2019-nCoV

WHO ruft internationale Notlage aus

Zum sechsten Mal ruft die WHO eine internationale Notlage aus – wegen des neuen Coronavirus 2019-nCoV. Auf Reisewarnungen verzichtet die WHO allerdings.

Denis NößlerVon Denis Nößler Veröffentlicht:
Michael Ryan, Chef des WHO-Programms für Notfälle, Tedros Adhanom Ghebreyesus, WHO-Generaldirektor, Didier Houssin, Chef des Notfallkomitees, Maria van Kerkhove, Leiterin des Referats für neu auftretende Krankheiten und Zoonosen der WHO.

Michael Ryan, Chef des WHO-Programms für Notfälle, Tedros Adhanom Ghebreyesus, WHO-Generaldirektor, Didier Houssin, Chef des Notfallkomitees, Maria van Kerkhove, Leiterin des Referats für neu auftretende Krankheiten und Zoonosen der WHO.

© Jean-Christophe Bott/KEYSTONE/dp

Genf. Die Weltgesundheitsorganisation WHO hat wegen der Epidemie des neuen Coronavirus 2019-nCoV die „internationale Notlage“ ausgerufen. Allerdings verzichtet die WHO in ihren Empfehlungen dezidiert auf Reisewarnungen, erklärte WHO-Generaldirektor Dr. Tedros Adhanom Ghebreyesus am Donnerstagabend in Genf nach der Sitzung des Notfallkomitees.

Es ist das sechste Mal, dass die WHO eine „Public Health Emergency of International Concern“ (PHEIC) ausruft. Zuletzt wurde sie Mitte Juli 2019 wegen der Ebolaepidemie im Kongo ausgerufen.

Laut den Empfehlungen des Notfallkomitees sollen nun die Anstrengungen verstärkt werden, die Infektionsquelle zu ermitteln und die Surveillance zu erweitern. Auch sollte rasch an Impfstoffkandidaten, Diagnostika und neuen Virostatika geforscht werden, heißt es.

Inbesondere müssten die Mitgliedsstaaten aber arme und „vulnerable“ Länder unterstützen im Kampf gegen eine mögliche Einschleppung des Virus.

Ausreisekontrollen für China empfohlen

China empfiehlt das Notfallkomittee, die bereits getroffenen Maßnahmen auszuweiten. Dazu zähle auch der internationale Austausch aller Falldaten. Auch sollte China laut WHO Ausreisekontrollen an internationalen Flug- und Schiffshäfen etablieren.

Die PHEIC-Empfehlungen stünden „im Geist der Unterstützung und Annerkenung für China, seinen Menschen und Maßnahmen, die es an der Frontlinie dieses Ausbruchs ergriffen habe“, so Generalsekretär Ghebreyesus.

Für alle anderen Länder empfiehlt die WHO, dass sie sich vorbereiten sollen auf die notwendigen Maßnahmen im Falle einer Einschleppung oder lokalen Mensch-zu-Mensch-Transmissionen.

Die nCoV-Erkrankungszahlen waren bis Donnerstag erneut gestiegen. Auch sind mehr Länder betroffen. Laut dem WHO-Situationsbericht von Donnerstagabend sind weltweit 7818 Infektionsfälle bestätigt, davon alleine 7736 in China. Dort sind 1370 Menschen schwer erkrankt, 170 gestorben. Insgesamt gibt es 12.167 Verdachtsfälle im Reich der Mitte.

Spahn könnte Verordnungen erlassen

Weltweit sind 18 Länder betroffen, aus denen 82 bestätigte 2019-nCoV-Fälle gemeldet wurden. In Deutschland werden nach wie vor vier Patienten im Münchner Klinikum Schwabing isoliert. Sie sind nach Angaben der Klinik allerdings symptomfrei.

Die Ausrufung eines PHEIC hat keine direkten Konsequenzen für die rund 200 WHO-Mitgliedsstaaten. Mittels einer solchen internationalen Notlage, die im Rahmen der Internationalen Gesundheitsvorschriften („International Health Regulations“, IHR) ausgerufen wird, erlässt die WHO vor allem temporäre Empfehlungen. Die Staaten sind aufgerufen, ihr Vorgehen untereinander auf dieser Basis abzustimmen.

In Deutschland ist Bundesgesundheitsminister Jens Spahn nun ermächtigt, Rechtsverordnungen zu erlassen, um die WHO-Empfehlungen umzusetzen. Dazu muss er nach Paragraf 20 des IGV-Durchführungsgesetzes (IGV-DG) Einvernehmen mit den Bundesministern für Verkehr, Wirtschaft und Inneres herstellen. Die Länder haben im Bundesrat ein Vetorecht.

In Abstimmung mit den Bundesländern hatte er allerdings schon am Dienstag angekündigt, per Eilverordnung unter anderem für Krankenhäuser neue Meldepflichten zu erlassen.

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