Der nächste PHEIC

WHO erklärt Affenpocken-Ausgabe zur internationalen Notlage

Während sich ein Gremium nicht auf eine Empfehlung einigen konnte, handelt die WHO: Die inzwischen 16.000 Fälle von Affenpocken sind aus ihrer Sicht eine „Notlage“. Europa ist besonders betroffen.

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Tedros Adhanom Ghebreyesus, left, Director General of the World Health Organization (WHO), talks with a WHO's staff, prior the first day of the 75th World Health Assembly at the European headquarters of the United Nations in Geneva, Switzerland, Sunday, May 22, 2022.

Sieht in den Affenpocken das Risiko einer weiteren internationalen Verbreitung: WHO-Generaldirektor Tedros Adhanom Ghebreyesus (Archivbild).

© Salvatore Di Nolfi / KEYSTONE / picture alliance

Genf. Angesichts der Verbreitung der Affenpocken hat die Weltgesundheitsorganisation (WHO) zur „Notlage von internationaler Tragweite“ (Public Health Emergency of International Concern, PHEIC) erklärt. „Es gibt eindeutig das Risiko einer weiteren internationalen Verbreitung, auch wenn das Risiko einer Beeinträchtigung des internationalen Reiseverkehrs gering bleibt“, sagte WHO-Generaldirektor Tedros Adhanom Ghebreyesus am Samstag in Genf.

Es gebe noch viele Fragen angesichts der ungewöhnlichen Ausbreitung der Affenpocken. Auch die Coronavirus-Pandemie hatte die WHO im Januar 2020 zum Gesundheitsnotstand ausgerufen.

Die meisten Fälle betroffen homosexuelle Männer

Inzwischen sind laut WHO mehr als 16.000 Affenpocken-Fälle in 75 Ländern bestätigt, außerdem seien fünf Menschen gestorben, sagte Tedros weiter. Besonders betroffen sei Europa. Im Gegensatz zum Rest der Welt schätze die WHO hier das Infektionsrisiko als hoch ein. Allein in Deutschland meldete das Robert Koch-Institut (RKI) bis Freitag knapp 2300 Fälle.

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Aktuell konzentrieren sich die Fälle laut WHO auf Männer, die Sex mit Männern (MSM) hatten – vor allem bei Promiskuität. „Das bedeutet, dass dieser Ausbruch gestoppt werden kann – mit den richtigen Strategien in der richtigen Gruppe“, sagte Tedros. Zugleich warnte die WHO vor einer Stigmatisierung der Betroffenen.

Inzwischen wurden auch in anderen Teilen der Bevölkerung Fälle verzeichnet. So wurden in den USA nach Angaben der Gesundheitsbehörde CDC mittlerweile zwei Fälle bei Kindern bestätigt. Das teilte die stellvertretende Leiterin der CDC-Abteilung für Krankheitserreger mit hohem Risiko und Pathologie, Jennifer McQuiston, am Freitagabend (Ortszeit). Insgesamt gebe es in den USA mehr als 2800 bestätigte Fälle.

Tedros: „Wir haben die Werkzeuge“

Mindestens drei Impfstoffe scheinen sich laut WHO für eine schützende Injektion zu eignen. Rund die Hälfte der aktuell betroffenen Länder habe bereits Zugang zu diesen Stoffen. Es stünden viele Millionen Dosen zur Verfügung, hieß es. „Wir haben die Werkzeuge“, sagte Tedros. In Deutschland steht Imvanex zur Verfügung.

Zur Zeit gilt neben der Notlage internationaler Tragweite wegen COVID-19 seit 2020 auch eine Notlage wegen Polio-Ausbrüchen (seit 2014). Abgeschlossene Notlagen waren der Ausbruch der Schweinegrippe H1N1 (2010), des Zika-Virus (2016) und von Ebola (2014-2016 und 2019). Die WHO hatte seinerzeit auch Notfallausschüsse wegen Mers-CoV (2013-2015) und wegen Gelbfieber (2016) einberufen. Die dazu konsultierten Fachleute kamen aber nicht zu dem Schluss, dass eine Notlage internationaler Tragweite erklärt werden sollte. (dpa/eb)

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