Bundestagswahl

Wahlprogramm: Liberale setzen auf freien Arztberuf

Therapiefreiheit ohne Budgetierungszwang, mehr Karrierechancen, weniger Bürokratie: So will die FDP bei Ärzten und Pflegebeschäftigten punkten. Ein Drei-Säulen-Modell soll die Pflegefinanzen stabil halten.

Thomas HommelVon Thomas Hommel Veröffentlicht:
Christian Lindner (rechts), Bundesvorsitzender der FDP, und Volker Wissing, FDP-Generalsekretär, stellen in Berlin den Entwurf des Bundestagswahlprogramms vor.

Christian Lindner (rechts), Bundesvorsitzender der FDP, und Volker Wissing, FDP-Generalsekretär, stellen in Berlin den Entwurf des Bundestagswahlprogramms vor.

© Bernd von Jutrczenka/dpa

Berlin. Nach SPD, Grünen, AfD und Linken haben auch die Liberalen ihren Entwurf für ein Wahlprogramm zur Bundestagswahl vorgelegt. Verabschiedet werden soll das Programm auf einem Bundesparteitag im Mai.

In der Gesundheitsversorgung setzt die FDP auf eine Stärkung des „freien Berufs“. Niedergelassene Ärzte, Apotheker oder Heilmittelerbringer müssten „autonom und frei von Weisungen Dritter entscheiden können“, heißt es im Leitantrag des FDP-Bundesvorstands. Therapiefreiheit „ohne Budgetierungszwang“ komme letztlich den Patienten zugute.

Bekenntnis zum dualen Prinzip

Die FDP bekennt sich zudem zur Dualität von GKV und PKV. Versicherte müssten zwischen beiden Modellen wählen können. Gesetzliche Kassen sollten mehr Spielraum für Direktverträge mit Ärzten und Kliniken bekommen. AOK, TK & Co. sollten Versicherten mehr Selbstbeteiligungen, Bonuszahlungen oder Beitragsrückerstattungen anbieten dürfen.

Als Dorn im Auge der Leistungsbringer brandmarkt die Partei zunehmende bürokratische Auflagen. Die Folge: „Es bleibt weniger Zeit für die Patientinnen und Patienten.“ Für eine Entbürokratisierung brauche es eine Bepreisung von Bürokratie- und Berichtspflichten: Bezahlen solle diese derjenige, der sie anfordere.

Die Arbeit der bundesweit rund 1925 Krankenhäuser sei finanziell abzusichern. Nötig sei eine „nachhaltige“ Investitionsfinanzierung sowohl für maximalversorgende als auch kleinere spezialisierte Häuser. Mehr Qualität bei Operationen sei über Pay-for-Performance sicherzustellen. Die Strukturreform der Kliniklandschaft sei „verantwortungsvoll“ weiterzuentwickeln, Fehlanreizen für Überversorgung entgegenzuwirken.Digitale Infrastruktur und robotische Assistenzsysteme seien „gezielt“ zu fördern.
Lesen sie auch

Digitalisierung sei kein Wert an sich, stellt die FDP fest. Sie habe den Arbeitsalltag in Praxen und Kliniken zu erleichtern. Dazu brauche es offene Standards, Interoperabilität und Datensicherheit. Patientendaten müssten schnell verfügbar sein. Bei der Vorsorge wollen die Liberalen auf „Überzeugung statt Bevormundung“ setzen. Jungen Menschen müsse bereits in Kitas, Schulen und in der Ausbildung gesunder Lebensstil vermittelt werden. Im Sinne eines „lebenslangen Gesundheitslernens“ sollten aber auch Erwachsene entsprechende Informationen erhalten.

Vom Assistenten zum Professor

Zur Pflege heißt es, die Branche leide an einem zunehmenden Mangel an Fachkräften und zu viel Bürokratie. Eine Einschränkung oder ein pauschales Verbot der Zeitarbeit lehnen die Liberalen ab. Immer mehr Pflegekräfte entschieden sich für einen Wechsel in die Zeitarbeit, „um selbst darüber entscheiden zu können, welche Dienste sie übernehmen“.Die Pflegeausbildung sei dahingehend zu reformieren, dass „mehr digitale Inhalte, eine Stärkung der pflegerischen Kompetenzen und eine leistungsgerechte Durchlässigkeit“ ermöglicht werden. Auch für Haupt- und Gesamtschüler könne der „Weg von der Pflegeassistenz zur Pflegeprofessur Realität werden

