, auch der Zeitplan wurde vom bpa harsch kritisiert. Meurer mutmaßte, dass eine fachliche Auseinandersetzung insbesondere mit der Praxis nicht gewünscht sei.
Auch Ärztekammer-Präsident Professor Frank Ulrich Montgomery und Dr. Claudia Brase, Geschäftsführerin der Hamburgischen Krankenhausgesellschaft (HKG), bemängeln das Schnellschnell.
"Innerhalb dieser kurzen Zeit ist eine vertiefte Auseinandersetzung mit den Inhalten einer so grundlegenden Reform, eine Abschätzung ihrer Folgen für die praktische klinische Arbeit und eine interdisziplinäre Diskussion kaum möglich", teilten sie mit.
Die HKG, die Ärztekammer Hamburg (ÄKHH) und die Hamburger bpa-Landesgruppe begrüßten generell eine Verbesserung der Rahmenbedingungen in der Pflege.
Die geplante Ausbildungsreform gehe aber nicht nur an den bisherigen Problemen der Krankenhäuser vorbei, sondern schaffe sogar noch zusätzliche. Erschwerend komme hinzu, dass wesentliche inhaltliche Regelungen der Reform noch fehlen und erst später in einer Ausbildungs- und Prüfungsverordnung festgelegt werden sollen.
"Wir sollen quasi zu ungelegten Eiern Stellung nehmen", so Brase weiter. "Die Reform birgt drei wesentliche Risiken: das Interesse an einer Ausbildung und Tätigkeit in der Akutpflege im Krankenhaus wird weiter abnehmen, die Absolventen werden für ihre Tätigkeit im Krankenhaus schlechter qualifiziert sein, und Ausbildungskapazitäten werden reduziert", so Dr. Christoph Mahnke, Erster Vorsitzender der HKG.
Chance fürs Berufsbild
Positiv äußerte sich der Verband der Ersatzkassen (vdek): "Das Gesetz bietet die Chance, die Attraktivität des Berufsbildes für den Nachwuchs zu erhöhen und den Verbleib im Pflegeberuf zu befördern", sagte die vdek-Vorstandsvorsitzende Ulrike Elsner.
Allerdings werde der Erfolg der Idee wesentlich von der Gestaltung der Ausbildungsinhalte abhängen, so Elsner. Zur geplanten bundesweiten Abschaffung des Schulgeldes erklärte sie, dies sei "gut und längst überfällig".
Die Bundesregierung plant mit dem Pflegeberufegesetz, die drei bisher spezialisierten Ausbildungsberufe zu einem allgemeinen Pflegeberuf zusammenzulegen. (aze)