In den Krankenhäusern seien die „starren“ Pflegepersonal-Untergrenzen aufzugeben. Nötig sei ein Instrument wie die Pflegepersonal-Regelung 2.0. Pflegeaufgaben sollten fach- und „ausbildungsgerecht „sowie am Bedarf des Pflegeempfängers orientiert übernommen werden. Für pflegende Angehörige schlägt die FDP ein „liberales Pflegebudget“ vor: Damit sollen alle Leistungsansprüche der jeweiligen Pflegegrade in ein monatliches Budget überführt werden.

Für eine nachhaltige Finanzierung der Pflege schlagen die Liberalen analog zur Rente ein Drei-Säulen-Modell vor – bestehend aus Umlagefinanzierung, privater und betrieblicher Vorsorge. Eine Pflege-Vollversicherung wird abgelehnt, ebenso die Bürgerversicherung. Mit Blick auf Demografie und Sozialabgaben sei es „unvertretbar“, die Finanzierung allein auf künftige Generationen abzuwälzen.

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Bundestagswahl 2021

CSU will Treiber der E-Patientenakte sein

Das könnte Sie auch interessieren
Umgang mit Multimorbidität in der Langzeitpflege

© Viacheslav Yakobchuk / AdobeStock (Symbolbild mit Fotomodellen)

Springer Pflege

Umgang mit Multimorbidität in der Langzeitpflege

Anzeige | Pfizer Pharma GmbH
COVID-19 in der Langzeitpflege

© Kzenon / stock.adobe.com

Springer Pflege

COVID-19 in der Langzeitpflege

Anzeige | Pfizer Pharma GmbH
Wie patientenzentriert ist unser Gesundheitssystem?

© Janssen-Cilag GmbH

Video

Wie patientenzentriert ist unser Gesundheitssystem?

Kooperation | In Kooperation mit: Janssen-Cilag GmbH
Höhen- oder Sturzflug?

© oatawa / stock.adobe.com

Zukunft Gesundheitswesen

Höhen- oder Sturzflug?

Kooperation | In Kooperation mit: Janssen-Cilag GmbH
Patientenzentrierte Versorgung dank ePA & Co?

© MQ-Illustrations / stock.adobe.com

Digitalisierung

Patientenzentrierte Versorgung dank ePA & Co?

Kooperation | In Kooperation mit: Janssen-Cilag GmbH
Kommentare
Carl Billmann, Leiter der Stabsstelle IT, Marketing & Kommunikation bei BillmaMED, Medizinstudent mit dem Berufsziel Dermatologe.

© Doctolib

Interview

„Am Empfang haben wir Stress rausgenommen“

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Doctolib GmbH
Die Patientin tippt ihre Nachricht ins Smartphone, das Praxisteam antwortet direkt über
den Desktop. So sind Vereinbarungen über ein E-Rezept oder eine Befundmitteilung vom Facharzt schnell übermittelt.

© [M] Springer Medizin Verlag | Foto: A_B_C / stock.adobe .com

Digitale Patientenkommunikation

„Das Potenzial für die Zeitersparnis ist riesig“

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Doctolib GmbH
KI-Einsatz mit Robotern im Krankenhaus oder in der ambulanten Pflege? In Deutschland noch schwer vorstellbar. Aber vielleicht ist das dieZukunft. Ein Feld auch für die Geldanlage.

© sirisakboakaew / stock.adobe.com

Interview zum Thema Geldanlage

KI für Anleger: „Ich sollte verstehen, in was ich investiere“

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Deutscher Apotheker- und Ärztebank
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Steuern

Pflicht zur E-Rechnung – was auf Ärzte jetzt zukommt

Gastbeitrag

Infertilität: Was bringt gesunder Lifestyle?

Lesetipps
Ein Mann hat Kopfweh und fasst sich mit beiden Händen an die Schläfen.

© Damir Khabirov / stock.adobe.com

Studie der Unimedizin Greifswald

Neurologin: Bei Post-COVID-Kopfschmerzen antiinflammatorisch behandeln

Der gelbe Impfausweis

© © mpix-foto / stock.adobe.com

Digitaler Impfnachweis

eImpfpass: Warum das gelbe Heft noch nicht ausgedient hat